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ePredigt vom 24.03.2019 (Apostelgeschichte 16, 9-15)


Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 2. Sonntag vor der Passionszeit, dem Sonntag Sexagesimae. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 16. Kapitel der Apostelgeschichte, die Verse 9-15. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Der Ruf nach Mazedonien

Und Paulus sah eine Erscheinung bei Nacht: Ein Mann aus Mazedonien stand da und bat ihn: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns ! Als er aber die Erscheinung gesehen hatte, da suchten wir sogleich nach Mazedonien zu reisen, gewiss, dass uns Gott dahin berufen hatte, ihnen das Evangelium zu predigen. Da fuhren wir von Troas ab und kamen geradewegs nach Samothrake, am nächsten Tag nach Neapolis und von da nach Philippi, das ist eine Stadt des ersten Bezirks von Mazedonien, eine römische Kolonie. Wir blieben aber einige Tage in dieser Stadt. Am Sabbattag gingen wir hinaus vor die Stadt an den Fluss, wo wir dachten, dass man zu beten pflegte, und wir setzten uns und redeten mit den Frauen, die dort zusammenkamen. Und eine gottesfürchtige Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; der tat der Herr das Herz auf, sodass sie darauf acht hatte, was von Paulus geredet wurde. Als sie aber mit ihrem Hause getauft war, bat sie uns und sprach: Wenn ihr anerkennt, dass ich an den Herrn glaube, so kommt in mein Haus und bleibt da. Und sie nötigte uns.

Liebe Gemeinde,

heute haben wir mal wieder eine so richtige Alltagsgeschichte gehört, wie sie uns auch heute noch passieren kann. Es geht nämlich darum, Menschen mit dem christlichen Glauben in Berührung zu bringen. Das bedurfte schon damals einer gehörigen Portion Sensibilität. Und diese ist auch heute noch gefragt, will man nicht mit der Brechstange den Glauben verkündigen. Schauen wir uns doch einmal an, wie Paulus eine solche Situation gemeistert hat.

1. Hören

Wie oft, liebe Gemeinde, haben wir uns alle schon mal geärgert, wenn wir eine günstige Situation verpasst haben, um Menschen mit dem Glauben in Berührung zu bringen. Ich jedenfalls habe schon etliche derartige Situationen verstreichen lassen, wo ich mich hinterher drüber geärgert habe.

Was macht Paulus also anders ? Paulus achtet auf Gottes Reden zu ihm. Paulus war ganz und gar auf seine Aufgabe als Apostel fokussiert und konnte daher die Erscheinung bei Nacht auch ganz genau wahrnehmen und hören, was Gott ihm zu sagen hatte.

Das geht natürlich nur dann, wenn man seine christlichen Antennen auf Empfang gestellt hat und nicht alles mögliche macht und so ganz nebenbei mal versucht zu erkunden, was Gott denn von einem möchte. Wenn ich wissen will, was Gott von mir möchte, dann muss ich ihm auch die Möglichkeit geben, durch das Geschrei und Gebrüll des Alltages zu mir durchzudringen. Am besten geht das immer dann, wenn wir uns stille Zeiten für Gott reservieren.

Mit dem Hören allein ist es aber nicht getan. Ich muss auch meinen Auftrag, den Gott für mich bereithält in die Tat umsetzen. Und da lesen wir in unserem Predigttext die Worte: " Da suchten wir sogleich nach Mazedonien zu reisen..." Paulus wartete also nicht auf eine günstige Gelegenheit, um nach Mazedonien zu reisen. Auch hat er nicht zuerst einmal alles andere geregelt und fertiggestellt, womit er gerade beschäftigt war. Nein, liebe Gemeinde, als Gott ihn rief, machte sich Paulus auch direkt auf den Weg.

Und genau das sollten wir auch heute noch tun. Keine Angst, wenn Gott ruft, dann kennt er auch den Weg und wird uns nicht im Stich lassen. Und eines ist gewiss, wohin Gott uns auch immer hinsenden mag, wir kommen immer in vorbereitete Verhältnisse.

2. Einige Tage warten

Warten, liebe Gemeinde, ist nicht gerade das, was mir besonders leicht fällt. Am liebstem möchte ich sofort und gleich los preschen, wenn mich eine Aufgabe erwartet. Aber im allgemeinen gehen diese Dinger dann so richtig in die Hose.

Paulus, als er in Mazedonien angekommen war, wartet erst einmal einige Tage und schaute sich vermutlich seine neue Wirkungsstätte an.

Er hätte sich ja auch gleich auf den Marktplatz stellen können und dort die frohe Botschaft verkündigen können. Vermutlich wäre er aber dort in diesem hektischen Treiben nur auf taube Ohren gestoßen. Also musste er nach einer geeigneteren Gelegenheit Ausschau halten, das Wort Gottes zu verkündigen.

Bestimmt hat er in dieser Zeit viel mit seinem Herrn geredet und ihn gebeten, ihm doch eine Gelegenheit zu zeigen, wo er seinen Auftrag wahrnehmen kann.

3. Das Gebet und die Predigt

So, und dann war sie da, diese Gelegenheit, um Gottes Wort zu verkündigen. Paulus ging zu dem Ort, wo sich die Menschen versammelten, um zu beten. Beten, liebe Gemeinde ist ja nichts anderes als das Reden mit Gott. Und genau in dieser heiligen Stunde gesellte sich Paulus zu den Frauen, die sich zum Gebet trafen. Paulus wusste, dass der Herr Jesus auch schon dort war, wie er es versprochen hatte als er sagte: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen"

Nur mal so nebenbei bemerkt: Es hat sich bis heute nicht viel verändert. Das Gros der Gottesdienstbesucher sind nach wie vor Frauen. Frauen glauben und wir Männer "lassen" sie für uns glauben. Im Markgräflerland war es lange Zeit so, dass die Männer die Frauen zur Kirche begleiteten. Während die Frauen an dem Gottesdienst teilnahmen, warteten die Herren der Schöpfung draußen vor der Tür, um ihre Frauen wieder abzuholen.

Nachdem man vermutlich gemeinsam gebetet hatte, legte Paulus den Frauen die frohe Botschaft aus. Und hier erkennen wir zweierlei:

a. Einer Frau namens Lydia tat der Herr das Herz auf und sie nahm Gottes Wort auf. Viele Prediger meinen ja immer, dass sie es seien, die Menschen zu Gott geführt haben. Nein, liebe Gemeinde, Gott benutzt zwar Prediger für seine Zwecke, aber das Herz, das kann er den Menschen nur ganz allein auftun. Kein Prediger auf dieser Welt wird es schaffen, einem Menschen das Herz aufzutun. Der, welcher wirklich wirkt, ist immer unser Vater im Himmel.

Deshalb mag ich auch diese Zwangevangelisationen nicht, wo man nach dem Gottesdienst gefälligst nach vorne schreiten muss, um sich zu bekehren. Ich halte das für den allergrößten Blödsinn.

b. Und hier wird es in der Tat ein wenig schwierig. Was war denn mit den anderen Frauen ? Waren sie Gott weniger wert, dass er ihnen nicht das Herz aufgetan hat ? Oder waren sie noch nicht bereit, das Wort an sich herankommen zu lassen ? Oder waren sie skeptisch und misstrauisch und wollten erst einmal abwarten, was passiert ?

Ich weiß es nicht. Aber eines weiß ich genau: Gott liebt alle Menschen und er möchte nicht, dass auch nur ein einziges seiner Schafe verloren geht. Wie und wann er ihnen das Herz auftut, genau darauf habe ich allerdings keinen Einfluss. Und so ist es auch unsere Aufgabe, diese frohe Botschaft immer und immer wieder den Menschen weiter zu sagen.

Auch wenn wir 99 "Nein" bekommen, irgendwann wird ein "Ja" daraus.

Der bekannte Pastor aus Essen Wilhelm Busch brachte es mal auf den Punkt, als es darum ging die frohe Botschaft immer und überall zu verkündigen, als er sagte: "Vertraut darauf, dass Gott euch ein ganz dickes Fell mit auf den Weg geben hat." Und genau dieses "dicke Fell" oder schöner ausgedrückt, diese christliche Gelassenheit und Ausgeglichenheit benötigen wir heute mehr als noch vor 30 Jahren. Bitten wir unseren Herrn, dass er sie uns für unsere Aufgaben schenken möge.

Bitten wir doch unseren Herrn darum, das er uns beistehen möge, indem wir nunmehr gemeinsam in den ersten Vers des Liedes "O komm, du Geist der Wahrheit..."  (EG 136) des Liederdichters Philipp Spitta einstimmen, der da lautet, wie folgt:
O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein,
verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein.
Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an,
dass jeglicher Getreuer den Herrn bekennen kann.
Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden

Amen.

Liebe Gemeinde,

ich wünsche Ihnen allen noch enen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.

Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr

Ulrich Naber
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