| ePredigt vom 18.08.2024 ( Lukas 13, 10-17) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich zu unserem heutigen Gottesdienst mit dem Wochenspruch für diese neue Woche: " Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen." (Jesaja 42,3a). Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im Lukasevangelium, Kapitel 13, die Verse 10-17. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: | |
| | Und er lehrte in einer Synagoge am Sabbat. Und siehe, eine Frau war da, die hatte seit achtzehn Jahren einen Geist, der sie krank machte; und sie war verkrümmt und konnte sich nicht mehr aufrichten. Als aber Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: Frau, sei frei von deiner Krankheit! Und legte die Hände auf sie; und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott. Da antwortete der Vorsteher der Synagoge, denn er war unwillig, dass Jesus am Sabbat heilte, und sprach zu dem Volk: Es sind sechs Tage an denen man arbeiten soll; an denen kommt und lasst euch heilen, aber nicht am Sabbattag. Da antwortete ihm der Herr und sprach: Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder seinen Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Sollte dann nicht diese, die doch Abrahams Tochter ist, die der Satan schon achtzehn Jahre gebunden hatte, am Sabbat von dieser Fessel gelöst werden? Und als er das sagte, mussten sich schämen alle, die gegen ihn gewesen waren. Und alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die durch ihn geschahen. | |
| Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen. Liebe Gemeinde,
wenn Gesetz und Not und Hilfe aufeinandertreffen, dann sind Spannungen vorprogrammiert. Denken wir nur einmal an das Jahr 2015 zurück, wo die einen riefen "Ausländer raus" und die anderen uneigennützig geholfen haben, ja, sogar den eigenen Wohnraum zur Verfügung gestellt haben.
Schauen wir uns doch einmal zusammen an, wie Jesus mit diesen beiden Gegensätzen umgeht. | |
| 1. Die Not Jesus, liebe Gemeinde, sieht alle Nöte dieser Welt. Da kam eine Frau in den Gottesdienst, die schon seit fast 20 Jahren unter ihren Gebrechen litt. Die Gemeinschaft nahm sie schon gar nicht mehr wahr. Ihr war wohl nicht zu helfen.
Jesus hingegen sieht all ihre Not, die sie mit sich herumträgt auf den ersten Blick.
Und das ist bis zum heutigen Tage so geblieben. Häufig werde ich gefragt: Ja, wenn Jesus meine Not sieht, warum hilft er mir denn heute nicht?
Schauen wir uns doch einmal an, was diese Frau gemacht hat. Das erkennen wir allerdings nur zwischen den Zeilen. Sie ging in den Gottesdienst, sie ging also trotz aller Gebrechen zu diesem Jesus hin und unterbreitete ihm ihre Not, einfach in dem sie dort war.
Schleppen wir nicht heutzutage viele Nöte mit uns herum ohne sie Jesus vor die Füße zu legen? Trauen wir diesem Jesus heute überhaupt noch das zu, was er vor 2000 Jahren gemacht hat?
Und da muss ich für mich gestehen, dass auch ich oftmals meine Nöte allein zu bewältigen versuche. Bis mir dann siedend heiß einfällt: "Ich habe ja einen, der mir helfen kann". Und dann bringe ich all das, was mir auf dem Herzen liegt vor diesen Herrn und Heiland.
Machen wir es doch wie diese Frau, von der uns der Predigttext berichtet. Gehen wir doch wieder zuerst zu unserem Herrn und trauen wir ihm doch wieder alles zu, weil er alles kann. | |
| 2. Die Hilfe Jesus schaut nur auf die Not und niemals auf die Regeln. Und so heilte er die gebrechliche Dame am Sabbattage mit einem Federstrich.
Und das möchte Jesus bei einem jeden von uns tun. Wir müssen ihn nur gewähren lassen. Gewähren lassen das heißt auch mal WARTEN.
Und da liegt bei mir der Hase im Pfeffer begraben. Warten ist nämlich nicht gerade meine Spezialdisziplin. Und so passiert es immer wieder, dass ich alleine an meinen Nöten herumlaboriere und diese dadurch auch schon mal verschlimmbessert habe.
Aber selbst dann ist unser Herr sofort zur Stelle, wenn wir ihn inständig bitten. Er kennt uns ja schließlich besser als wir uns selber jemals kennen werden.
