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ePredigt vom 19.09.2021 (Klagelieder 3, 22-26 ; 31-32)


Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 16. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 3. Kapitel der Klagelieder Jeremias, die Verse 22-26 und 31-32. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Die Güte des Herrn ist's, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß. Der Herr ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen. Denn der Herr ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt. Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen. Denn der Herr verstößt nicht ewig; sondern er betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte.

Liebe Gemeinde,

nach Klageliedern hört sich unser Predigttext doch ganz und gar nicht an. Und doch, wenn wir die ersten Kapitel der Klagelieder lesen erfahren wir, dass nach der Zerstörung Jerusalems und der Verbringung in die Gefangenschaft Jeremia wohl allen Anlass hatte zur Klage. Und dennoch geht Jeremia weg von den äußeren Begebenheiten und sieht auf Gott. Lassen Sie uns diese Blickrichtung einmal etwas genauer betrachten.

1. Alle Morgen

Jeremia sieht in der gegenwärtigen Situation auch, dass Gottes Gnade alle Morgen neu ist.

Jesus lehrt uns ja schon in der Bergpredigt, dass jeder Tag seine eigene Plage hat. Wir sollen nicht an das denken, was uns gestern widerfahren ist. Gestern ist Geschichte und kommt nicht mehr zurück.

Wir sollen uns aber auch keine Sorgen machen über das, was morgen sein könnte. Denn es kann auch alles ganz anders kommen.

Heute ist der Tag, den wir mit Jesus zusammen leben sollen. Den heutigen Tag sollen wir so, wie er ist aus Gottes Hand nehmen und ihn ihm anvertrauen im Vertrauen darauf, dass ER stets bei uns ist, und wir unter seiner Führung leben.

Dietrich Bonhoeffer hat dies einmal wesentlich eleganter formuliert als ich indem er sagte: "Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen."

Und so können wir unabhängig von allen äußeren Umständen Gott vertrauen, der stets nur das Beste für seine Kinder will. Selbst wenn alles dagegen zu sprechen scheint: Auch in der größten Not ist ER bei uns.

2. Unser Erbe

Der Herr ist mein Teil, so haben wir es vorhin gehört. Schon eine komische Formulierung, dachte ich, als ich diesen Text zum ersten Male gelesen habe.

Im Urtext finden wir dafür auch eine andere Übersetzung, dort steht für das Wort Teil das Wort Erbteil. Der Herr ist also mein Erbteil Damit können wir natürlich schon mehr anfangen.

Von Natur aus sind wir ja Sünder und in der Gottesferne. Aber jeder, der Jesu Erlösungstat für unsere Sünden für sich in Anspruch nimmt, der rückt von der Gottesferne wieder direkt ins Vaterhaus hinein.

Von gottesfernen Sündern, mit denen Gott nichts zu tun haben kann, da er in seiner Gegenwart keine Sünde duldet, werden wir wieder zu seinen geliebten Kindern.

Und als seine Kinder sind wir natürlich auch erbberechtigt. Gott kann und will uns wird uns niemals auf ein Pflichtteil beschränken. Alles, was ihm gehört, das gehört auch uns.

Wenn wir auf Erden Grund zur Klage haben mag uns dieser Umstand trösten, der Umstand, dass wir dereinst dies alles hinter uns lassen werden und im Himmel mit ihm vereint sein werden.

Aber als treusorgender Vater sorgt Gott nicht erst im Himmel für uns, sondern auch schon hier auf Erden. Egal, wie schlecht es uns auch zu gehen mag, wir dürfen sicher sein, dass ER schon im Hintergrund an einer Lösung unserer Probleme arbeitet. Eine Lösung, die so wunderbar sein wird, dass wir stets auf's Neue überrascht werden, was für einen gewaltigen Herrn und Heiland wir doch haben.

3. Unser Tun

Klagen ist das Eine. Gott walten lassen das andere. Aber können wir denn gar nichts selber tun in den vermeintlich schlechten Zeiten ? Doch, das können wir und Jeremia sagt uns auch, was wir tun können:

a. Auf Gott harren. Harren ist mehr als warten, es ist ein sehnsüchtiges Warten auf ein bestimmt eintretendes Ereignis. Jeremia sagt uns übertragen: Ihr dürft davon ausgehen, dass Gott euch nicht im Stich lassen wird. Verlasst euch allein auf ihn und auf nichts anderes.

b. Gott fragen. Das bedeutet nichts anderes, als dass wir den Kontakt zu unserem Herrn niemals abreißen lassen sollen. Es  gibt ja viele Mitmenschen, die nur an einen Schönwettergott glauben. Läuft alles rund im Leben, dann glaubt man auch. Aber wehe, es geht mal richtig rund im Leben, dann kehrt man sich leicht von Gott ab.

Das kann uns aber nicht passieren, wenn wir im Gebet stets mit ihm vereint sind. Das Gebet hält uns im Glauben, es trägt uns im Glauben und es nährt unsere Hoffnung im Glauben.

c. Geduldig sein. So, jetzt muss ich gestehen, dass ich damit so meine Schwierigkeiten habe. Ich habe mal bei einem guten Freund ein Blechschild an der Wand gesehen, auf welchem geschrieben stand: "Herr, gib mir Geduld, aber bitte sofort."

Liebe Gemeinde, es ist so, wie es auch schon Wilhelm Busch gesagt hat: 
Gottes Mühlen mahlen langsam, aber vortrefflich fein. Gott wird nicht immer sofort unser Schicksal wenden. Aber er arbeitet so an einer Lösung, dass es stets die Beste für uns sein wird. Und darauf lohnt es sich doch auch zu warten.

Wenn wir dies beherzigen, dann wird aus dem Klagen ein Vertrauen und aus dem Vertrauen eine feste Zuversicht, dass ER alles recht machen wird.

Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den achten Vers des Liedes "Befiehl du deine Wege...." (EG 361) von Paul Gerhardt einstimmen, der da lautet, wie folgt:
Ihn, ihn allein lass tun und walten, er ist ein weiser Fürst
und wird sich so verhalten, dass du dich wundern wirst,
wenn er, wie ihm gebühret, mit wunderbarem Rat
das Werk hinausgeführet, das dich bekümmert hat.

Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe dir seinen Frieden

Amen.

Liebe Gemeinde,

ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.

Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr

Ulrich Naber
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