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ePredigt vom 22.06.2025 (Johannes 5, 39-47)

Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich zu unserem heutigen Gottesdienst am 1. Sonntag nach Trinitatis mit dem Wochenspruch für diese neue Woche: "Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich." (Lukas 10, 16a). Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im Johannesevangelium im 5. Kapitel, die Verse 39-47. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:

Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist's, die von mir zeugt; aber ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet. Ich nehme nicht Ehre von Menschen; aber ich kenne euch, dass ihr nicht Gottes Liebe in euch habt. Ich bin gekommen in meines Vaters Namen und ihr nehmt mich nicht an. Wenn ein anderer kommen wird in seinem eigenen Namen, den werdet ihr annehmen.

Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander annehmt, und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, sucht ihr nicht? Ihr sollt nicht meinen, das ich euch vor dem Vater verklagen werde; es ist einer, der euch verklagt: Mose, auf den ihr hofft. Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?

Liebe Gemeinde,

bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:

Herr, zeig uns dein königliches Walten,
bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh.
Du wirst allein ganz recht behalten,
Herr, mach uns jetzt stille und rede du.

Amen.

Liebe Gemeinde,

hier haben wir eine Kritikrede, die der Herr Jesus an die jüdischen Kirchenfürsten der damaligen Zeit richtet. Die Schriftgelehrten genossen bei der Bevölkerung schon ein hohes Ansehen und man vermied es tunlichst, es sich mit diesen zu verderben.

Da ist schon mutig, wie Jesus diese Klientel auf offener Bühne angreift. Aber er darf das ja. Er ist ja schließlich Gott. Schauen wir uns doch einmal an, was Jesus an dem Klerus zu kritisieren hat.

1. Umgang mit der Schrift

Jesus anerkennt, dass die Schriftgelehrten eifrig in der Bibel studieren und dass sie die Schrift in- und auswendig kennen. Das führte übrigens auch dazu, dass es neben den Regeln und Verordnungen, die wir in der Bibel finden, viele, ja hunderte weitere Verhaltensvorschriften gab, die die Schriftgelehrten der Bibel indirekt entnommen haben. All diese Regularien mussten vom Volk peinlichst genau eingehalten werden.

Und da setzt auch die Kritik von Jesus an. Er wirft den Schriftgelehrten vor, dass die Motivation, welche sie antreibt, die Bibel zu studieren nicht die rechte Motivation ist.

Im Umkehrschluss müssen wir uns natürlich fragen, was möchte denn Jesus von uns. Wie stellt er sich unseren Umgang mit der Bibel vor.

Unsere Motivation sollte die sein, dass wir die Bibel studieren, um darin unserem Herrn und Heiland zu begegnen und nicht, um daraus Verhaltenscodices abzuleiten.

Das Studium der Heiligen Schrift soll uns also Gott näher bringen. Sie soll uns Gott nicht nur näherbringen, nein, wir sollen auch durch das Studium der Bibel in der Lage sein, eine echte und dauerhafte Beziehung zu unserem Herrn und Heiland aufzubauen.

Gehen wir einmal in unseren Alltag. Viele von uns leben ja in einer Partnerschaft. Als ich meine Frau kennengelernt habe, da wollte ich doch so oft wie möglich mit ihr zusammensein. Natürlich deswegen, um sie besser kennenzulernen.

Und bei der Beziehung zu Gott ist es nicht anders. In der Bibel lesen wir alles darüber wie er ist und was er auch von uns erwartet. Wenn ich dieses Wissen benutze, um den Herrn genauer kennenzulernen und um eine Beziehung zu unserem Herrn aufzubauen, dann lese ich die Bibel genau richtig.

Die Bibel ist also kein Wissenslexikon über Gott, sondern ein Beziehungsratgeber für uns Menschen, wie wir in eine Beziehung mit Gott kommen können und in dieser leben können.

2. Religiöser Wettkampf

Die Pharisäer und die Schriftgelehrten hatten also nur eines im Sinn; die Bibel wissenschaftlich zu studieren und möglichst mit diesem Wissen vor den anderen Gelehrten, aber vor allem vor dem Volk glänzen zu können.

Die Anerkennung durch die anderen Gelehrten und das Ansehen durch das Volk war ihnen viel wichtiger als eine Beziehung zu unserem Herrn und Heiland.

Und hier müssen wir höllisch aufpassen. Wie gehen wir denn mit Novizen des Glaubens um. Zeigen wir ihnen mal so richtig, was sie alles noch nicht kennen und wissen um ihnen zu präsentieren wie weit wir doch schon auf der Glaubensleiter emporgeklommen sind?

Oder aber gehen wir liebevoll mit diesen Menschen um und führen sie in rechter Art und Weise an die Schrift heran?

Der religiöse Wettkampf stellt eine Beziehung zwischen Menschen dar und hat mit der Gottesbeziehung, wie Jesus sich diese vorstellt, so rein gar nichts zu tun. Der religiöse Eifer ist auch eher dazu angetan, Menschen vom Glauben auszuschließen, als sie denn herzlich willkommen zu heißen.

Der liebevolle Weg des Umgangs mit unseren Geschwistern soll diese erkennen lassen, wie Jesusjünger "ticken" und soll ihnen helfen, sich willkommen zu fühlen in unseren Gemeinschaften.

Der religiöse Eifer ist meist von der "Wenn... dann Regel" erfüllt. Wenn du dich da und da dran hältst, dann geht es Dir gut. Wenn du aber dies und das nicht machst, dann wartet das Gericht Gottes auf Dich.

Das liebevolle Miteinander lebt von der Liebe unseres Herrn und Heilandes, der alle Menschen liebt und sie auf den rechten Weg führen und auf diesem dann begleiten möchte. Wer den Heiland im Herzen hat, der braucht keine "Wenn... dann Regeln" mehr.

Diesen liebevollen Weg gehen wir immer dann, wenn wir nicht den Menschen gefallen wollen, sondern wenn wir Gott gefallen wollen.

3. Das Gesetz des Mose

Wenn wir die Bibel lesen, dann unterscheiden viele Menschen ja gern das Alte von dem Neuen Testament. Oftmals ist dann vom Rachegott im Alten und vom liebenden Gott im Neuen Testament die Rede.

Dass das Alte Testament ja schon voller Hinweise auf das Kommen und das Werk Jesu Christi ist, das haben die Schriftgelehrten eher nicht erkannt. Warum eigentlich nicht? Denn der da kommen sollte, der stand ja nun leibhaftig vor Ihnen.

Nun, liebe Gemeinde, wenn wir die Bibel wie ein Lehrbuch lesen, dann bleibt uns diese Erkenntnis verborgen. Erst wenn wir sie mit dem Herzen lesen, erst dann wird diese Decke von unseren Herzen abgetan und wir dürfen erkennen, wie viele Hinweise uns Mose und die Propheten schon für das Kommen Jesus geliefert haben.

Wenn wir die Bibel mit dem Herzen und nicht mit den Augen der theologischen Wissenschaft lesen, dann ist auch die abstruse Unterteilung der Bibel hinfällig.

Wenn wir uns den gesamten Predigttext noch einmal anschauen, dann erkennen wir ganz deutlich, dass es unserem Herrn und Heiland nicht um die Religion, sondern um die Errettung geht.

Die Errettung, also das ewige Leben, das erlangen wir niemals durch die Religion, sondern allein dann, wenn wir in eine persönliche Beziehung zu unserem Herrn eintreten.

Religion ist der Versuch des Menschen, zu Gott zu kommen. Das Evangelium, also die gute Botschaft, ist der Weg, den Gott geht, um zu den Menschen zu kommen.

Nur noch einen kleinen Hinweis zur Religion. Der katholische Pfarrer Hans Meurer aus Köln hat einmal folgenden Satz geprägt: Wenn man will, dass ein ansonsten guter Mensch etwas Böses tut, dann muss man ihn nur zur Religion hinführen.

Lassen Sie uns alle Religion an die Seite legen und lassen Sie uns in einer persönlichen Beziehung zu unserem Herrn bleiben.

Nunmehr wollen wir noch einmal zum Abschluss unseres heutigen Gottesdienstes gemeinsam singen und zwar den ersten Vers des Liedes: "Von Gott will ich nicht lassen..." (EG 365) von Ludwig Helmbold. Dieser Vers lautet wie folgt:

Von Gott will ich nicht lassen, denn er lässt nicht von mir;
führt mich durch alle Straßen, da ich sonst irrte sehr.
Er reicht mir seine Hand, den Abend und den Morgen
tut er mich wohl versorgen, wo ich auch sei im Land.

Der Herr segne Dich und behüte Dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig.
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden.

Amen.

Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.

Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr
Ulrich Naber

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