ePredigt vom 19.04.2020 (Jesaja 40, 26-31) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 1. Sonntag nach Ostern, dem Sonntag Quasimodogeniti, was übersetzt bedeutet "Wie die neugeborenen Kindlein". Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei dem Propheten Jesaja im 40. Kapitel, die Verse 26-31. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Hebt eure Augen in die Höhe und seht ! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt. Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel sagst:" Mein Weg ist dem Herrn verborgen und mein Recht geht vor meinem Herrn vorüber?" Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden. Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden. Liebe Gemeinde,
ja, wie die neugeborenen Kindlein dürfen wir uns seit Ostern bezeichnen. Was bedeutet dies aber ganz konkret für einen jeden Einzelnen unter uns ? Lassen Sie uns dafür versuchen anhand unseres Predigttextes konkrete Antworten zu finden.
1. Er ruft sie alle mit Namen
Wir sind keine anonyme Masse namens Mensch, die Gott gegenübersteht. Nein, ER kennt uns alle bei unserem Namen. So sagt es unser Predigttext.
Unser Herr möchte mit einem jeden von uns Gemeinschaft haben. Die Grundlage dafür hat er uns zu Ostern geschenkt. Aber eben nur die Basis.
Seit Ostern kommt es nämlich auf einen jeden Einzelnen an, ob auch er Gemeinschaft mit Gott haben möchte. Gott wird keinem Menschen, der aufrichtig zu ihm kommt, seine Sünden bekennt und bereut die Türe vor der Nase zuschlagen.
Seit Ostern steht der Himmel für uns wieder weit offen. Oftmals höre ich bei vielen Menschen auch ein wenig Angst, wenn sie hören, dass Gott einen jeden bei seinem Namen kennt. Die Angst ist aber vollkommen unbegründet. Wir haben keinen Kontroll-Gott, der nur darauf wartet, dass jemand von uns einen Fehler macht, damit er ihn dann auch entsprechend bestrafen kann.
Der Gott, der durch die Bibel zu uns spricht ist ein liebender Gott, der sogar seinen eigenen Sohn nicht verschonte, sondern ihn dem Tode preisgab, nur damit wir wieder mit IHM Gemeinschaft haben können.
2. Müde erhalten Kraft und Unvermögende erhalten Stärke
Wenn ich mir die heutige Gesellschaft anschaue, dann reicht oftmals ein Job nicht mehr, um den Lebensunterhalt davon zu finanzieren. Sehr viele Menschen haben einen, manche auch zwei und manche auch drei Nebenjobs, um so gerade eben über die Runden zu kommen. Häufig geht dies aber nicht lange gut und man fällt in einen Burnout hinein.
Diesen müden Menschen verspricht Gott Kraft. Aber nicht die Kraft um noch mehr und noch mehr zu ackern, sondern die Kraft die aus seinem Beistand herrührt. Gott will doch nicht, dass seine Kinder sich zu Tode schuften. Wir sind doch alle Königskinder. Gott gibt seinen Königskindern z.B. den Beistand, einmal in Ruhe nachzudenken, wie es denn weitergehen soll.
Dies ist nicht auf den Beruf beschränkt. Es trifft auf alle Situationen unseres Lebens zu. Gott gibt auch den Trauernden die Kraft, nicht in ihrer Trauer zu verweilen, sondern mit seinem Beistand wieder aufzustehen.
Unvermögende erhalten Stärke. So haben wir es soeben gehört. In der Elberfelder Bibelübersetzung steht hier für das Wort Unvermögende das Wort Ohnmächtige.
Wie oft stehen wir, gerade auch in diesen Zeiten ohnmächtig vor einer Situation da. Wir können zurzeit nur ohnmächtig zuschauen, was gerade mit unserer Gesundheit und der Wirtschaft passiert. Das ist zugegebenermaßen ein bedrückendes Gefühl.
Aber gerade uns Ohnmächtigen verspricht unser Vater im Himmel Stärke. Stärke, die Situation mit seiner Hilfe auszusitzen. Stärke, um nach dieser Zeit wieder aufzustehen. Und vor allem gibt er uns Stärke, die uns in die Lage versetzt, nicht nur auf uns, sondern auch auf unsere Mitmenschen zu achten.
3. Auf den Herrn harren
Liebe Gemeinde, dieses Wort ist uns in unserer Alltagssprache wohl kaum mehr geläufig. Mit Harren ist mehr gemeint als untätiges Warten. Harren bedeutet, dass ich mit bestimmter innerer Erwartung einer Sache entgegensehe.
Wer so auf den Herrn harrt dem verspricht er, dass er laufen und nicht matt werden wird und dass er wandeln und nicht müde werden wird.
Wir haben gerade die Worte laufen und wandeln gehört. Dies bezieht sich auf unsere konkreten Lebenssituationen. Es gibt in jedem Leben Zeiten der hektischen Betriebsamkeit. Das ist mit dem Wort laufen gemeint. Und gerade in dieser Zeit sorgt des Herren Beistand dafür, dass wird nicht matt werden, also diese Zeiten gut durch- und mit seiner Hilfe überstehen.
Und dann gibt es als Gegenpol Zeiten der Ruhe, die wir auch wirklich in Ruhe begehen sollten. Und auch in diesen Zeiten steht uns unser Herr bei. Liebe Gemeinde auch die Ruhe will gelernt sein. Viele unserer Mitmenschen kennen die rechte Ruhe ja gar nicht mehr. Nach 5 Tagen der Arbeit erwartet uns ein Wochenende, welches von Freitag bis Sonntag vollgepackt ist mit jeder Menge Events.
Zeit für Ruhe ist da nicht mehr. Aber unser Herr weiß, dass wir diese Ruhe dringend benötigen, nicht zuletzt um auch Zeit für IHN zu haben. Daher verspricht er uns, dass er uns auch die Ruhe lehren möchte, und wir auf dem Weg zur Ruhe nicht müde werden, diese zu erlernen und auch beizubehalten.
Wir sehen also, als die neugeborenen Kindlein stehen wir ab sofort unter dem Schutz und der Fürsorge unseres Herrn. Lassen wir uns doch von ihm führen und geleiten unser ganzes weiteres Leben lang.
Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den 1. Vers des Liedes "Alles ist an Gottes Segen..." (EG 352) einstimmen, der da lautet, wie folgt: Alles ist an Gottes Segen und an seiner Gnad gelegen über alles Geld und Gut. Wer auf Gott sein Hoffnung setzet, der behält ganz unverletzet einen freien Heldenmut. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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