Und jetzt kommt noch die Art der Hilfe. Bei der gebrechlichen Dame half der Herr, indem er sofort ihre körperlichen Gebrechen heilte.
Diese Art der Hilfe muss aber nicht der Regelfall sein. Denken wir einmal daran, wie Paulus gebetet hatte, Gott möge ihm doch seine körperlichen Gebrechen wegnehmen. Und was war die Antwort von Gott: "Lass dir an meiner Gnade genügen."
Und so hilft unser Herr und Heiland auch heute noch auf vielfältigste Art und Weise. Mal hat er genialere Lösungen zur Hand, die ich mir nie hätte träumen lassen. Und mal musste ich auch schon mal Nöte durchleben. Und auch das Durchleben von Nöten kann heilsam sein, weil wir dort häufig und direkt unseren Herrn spüren und dadurch auch gefestigt aus diesen Zeiten hervorgehen.
Doch immer konnte ich im Rückblick eines sagen: Seine Hand war stets über mir gewesen, auch wenn ich sie nicht immer gespürt habe.
Und das macht der Herr bis heute bei all seinen Kindern so. Vertrauen wir ihm also und vor allem trauen wir ihm auch wieder was zu. | |
| 3. Gesetz Nun gab es da ja noch die Pharisäer und vor allem die Vorsteher der Synagogen. Diese hatten es sich zur Aufgabe gemacht, peinlichst genau alle Vorschriften einzuhalten, selber noch einige hinzuzufügen und viel mehr noch, nämlich die Einhaltung derselben auch bei ihren Schäfchen zu überwachen.
Und eine Vorschrift betraf nun mal das Tätigkeitsverbot am Sabbat. Und dies wurde so engstirnig ausgelegt, dass noch nicht einmal Menschen geholfen werden durfte, die an einem Sabbat erkrankten.
Und diese Spezies der "Übergläubigen" die schlägt Jesus mit ihren eigenen Waffen.
Solange wie es nur die anderen betraf, ja da konnte man gut auf die Einhaltung der Regeln achten, aber sobald man selber oder gar das Eigentum von einem selber Schaden nehmen konnte, ja, dann galten natürlich ganz andere Regeln.
Und dies schmierte Jesus der gesamten Gemeinde auf's Butterbrot. Und dann war, wie man bei uns im Ruhrgebiet so schön zu sagen pflegt "Schicht im Schacht". Rumms, das hatte gesessen.
Und man kann förmlich spüren, wie den Pharisäern und der ganzen Gemeinde die Scheuklappen von den Augen fielen und sie erkannten, welchem Blödsinn sie aufgesessen waren.
Und dann schämten sich diejenigen, die erkannt haben, dass sie mit den Regeln mehr Unheil als Heil angerichtet haben und die anderen freuten sich ob der Heilungstat wegen.
Was will uns Jesus damit sagen. Besser anders herum: Jesus ist nicht gegen Regeln, Regeln müssen schließlich sein, um ein geordnetes Miteinander sicherzustellen.
Aber Jesus stellt unsinnige Regeln in Frage. Und dazu fordert uns unser Herr und Heiland auch heute auf. Wir alle, die wir heute Morgen beisammensitzen, sollten uns immer wieder die Frage der Sinnhaftigkeit von Regeln stellen.
Jesus meint damit nicht die 10 Gebote. Aber wie sieht es denn mit unseren Gottesdienstordnungen aus? Ist da nicht auch das ein oder andere in die Jahre gekommen? Können nicht auch mal jüngere Menschen die Aufgaben eines Ältesten übernehmen? Und ist wirklich alles gut, weil wir es schon immer so gemacht haben?
Ich denke als Richtschnur muss uns immer die Bibel dienen. Alles, was Gott uns dort vorgibt, daran müssen wir uns auch halten. Aber alle Regeln die wir darüber hinaus uns selbst auferlegen, diese sollten wir von Zeit zu Zeit immer mal wieder hinterfragen.
Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes noch einmal zusammen singen und zwar den ersten Vers des Liedes: "Jesus Christus herrscht als König..." (EG 123), damit wir uns immer daran erinnern, wer denn hier letztendlich wirklich das Sagen hat. | |
| | Jesus Christus herrscht als König, alles ist ihm untertänig, alles legt ihm Gott zu Fuß. Aller Zunge soll bekennen, Jesus sei der Herr zu nennen, dem man Ehre geben muss. | |
| Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in diese neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber | |
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