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ePredigt vom 25.05.2009 (Johannes 16, 23b - 28; 33)


Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Sonntag Rogate. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 16. Kapitel des Johannesevangeliums, die Verse 23b-28 und 33. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben. Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei. Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt die Zeit, dass ich nicht mehr in Bildern zu euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater. An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten will; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich vom Vater ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater. Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Liebe Gemeinde,

übersetzt heißt der Name des heutigen Sonntages "Betet". Und um das Gebet ging s auch in unserem heutigen Predigttext. Beten, das tun wir ja schließlich alle. Aber lassen Sie uns ein paar Besonderheiten des Gebetes betrachten, an welche man sicherlich nicht immer denkt, wenn man zu Gott betet.

1. In seinem Namen

"Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben." Das ist doch mal eine steile Vorlage, die uns Jesus hier mit auf den Lebensweg gibt.

Ich habe schon so oft für alles mögliche gebetet und passiert ist: Nix!!! Und das, liebe Gemeinde, kennen wir doch sicherlich alle. Und wir haben sicherlich auch schon oft zu Gott gebetet und es ist mehr passiert, als wir zu hoffen gewagt haben. Wie um alles in der Welt hängt das bloß zusammen?

Stellen wir uns doch Jesus einmal als Filter unserer Gebete vor. Alle Gebete, die einem anderen eher schaden als nutzen werden sofort an die Seite gelegt. Bei Gebeten, die uns selber betreffen, meinen wir ja immer, dass wir am besten wissen, was gut für uns ist. Und dafür beten wir dann.

So weit so gut. Das dürfen wir natürlich auch. Aber es gibt einen Vater im Himmel, der auch diese Gebete filtert und uns nur das gibt, was wirklich gut für uns ist. Nur erkennen wir dies meist nicht sofort. Überlegen Sie einfach heute Nachmittag mal, welche Gebete Gott nicht wie gewünscht beantwortet hat und ob das nicht aus der heutigen Sicht besser für Sie war, dass er das ein oder andere Gebetsanliegen nicht erfüllt hat.

Seien wir also nicht enttäuscht, wenn so etwas passiert. Gott erhört wirklich all unsere Gebete. Erfüllen wird er aber, weil er uns lieb hat, wie wir soeben gehört haben, nur die Gebetsanliegen, welche auch wirklich gut für uns und den Aufbau seines Reiches sind.

2. Frieden in Gott

"Damit ihr in mir Frieden habt." So haben wir es soeben gehört.

Das Gebet, liebe Gemeinde, schafft Vertrauen in uns, ein Vertrauen darauf, dass am anderen Ende der Leitung auch wirklich jemand ist, der uns hört. Weil wir dies als Christen auch immer wieder spüren können, entsteht aus diesem Vertrauen Geborgenheit.

Und aus der Geborgenheit heraus, wächst unser tiefer Friede mit Gott.

Was wir tun müssen, um dies auch wirklich in uns wachsen zu lassen ist, dass wir uns ganz einfach und vorbehaltlos auf den einlassen, der uns diesen Frieden verspricht.

Wenn wir das Ganze halbherzig unternehmen, kommt ein ganzer Unsinn dabei heraus. Wir können  nicht auf der einen Seite eine ernsthafte Beziehung mit Gott eingehen, aber auf der andren Seite fröhlich ohne auf seinen Willen zu achten, unser Leben selbst bestimmen.

Ein halber Glaube ist eben ein ganzer Unglaube. Wer meint, so mit Gott umgehen zu können, der ist und bleibt auf dem bekannten Holzweg. Und dieser führt jedenfalls nicht zum Frieden mit Gott.

3. In der Welt habt ihr Angst

"In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden." Auch dies haben wir bei der Lesung unseres Predigttextes gehört.

Der tiefe Friede, über den wir uns soeben unterhalten haben, dieser tiefe Friede vertreibt die Angst in unserem Leben.

Machen wir uns aber mal nichts vor, liebe Gemeinde, die Welt ändert sich nicht, weil wir Frieden mit Gott gefunden haben. Die Welt bleibt die Welt.

Aber es ändert sich etwas anderes. Jesus sagt uns "Seid getrost..." Getrost sein, heißt, sich vertrauensvoll in etwas schicken, in der Gewissheit, dass dies gut für uns ausgeht.

Wenn wir uns in Jesus schicken, also uns ganz vertrauensvoll in ihn und seine Herrschaft hineinfallen lassen, dann leben wir natürlich weiterhin in der Welt und die Welt ändert sich nicht. Aber wir wohnen auch zugleich IN unserem Herrn, der uns dann mit seinem tiefen Frieden alle Ängste zu überwinden helfen wird.

Der Apostel Paulus drückt das natürlich wesentlich eleganter aus, als ich dazu jemals in der Lage sein werde, wenn er sagt:

"Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir." Galater 2, 20.

Derjenige, der die Welt überwunden hat und uns erlöst hat und uns seinen göttlichen Frieden schenkt, der lebt also direkt in uns. Wir beten also nicht zu irgendeinem Herrgott überm Sternenzelt, sondern zu dem Erlöser, der in uns lebt.

Und unseren Erlöser wollen wir zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes anbeten, indem wir noch einmal gemeinsam in den 2. Vers des Liedes "Ich bete an die Macht der Liebe..." (EG 661) von Gerhard Tersteegen einstimmen, der da lautet, wie folgt:

Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart;
ich geb mich hin dem freien Triebe, wodurch ich Wurm geliebet ward;
ich will, anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken.

Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden

Amen.

Liebe Gemeinde,

ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.

Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr

Ulrich Naber

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