ePredigt
Wird die ePredigt nicht richtig darstellt?
Klicken Sie hier für die Ansicht im Webbrowser.

ePredigt vom 25.03.2018 (Jesaja 50, 4-9)


Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Sonntag, dem Palmsonntag im Jahre 2018. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei dem Propheten Jesaja im 50. Kapitel, die Verse 4-9. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Der Knecht Gottes im Leiden

Gott der Herr hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Alle Morgen weckt er mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück. Ich bot meinen Rücken dar, denen die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel. Aber Gott der Herr hilft mir, darum werde ich nicht zuschanden. Darum hab ich mein Angesicht hart gemacht, wie einen Kieselstein; denn ich weiß, dass ich nicht zuschanden werde. Er ist nahe, der mich gerecht spricht; wer will mit mir rechten ? Last uns zusammen vortreten! Wer will mein Recht anfechten? Der komme her zu mir! Siehe, Gott der Herr hilft mir; wer will mich verdammen? Siehe, sie alle werden wie Kleider zerfallen, die die Motten fressen.

Liebe Gemeinde,

sofort beim ersten Lesen ist einem natürlich klar, um wen es in diesem Predigttext geht; nämlich um Jesus Christus. Das ist auch vollkommen richtig, aber es geht auch um uns ganz persönlich um uns als seine Jünger. Was Jesaja oder besser Deuterojesaja hier beschreibt könnte auch unter der Überschrift stehen"Das ganz normale Jüngerleben". Lassen Sie uns daher heute morgen einmal anschauen, was denn ein ganz normales Jüngerleben so ausmacht.

1. Das Hören

Liebe Gemeinde, wenn wir etwas lernen wollen, dann geschieht dies unter anderem dadurch, dass wir dem Lehrer aufmerksam zuhören. Kaum einer von uns hat sich selber das Schreiben, Lesen oder die Grundrechenarten beigebracht.

Das christliche 1x1 hören wir aber nicht mit unseren uns angewachsenen Ohren. Das christliche Hören ist ein hören mit unseren Herzen. Dieses christliche Herz muss aber zunächst einmal aufgetan werden. Dies tut unser Herr für uns.

"Alle Morgen weckt er mir das Ohr", so haben wir es gerade gehört. Das Öffnen der Herzensohren ist also kein einmaliger Vorgang. Immer und immer wieder muss unser Herr uns unsere Herzensohren öffnen, damit wir seine Botschaft aufnehmen können. Von Mal zu Mal geht dies besser und schneller und ab und wann gelingt es uns auch in unserem Jüngerleben von alleine die Herzensohren aufzutun.

Übrigens: Gott öffnet unsere Ohren für ihn und seine Botschaft nicht gewaltsam, wir sollten ihn schon allmorgendlich darum bitten. Darum ist auch das Morgengebet, wie Luther einmal sagte, das wichtigste Tagesgebet eines Christen.

2. Das Reden

Als Jünger, die aufmerksam zugehört haben, werden wir auch irgendwann in die Welt gesandt, um die Botschaft, die uns unser Herr gelehrt hat, weiter zu tragen.

Nun handelt es sich bei der Gottesbotschaft um keine "Ach wie hat er euch alle lieb"-Botschaft. Nein, die christliche Botschaft ist eine knallharte Botschaft, die schonungslos aufdeckt wie der unbekehrte Mensch vor Gott dasteht.

Nicht nur das, die christliche Botschaft zeigt dem noch unbekehrten Menschen auch auf, wo die Reise hingeht, wenn er nicht umkehrt.

Das erzeugt natürlich zunächst Abwehr und Widerspruch. Dessen müssen wir uns immer wieder bewusst werden. Wir verkünden zwar die frohe Botschaft, aber der Eintritt in den Himmel setzt auch Veränderungen im Leben voraus.

Der noch unbekehrte Mensch hat es sich ja zumeist in seinem Erdenleben so recht gemütlich gemacht. Er kommt ja nicht zu uns, weil ihm etwas fehlt. Wir gehen zu ihm und sagen ihm ja erst, dass ihm etwas fehlt und was ihm ganz konkret fehlt.

Und da keiner gern seine Gewohnheiten ändert oder gar aufgibt, kommt es in der Regel zu Abwehr und Widerspruch.

Dieser Widerspruch richtet sich nicht nur gegen Gott, sondern auch immer gegen den Botschafter der frohen Botschaft. Und daher müssen wir uns als Jünger schon ein etwas dickeres Fell zulegen. Aber keine Angst, auch dies macht unser Herr für uns.

3. Kraft von oben

Wenn man das auf sich wirken lässt, worüber wir soeben gesprochen haben, dann fragt man sich unwillkürlich: Wie soll denn das ein Mensch aushalten ? Jeden Tag Abwehr, Widerspruch, gehässige Bemerkungen und stellenweise offene Gotteslästerung. Da muss man doch verrückt werden als gläubiger Christ!!!

"Gott, der Herr hilft mir..." so haben wir es vorhin im Predigttext gelesen. Und so ist es auch in der Tat. Gott der Herr ist immer nur einen Gebetsruf weit von uns entfernt. Wenn uns der Boden unter den Füßen wegzugleiten droht, dann reicht ein Gebet und unser Herr hilft uns.

Aus diesem tiefen Grunde nehmen wir Christen die unerschütterliche Gewissheit, dass Gott allezeit nahe bei uns ist.

Das erfahren wir als Jünger so nach und nach. Ich empfehle jedem neuen Jünger ein Ergebnistagebuch zu führen, in welchem er alle Dinge notiert, wo er Gottes Hilfe, seine Nähe und sein konkretes Einwirken direkt spüren konnte.

Ich habe vor Jahrzehnten mit einem kleinen Vorkabelheft begonnen, diese Erlebnisse für mich zu notieren. Ein Vorkabelheft hat man immer dabei, es nimmt nicht viel Platz weg und zwischendurch kann man immer mal wieder nachschauen, was man schon alles mit Gott erlebt hat. Das geht natürlich auch mit dem Smartphone !!!, aber ich komme ja bekanntermaßen noch aus der alten Generation.

Wenn ich dann mal wieder, und das kommt auch nach Jahrzehnten der Jüngerschule vor, eine scheinbar ausweglose Situation vor mir habe, dann nehme ich mein kleines Büchlein und binnen weniger Minuten wird aus der Ungewissheit eine göttliche Gelassenheit, dass Gott auch dieses Mal wieder eingreifen wird.

Natürlich lässt sich nicht alles so regeln, wie ich es gern möchte, aber so wie ER es will, werden die Dinge geregelt.

Das setzt natürlich voraus, dass auch ich im fortgeschrittenen Alter mir immer wieder meine Ohren von unserem Herrn öffnen lasse. Damit wir alle auch immer daran denken, lassen Sie uns zum Abschluss in den ersten Vers des Liedes "Er weckt mich alle Morgen..." (EG 452) von Jochen Klepper einstimmen, der da lautet, wie folgt:
Er weckt mich alle Morgen, er weckt mir selbst das Ohr.
Gott hält sich nicht verborgen, führt mir den Tag empor,
dass ich mit seinem Worte begrüß das neue Licht.
Schon an der Dämmerung Pforte ist er mir nah und spricht.

Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden

Amen.

Liebe Gemeinde,

ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen schönen Start im die vorösterliche Woche.

Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr

Ulrich Naber
Impressum:
Jens Steinführer * Schäferstegel 57 * D-29410 Salzwedel * info@epredigt.de
Copyright © 2018 ePredigt. All rights reserved.