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ePredigt vom 23.02.2020 (Lukas 18, 31-34)


Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen letzten Sonntag vor der Passionszeit, dem Sonntag Estomihi. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im Lukasevanglium, Kapitel 18, die Verse 31-34. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen.
Er nahm aber zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. Denn er wird überantwortet werden den Heiden, und er wird verspottet und misshandelt und angespien werden, und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er auferstehen. Sie aber begriffen nichts davon, und der Sinn der Rede war ihnen verborgen, und sie verstanden nicht, was damit gesagt war.

Liebe Gemeinde,

eine Einstimmung auf die nun vorliegende Passionszeit haben wir soeben gehört. Es war bereits die dritte Ankündigung von Jesus an seine Jünger, womit er sie über das weitere Geschehen informierte. Lassen Sie uns diesen Text einmal gemeinsam betrachten:

1. Die wahre Botschaft

In gerade mal zwei Sätzen spricht Jesus über das, was geschehen wird. Und die Adressaten dieser Rede sollen sich eben nicht nur auf sein Wort verlassen. Nein, selbst Jesus weist die Jünger darauf hin, dass all dies, was geschehen wird schon bei den Propheten des Alten Testamentes nachzulesen ist.

Schauen wir uns doch kurz an, was mit Jesus geschehen wird:

Er wird den Heiden überantwortet. Die konnten ja mit seiner Botschaft so rein gar nichts anfangen.

Er wird verspottet und misshandelt werden. Er, der niemals eine Sünde begangen hatte, genau dieser Jesus wird für seine guten Taten auch noch verspottet und misshandelt. In einer fadenscheinigen Gerichtsverhandlung wird er verurteilt. Ohne rechtliches Gehör, ohne Beschwerdemöglichkeit, ohne Anwalt.

Er wird gegeißelt und getötet werden. Gut, Verbrecher schlug man damals ans Kreuz. Aber dieser Jesus hatte doch gar nichts verbrochen, was den Kreuzestod verdient hätte.

Er wird am dritten Tage auferstehen. Tot ist tot. Ende aus, Basta. Das kann doch gar nicht sein, dass jemand von den Toten aufersteht. Und wenn die Propheten so etwas gesagt haben sollten, dann haben sie dies doch ganz anders gemeint.

Das ist schon mehr als brutal, wenn man sich die einzelnen Abläufe mal ganz bewusst vor Augen führt. Das möchte man am liebsten nicht wahrhaben.

2. Das Wunschbild der Jünger

"Sie aber begriffen nichts davon...", so haben wir es vorhin gehört. Es war nun schon die dritte Ankündigung von Jesu Sterben, die er an seine Jünger richtete. Wenn man mir dreimal etwas erklärt und ich begeife es immer noch nicht, dann liegt ja wohl der Verdacht nahe, dass ich geistig ein wenig eingeschränkt bin.

Aber genau das waren die Jünger ja eben nicht. Der Knackpunkt war, sie wollten das nicht begreifen, was geschehen würde. Sie, die nun schon einen geraume Weile mit Jesus unterwegs waren, waren Zeugen all seiner Wundertaten gewesen.

Jesus machte Kranke gesund, er heilte Menschen sogar aus der Ferne. Und er erweckte einen Mann namens Lazarus nach vier Tagen aus dem Grabe.

Wer selbst über den Tod herrscht, der muss ja der Retter der Welt sein. Wer selbst über den Tod herrscht, dem kann der Tod doch wohl gar nichts anhaben.

Und so machten sich die Jünger ihr eigenes Jesusbild. Jesus macht alle Menschen gesund. Jesus sorgt dafür, dass alle Menschen genug zu essen haben. Jesus kann sogar dem Sturm Einhalt gebieten. Und somit glorifizieren sie einen Jesus, der aber nur in ihren Köpfen existierte.

Und damit hatte die Wahrheit keine  Chance mehr zu ihnen vorzudringen.

3. 2020

Ja, liebe Gemeinde, wie ist es denn heute im Jahre 2020 ?

Sind wir nicht auch ein Stück weit dabei, uns unseren eigenen Jesus zusammen zu basteln. Alles, was uns nicht passt, das stellen wit an den Rand. Und was uns gefällt, das rücken wir ins Zentrum des Geschehens.

Die gelehrten Theologen diverser Hochschulen unterstützen dabei auch noch kräftig unser Denken. Nein, Wunder hat es niemals gegeben, wir müssen daher die Bibel entmythologisieren.

Natürlich muss man die Bibel dem Zeitgeist anpassen. Jesus hätte doch nichts gegen die gleichgeschlechtliche Ehe. Hauptsache zwei Menschen leben in Frieden zusammen. Nein, Jesus hätte auch bestimmt nichts gegen Abreibungen. Manchmal geht es eben nicht anders.

Und so basteln wir uns auch heute gern unser eigenes Jesusbild. Vor einigen Jahren wühlte der Film "Die Passion" die Gemüter mal so richtg auf, weil er ganz brutal darstellte, was mit Jesus wirklich geschehen war. Das wollte man natürlich nicht wahrhaben.

Aber, liebe Gemeinde, dere wahre Weg zu Jesus geht nur über das Kreuz. Ich muss alle meine Wunschbilder endgültig an die Seite legen.

Nur wenn ich anerkenne, dass dieser Gott, der in Jesus auf die Welt gekommen ist, um für meine Sünden getötet zu werden, damit ich wieder frei sein kann, nur wenn ich dies vollumfänglich anerkenne, lerne ich den wahren Jesus kennen. Und dann habe ich auch Gemeinschaft mit dem auferstandenen Jesus, der lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Ich möchte heute mit Auszügen aus einem Zitat von Dietrich Bonhoeffer schließen, welches in meinem Arbeitszimmer hängt und lautet, wie folgt:

"Ich glaube, dass die Bibel allein die Antwort auf alle unsere Fragen ist. Die Bibel kann man nicht lesen wie andere Bücher. Das liegt daran, dass in der Bibel Gott zu uns redet. Seit ich gelernt habe, die Bibel so zu lesen, wird sie mir täglich wunderbarer.

Du glaubst gar nicht wie froh man ist, wenn man von den Holzwegen so mancher Theologie wieder zurückgefunden hat zu diesen einfachen Sachen. Es bleibt also nichts als die Entscheidung, ob wir dem Wort der Bibel trauen wollen oder nicht, ob wir uns von ihm halten lassen wollen wie von keinem anderen Wort im Leben und im Sterben."

Lassen wir uns also nicht von unseren eigenen Wünschen in die Irre führen und lassen Sie uns alle neuen Theologien stets anhand des Wortes Gottes prüfen.

Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den ersten und zweiten Vers des Liedes "Wir danken dir, Herr Jesu Christ..." (EG 79) einstimmen, der da lautet, wie folgt:
Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du für uns gestorben bist
und hast uns durch dein teures Blut gemacht vor Gott gerecht und gut,
und bitten dich, wahr' Mensch und Gott, durch dein heilig fünf Wunden rot:
erlös uns von dem ewgen Tod und tröst uns in der letzten Not.

Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden

Amen.

Liebe Gemeinde,

ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.

Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr

Ulrich Naber
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