ePredigt vom 20.08.2017 (2. Mose 19, 1-6) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 10. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 2. Buch Mose, Kapitel 19, die Verse 1-6. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Am ersten Tag des dritten Monats nach dem Auszug der Israeliten aus Ägyptenland, genau auf den Tag, kamen sie in die Wüste Sinai. Denn sie waren ausgezogen von Refidim und kamen in die Wüste Sinai und lagerten sich dort in der Wüste gegenüber dem Berge. Und Mose stieg hinauf zu Gott. Und der Herr rief ihm vom Berge zu und sprach: So sollst du sagen zu dem Hause Jakob und den Israeliten verkündigen: Ihr habt gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe und wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht. Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein. Das sind die Worte, die du den Israeliten sagen sollst. Liebe Gemeinde,
soeben haben wir etwas über die Gottesherrschaft gelesen. Wir sagen ja oftmals sehr schnell, dass wir Gottes Kinder sind und dass Gott unser Herr ist. Aber was bedeutet dies ganz konkret für einen jeden von uns. Lassen Sie uns darüber einmal gemeinsam nachdenken.
1. Gott gehört die Zeit
Gott bestimmte, so lesen wir es in unserem heutigen Predigttext, ganz genau, wann er mit seinem Volk reden wollte. Also nicht das Volk bestimmte, wann es mit Gott reden wollte, sondern Gott ist der Herr der Zeit.
Heutzutage schaut es bei vielen Menschen ja eher so aus, dass der Terminkalender vollgepfropft wird bis zum berühmten geht-nicht-mehr. Und wenn es dann irgendwie die Zeit zulässt, dann nimmt man sich noch ein wenig Zeit für Gott.
So geht es aber nicht. Wir müssen wieder lernen, uns von Gott zu jedem beliebigen Zeitpunkt unseres Lebens unterbrechen zu lassen. Und wenn Gott uns dann anspricht, dann sollen wir so reagieren, wie es der Priester Eli dem Samuel angeraten hat. Wenn Gott uns anspricht sollen wir ganz einfach sagen: Rede Herr, dein Knecht hört!
Wenn Gott unsere Zeit gehört, dann gehört ihm auch unsere gesamte Lebenszeit. Dann bestimmt nur ER allein, wann wir zu ihm heimkehren und niemand anderes. Deshalb finde ich Kommentare, wie: "Er oder sie ist viel zu früh von uns gegangen" auch reichlich an der Bibel vorbei. Natürlich berührt es uns, wenn ein junger Mensch nach unserer Ansicht zu früh gegangen ist. Aber Gott allein bestimmt den Zeitpunkt, wann er seine Kinder heimholt.
Ein bekannter Pfarrer drückte dies einmal sehr pragmatisch, wie folgt aus: "Kein Mensch stirbt an einer Krankheit, jeder Mensch stirbt an und nach Gottes Willen."
Da wir selber also den Zeitpunkt nicht kennen, ist es höchste Zeit, dass wir und vor allem unsere Mitmenschen, die dies noch nicht getan haben, die Sache mit Gott ins Reine bringen.
2. Gott wählt die Form der Ansprache
Häufig höre ich den Einwand: "Gott spricht überhaupt nicht mit mir." Das kann ich sehr gut verstehen. Denken Sie einmal an eine Satellitenschüssel. Mit dieser können Sie, je nachdem, wie diese positioniert ist, nahezu unendlich viele Fernsehprogramme empfangen. Ist sie aber falsch eingestellt, dann hören und sehen Sie gar nichts. Dann bleibt der Bildschirm schwarz.
Genau so müssen wir unsere Antennen auf Gott ausrichten, um sein reden zu uns auch verstehen zu können. In unserem Predigttext redete Gott durch Mose zu seinem Volk. Aber es gibt viele andere Möglichkeiten, durch die Gott zu uns redet. Wir müssen nur offen dafür sein.
Gott redet oftmals durch andere Menschen auch zu uns. Ich habe es selber schon einige Male erlebt, dass man mich auf der Straße angesprochen hat, um sich zu erkundigen, wie es denn mit meiner Beziehung zu Gott steht. Daraus haben sich manche sehr fruchtbare Gespräche ergeben. Gut, ich hätte auch weitergehen können, aber ich lasse mich gern auf derartige Gespräche ein, natürlich nicht, wenn diese von den Zeugen Jehovas kommen. Dann suche selbst ich das Weite.
Dann spricht Gott nach wie vor zu uns durch sein immer noch gültiges Wort. Wir alle haben sicherlich schon einmal das Gefühl bei unserer Bibellese gehabt, dass genau diese Stelle genau heute auf uns zutrifft und uns Rat und Trost und Beistand spendet. Daher ist es auch so wichtig, dass wir uns immer wieder mit seinem Wort beschäftigen.
Es gibt auch ganz spezielle Situationen durch die Gott zu uns spricht. Das können kleinste Alltagssituationen sein, aber auch hochdramatische Situationen, wenn uns Gott zum Beispiel vor einem Unglück bewahrt.
In allen diesen Situationen ist eines ganz, ganz wichtig; nämlich dass wir Gott auch wirklich zuhören und nicht einfach wieder zur Tagesordnung zurückkehren. Gott unterbricht uns ja schließlich nicht, weil es ihm vielleicht langweilig ist und er nach einem Gesprächspartner sucht. Wenn Gott zu uns spricht, dann kommt immer etwas ganz wichtiges für unser Leben. Und darum sollten wir auch alles stehen- und liegenlassen und auf Gott hören.
3. Gott regiert die ganze Welt
Über etwas bestimmen kann man ja bekanntermaßen nur, was einem auch gehört. Wenn Gott der Herrscher der Welt ist, dann ist er auch Herrscher über einen jeden Menschen.
Nun regiert Gott sicherlich alles andere als plan- und ziellos. Er hat einen Plan mit uns allen. Voraussetzung dafür, dass Gott seinen Plan mit uns entfalten kann ist, wie wir es in unserem Predigttext lesen, dass wir seiner Stimme gehorchen und seinen Bund halten.
Solange wir ein selbstbestimmtes Leben nach unseren Wünschen und Vorstellungen leben, solange kann Gott seinen Plan mit uns nicht in die Tat umsetzen. Das geht erst dann, wenn wir uns bereitmachen für seinen Plan.
Aber was ist denn nun sein Plan mit uns?
Gott möchte uns zu einem Königreich von Priestern machen und wir sollen sein heiliges Volk sein.
Aufgabe der Priester war es in der damaligen Zeit, den anderen Menschen Gottes Wort zu erläutern und auszulegen. Das sollte einmal natürlich auch durch reden geschehen. Aber viel wichtiger ist es, dass wir Gottes Wort auch in die Tat umsetzen.
Wenn wir unseren Mitmenschen Gottes Wort nahebringen und vor allem dies auch in die Tat umsetzen, dann sind wir auf dem rechten Wege sein heiliges Volk zu werden.
Einen Ratschlag, wie wir dies tun können, gibt uns der Liederdichter Paul Gerhardt in dem ersten Vers seines Liedes "Befiehl du deine Wege" (EG 361), der da lautet, wie folgt: Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.
Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen. Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber |