ePredigt vom 22.08.2021 (Markus 7, 31-37) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 12. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im Markusevangelium, Kapitel 7, die Verse 31-37. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Die Heilung eines Taubstummen
Und als er wieder fortging aus dem Gebiet von Tyrus, kam er durch Sidon an das Galiläische Meer, mitten in das Gebiet der Zehn Städte. Und sie brachten zu ihm einen, der taub und stumm war, und baten ihn, dass er die Hand auf ihn lege. Und er nahm ihn aus der Menge beiseite und legte ihm die Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel und sah auf zum Himmel und seufzte und sprach zu ihm: Hefata !, das heißt: Tu dich auf ! Und sogleich taten sich seine Ohren auf und die Fessel seiner Zunge löste sich, und er redete richtig. Und er gebot ihnen, sie sollten's niemandem sagen. Je mehr er's aber verbot, desto mehr breiteten sie es aus. Und sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend. Liebe Gemeinde,
oberflächlich betrachtet haben wir es hier mit einer körperlichen Wunderheilung zu tun. Wir dürfen Zeuge sein, wie ein offensichtlich taubstummer Mesnch von Jesus geheilt wird. Hinter dieser Wunderheilung befindet sich aber noch etwas, nämlich das Wunder, wie ein Mensch bekehrt wird. Schauen wir uns dies doch einmal zusammen an.
1. Die Bringmänner
Komischer Ausdruck, ja ich weiß, aber so kann man diese Menschen am besten beschreiben, die einen kranken Menschen zu Jesus bringen.
Und, liebe Gemeinde, das Bringen zu Jesus ist nicht auf die Zeiten zu Jesu Lebzeiten auf Erden beschränkt. Nein es ist unsere vornehmste Aufgabe, Menschen zu Jesus zu bringen. Wie heißt es doch so schön in Matthäus28, 20: "Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker..."
Wenn wir in unserem Predigttext von einem kranken Menschen lesen, dann sind hier und heute alle Menschen gemeint, die noch in ihren Sünden leben, also deren Sünden noch nicht getilgt worden sind. All diese Menschen sollen wir zu Jesus bringen.
Was danach passiert, das liegt nicht mehr in unserem Verantwortungsbereich. Wir sind, wenn wir es denn so wollen, die Schlepper von Jesus. Wir sollen die Menschen neugierig auf den machen, zu dem wir sie hinbringen möchten.
Das geht am besten dadurch, dass wir unsere eigenen Erfahrungen in die Waagschale werfen und den Menschen von unseren Erfahrungen mit diesem wunderbaren Herrn erzählen. Was am schlechtesten funktioniert ist der erhobene Zeigefinger, der mit der Hölle droht, wenn die Menschen den von uns vorgeschlagenen Weg nicht gehen wollen.
2. Das 1:1 Gespräch
Liebe Gemeinde, Jesus ist kein Massenheiler und auch kein Evangelist, der die Leute zu tausenden bekehrt. Für Jesus sind Menschen keine Massenware. Bei so manchen Evangelisationsveranstaltungen könnte man ja den Eindruck gewinnen, dass derjenige der beste Prediger ist, der die meisten Menschen in kürzester Zeit bekehrt.
Jesus ist da vollkommen anders. Jesus nimmt den Menschen, den man zu ihm gebracht hat zunächst einmal aus der Menge heraus. Wie das Gespräch dann abgelaufen ist, das entzieht sich natürlich unserer Kenntnis. Aber allein die Tatsache, dass für diesen Jesus ein einzelner Mensch so wichtig ist, dass er die Massen stehen lässt das ist schon wunderbar.
Und dies gilt auch heute noch. Auch heute noch nimmt dieser Jesus einen Menschen, der offenen Herzens zu ihm kommt an die Seite und kümmert sich ganz persönlich nur um diesen Menschen.
Auch wir, die wir ihm vielleicht schon seit Jahrzehnten treu nachfolgen waren und sind ihm so wichtig, dass er sich immer wieder Zeit für uns und unsere Probleme nimmt. Jesus ist eben nicht der unerreichbare Bundeskanzler im Himmel, sondern unser aller ganz persönlicher Heiland.
Das ist auch der Grund warum unsere Aufgabe mit dem Bringen zu Jesus endet. Wir sind eben keine Messiasse oder Heilande der Welt. Wir sind einfache Jünger, die als Menschenfischer für den Herrn tätig sein dürfen.
3. Die Heilung
Wenn wir uns die Heilung einmal etwas genauer anschauen, dann stellen wir fest, dass Jesus mit dem Menschen, den man zu ihm gebracht hatte quasi eins wird. Wenn wir uns das bildlich vorstellen, dann verschmelzen beide Körper miteinander.
Und das ist es ja, was bei einer Bekehrung passiert. Jesus zieht bei uns ein, räumt erst einmal kräftig bei uns auf und öffnet unsere Ohren und Augen.
In unserem Wunder ging es um die verschlossenen Ohren. Liebe Gemeinde, das ist doch das größte Problem der heutigen Menschheit, dass sie nichts von Jesus hören können. Sie können nichts von Jesus hören, da ihre Ohren vollgedröhnt sind von der Welt, die sie umgibt.
Von Montag bis Feitag hat der Chef das sagen, in der wenigen Freizeit haben Radio und Fernsehen das sagen. Und am Wochenende haben die Freunde das sagen. Bei der Menge an Geräuschen um uns herum, hören wir den Herrn Jesus gar nicht mehr. Wir erschlagen sein sanftes Rufen mit dem Krach dieser Welt.
Erst wenn wir abgesondet werden, erst dann können wir seine liebliche Stimme wahrnehmen. Erst dann kann er unsere Ohren für seine gute Botschaft öffnen.
Wenn er dies getan hat, dann werden auch unsere inneren Augen geöffnet und wir können hören und sehen, dass ER der wirkliche Herr und Erlöser ist.
In unserem Predigttext haben wir gelesen, dass auch die Fessel seines Mundes aufgetan wurde. Das macht Jesus, damit wir uns nicht nur bekehren, er in uns einziehen kann und wir weiterleben wie bisher. Nein, so soll es eben nicht sein. Jesus löst auch unsere Zungen, damit wir auch wir zu den Menschen gehören können, die anderen Menschen von ihm erzählen und dass auch wir unerlöste Menschen zu ihm bringen können.
Lassen Sie uns mit dieser wundervollen Aufgabe in die neue Woche gehen. Sein Lob sollen wir vermehren in der ganzen Welt. Ganz so, wie es Paul Gerhardt in dem 8. Vers seines Liedes "Du meine Seele singe..." (EG 302) gedichtet hat. Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in diesen Vers einstimmen, der da lautet, wie folgt: Ach ich bin viel zu wenig, zu rühmen seinen Ruhm; der Herr allein ist König, ich eine welke Blum. Jedoch weil ich gehöre gen Zion in sein Zelt, ist's billig, dass ich mehre, sein Lob vor aller Welt. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber |