ePredigt vom 23.07.2017 ( 5. Mose 7, 6-12) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Sonntag, dem 6. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 5. Buch Mose, Kapitel 7, die Verse 6-12. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Denn du bist ein heiliges Volk dem Herrn, deinem Gott. Dich hat der Herr, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind. Nicht hat euch der Herr angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker - denn du bist das kleinste unter allen Völkern -, sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat. Darum hat er euch herausgeführt mit mächtiger Hand und hat dich erlöst von der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten. So sollst du nun wissen, dass der Herr, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, und vergilt ins Angesicht denen, die ihn hassen, und bringt sie um und säumt nicht, zu vergelten ins Angesicht denen, die ihn hassen. So halte nun die Gebote und Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, dass du danach tust. Liebe Gemeinde, was wir soeben gehört haben, ist ja ganz schön starker Tobak. Da redet die Welt immer vom "Lieben Gott" und da haben wir soeben gehört, dass er auch ganz anders sein kann. Grund genug, dass wir uns heute einmal ein wenig näher mit dem Gottesbegriff auseinandersetzen. Wie ist Gott eigentlich? Was macht Gott eigentlich? Was erwartet Gott von uns? Lassen Sie uns diesen Fragen heute Morgen einmal ein wenig auf den Grund gehen. 1. Die Einladung Ich denke gerade an die Beerdigung unseres Altbundeskanzlers Dr. Helmut Kohl. Vor 1.500 geladenen Gästen wurde eine Trauerfeier zelebriert. Aber nur die geladenen Gäste durften daran teilnehmen. Alle anderen Trauernden hatten keinen Zugang zu diesem Gottesdienst. Ähnlich verhielt es sich im positiven Sinne, als Prinz William seine Herzogin Kate ehelichte. Nur die geladenen Gäste durften an dem Fest teilnehmen. Bei Gott ist dies vollkommen anders. Gott lädt uns alle ein, zu ihm zu kommen. Nicht die Vornehmen, Mächtigen und Wichtigen werden eingeladen; nein uns allen gilt seine ganz persönliche Einladung. So war das kleinste unter allen Völkern das wichtigste Volk für Gott. Und so ist auch der kleinste, vielleicht in unseren Augen unwichtige Mensch der wichtigste Mensch in den Augen Gottes. Daran sollten und dürfen wir immer denken, wenn wir mit anderen Menschen umgehen. Ist es nicht auch so, dass wir Rangunterschiede machen ? Nur mal eine Frage zwischendurch: Sitzen in unseren Kirchenleitungen auch Vertreter dieser "kleinen" Menschen oder vertrauen wir diese Ämter dann doch lieber den höherrangigen Gemeindemitgliedern an ? Wie können wir es mit uns vereinbaren auf einen anderen Menschen herabzusehen, wenn Gott zu diesem Menschen mit seiner ganzen Liebe hinaufschaut? 2. Die festen Verheißungen Schon Dietrich Bonhoeffer brachte es auf den Punkt, als er einmal sagte: "Gott erfüllt nicht all unsere Wünsche, aber all seine Verheißungen." So, und jetzt müssen wir einmal mit dem Bild vom "lieben Gott" aufräumen. Gott ist auch lieb, aber vor allem ist er gerecht. In der Spontiszene der 70er und 80er Jahre grassierte mal ein Spruch von Gott. Gott sei nur eine Abkürzung von "Guter Opa Total Taub". Und dann lesen wir in unserem Predigttext, dass Gott auch hassen kann. Wie passt das nun zusammen ? Nun, liebe Gemeinde, als ungekehrte Christen leben wir in der Tat in der Gottesferne. Die ewige Verdammnis ist also schon eine beschlossene Sache. So, wie wir sind, kann Gott nämlich gar keine Gemeinschaft mit uns haben, weil wir die Sünde in uns tragen. Aber als bekehrte Christen sagen wir eindeutig "Ja" zu dem, was Jesus für uns getan hat. Und dann sind wir mit unserem "Ja" vor Gott reingewaschen von allen Sünden. Und dann hält Gott den Bund der Barmherzigkeit auch mit uns. Jetzt könnte man ja wieder einmal die Angelegenheit der Werkgerechtigkeit anführen. Man könnte den Predigttext in der Tat so verstehen, dass Gott nur die liebt, die seine Gebote halten. Aber genau andersherum wird ein Schuh draus. Gott liebt alle seine Kinder, die den Weg zu ihm zurückgefunden haben. Wer den Weg zu Gott gefunden hat, der liebt Gott doch auch. Und wer Gott liebt, der hält sich auch an das was Gott gefällt, nämlich an die Gebote. Aber wir sollten niemals vergessen, dass es auch eine ewige Verlorenheit gibt. Auch wenn sie heute von den Kirchen lieber totgeschwiegen wird, gibt es sie dennoch. Gott will aber nicht, dass auch nur eines seiner Geschöpfe verloren geht. Gott möchte, dass wir alle in den Himmel kommen. Und daher ist auch unser Einsatz so wichtig. Sagen wir doch allen Menschen die mit Gott noch nichts am Hut haben, diese frohe Botschaft weiter. 3. Erlöst von der Knechtschaft Das Bild unseres heutigen Predigttextes, die Erlösung der Israeliten aus der Knechtschaft Ägyptens kann auch heute noch geschehen. Wenn wir mit unserem "Ja" Gottes Liebesangebot angenommen haben, kann Gott uns auch heute noch von so mannigfachen Knechtschaften befreien, in denen wir gebunden sind. Er ist der einzige, der uns wirklich frei machen kann. Frei von allem, was uns bedrückt und was uns knechtet und was uns auf der Seele liegt. Natürlich leben wir nicht mehr als Sklaven in unserem Land. Aber es gibt andere Knechtschaften, die uns genauso bedrücken können. Nehmen wir nur einmal körperliche Süchte, die uns gefangenhalten. Gott möchte uns gern davon befreien. Er kann das wirklich, wir müssen ihn nur machen lassen. Dann haben wir noch die Knechtschaft des Ruhmes und des Ansehens. Wie viele finanzielle Existenzen sind schon daran gescheitert, dass man immer mehr und noch mehr und noch mehr haben musste als der liebe Nachbar von gegenüber. Gott kann uns auch aus diesem Hamsterrad des immer mehr und noch mehr herausholen, wenn wir ihm die Chance dazu geben. Wie viele Menschen leben in ständigem Neid auf das was andere vermeintlich mehr oder besser haben. Gott kann uns auch davon befreien und kann uns einen Zustand der Zufriedenheit schenken, der uns mit dem glücklich sein lässt, was wir aben und uns nicht an dem verzweifeln lässt, was wir nicht haben. Dabei benutzt Gott natürlich keinen Zauberstab und die Formel "Simsalabim" und alle ist weg. Schauen Sie sich mein persönliches Beispiel an: Ich war übrigens auch mal auf diesem Trip. Es musste ein 7er BMW sein, Anzüge unter Boss wurden gar nicht in Erwägung gezogen und Parfums unter 100 DM (unsere alte Währung) waren sowieso nur Treckerbenzin. Irgendwann trat Gott dann in mein Leben und durchkreuzte meinen Weg indem er mich fragte, ob ich das wirklich alles brauche. Und dann habe ich mit Gott zusammen mein Leben kräftig aufgeräumt. Ich fahre heute ein Auto der unteren Mittelklasse, trage Anzüge von Christian and Antony, besser als C&A bekannt. Und wissen Sie was: Ich bin heute weitaus zufriedener als damals, als ich mit vermeintlichen Kollegen gewetteifert habe, wer denn das teuerste Auto und die teuersten Klamotten zu Markte trägt. Was können wir von dem, was wir heute gehört haben, in einem Satz mit nach Hause nehmen ? Gott lädt jeden Menschen ein, zu ihm zurückzukehren und mit und in ihm ein Leben in seiner ständigen Gegenwart zu führen, welches von Freudigkeit, Zufriedenheit und Heilsgewissheit geprägt ist. Keiner konnte dies besser ausdrücken als Dietrich Bonhoeffer mit dem Kehrvers seines Liedes "Von guten Mächten..." (EG 652), der da lautet, wie folgt: Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |