| ePredigt vom 25.05.2017 (1. Könige 8, 22-24, 26-28) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Himmelfahrtstag im Jahre 2017. Den Predigttext für den heutigen Feiertag finden wir im ersten Buch der Könige, Kapitel 8, die Verse 22-24 und 26-28. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Und Salomo trat vor den Altar des Herrn angesichts der ganzen Gemeinde Israel und breitete seine Hände aus gen Himmel und sprach: Herr, Gott Israels, es ist kein Gott weder droben im Himmel noch unten auf Erden dir gleich, der du hältst den Bund und die Barmherzigkeit deinen Knechten, die vor dir wandeln von ganzem Herzen; der du gehalten hast deinem Knecht, meinem Vater David, was du ihm zugesagt hast. Mit deinem Mund hast du es geredet, und mit deiner Hand hast du es erfüllt, wie es offenbar ist an diesem Tage. Nun, Gott Israels, lass dein Wort wahr werden, das du deinem Knecht, meinem Vater David, zugesagt hast. Aber sollte Gott wirklich auf Erden wohnen ? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen - wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe. Wende dich aber zum Gebet deines Knechts und zu seinem Flehen, Herr, mein Gott, damit du hörst das Flehen und Gebet deines Knechts heute vor dir. Liebe Gemeinde, Himmelfahrt ist eigentlich ein guter Tag, um uns einmal die Frage zu stellen: Wo wohnt denn Gott eigentlich ? Wir alle haben schließlich einen Wohnsitz; also müsste doch auch Gott einen Wohnsitz haben. Lassen Sie uns einmal die verschiedenen Optionen anschauen, die Salomo uns anbietet. 1. Im Himmel Als Kinder sangen wir ein Lied mit folgendem Inhalt: In dem Himmel ferne, da wo die Englein sind, schaut doch Gott so gerne herab auf jedes Kind Liebe Gemeinde, da habe ich mir schon als Kind so meine Gedanken drüber gemacht. So laut kann doch niemand beten, dass es Gott in der Ferne des Himmels hören kann. Selbst wenn ich meine Gebete lauthals brüllend in den Himmel sende, so verhallen sie doch nach wenigen Metern. Also kann Gott doch gar keine Gebete erhören. Salomo geht sogar noch weiter, wenn er sagt: Der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen. Moderne Theologen, oder die meinen, welche zu sein, bemühen dabei einen sogenannten transzendentalen Ansatz um die Gegenwart Gottes und damit seinen Wohnsitz zu erklären. Gott ist Geist und der Geist ist überall. Das klingt zwar nicht schlecht, ist aber nicht plausibel und schon gar keine befriedigende Antwort auf die Frage, wo Gott denn nun wohnt. Rein Philosophisch betrachtet ist dieser Ansatz auch noch brandgefährlich. Wenn Gott überall wohnt, dann kann er im Umkehrschluss auch nirgendwo wohnen. Und schon geht's munter von der Fragestellung nach Gottes Wohnsitz hin zu der Frage, ob Gott denn überhaupt existiert. 2. In der Kirche Liebe Gemeinde, schon Salomo hatte erkannte, dass auch der Tempel, den er erbaut hatte, nicht Gottes Wohnung sein konnte. Und das war schon ein gewaltiges Gebäude. Lesen Sie es mal in den vorhergehenden Kapiteln unseres heutigen Predigttextes nach. Gegen den Tempel Salomos ist der Kölner Dom eine kleine Kapelle am Wegesrand. Und dennoch haben die Kirchen viele Jahre lang noch den Anspruch gehabt, Gottes alleinige Wohnung zu sein. Ich kannte es noch als Kind, dass uns erzählt wurde, dass der liebe Gott in der Kirche wohnt und nur mit DEN Kindern zufrieden ist, die ihn dort eifrig und regelmäßig besuchen. Ich möchte zu gern wissen, wie die Pfarrer, die und dies so erklärt haben und nun schon in der Ewigkeit sein dürften, dies Gott gegenüber rechtfertigen. Anzunehmen, Gott wohne allein in der Kirche hat natürlich auch seinen Reiz. Ich habe einen ganz bestimmten Ort, wo ich ihm all das abgeben kann, was mir Nöte und Sorgen bereitet. Und wenn ich diesen Raum verlasse, dann ist alles erledigt und bleibt auch hinter verschlossenen Türen. Oder anders überlegt: Wenn Gott nur in der Kirche wohnt, dann mache ich sonntags "einen auf fromm" und ab Montag gehts es wieder lustig so weiter wie bisher. Gott wohnt ja in der Kirche und kann dort nicht raus. Also bekommt er auch nicht mit, was ich unter der Woche so treibe. Beide Theorien, die Himmels- und die Kirchentheorie entspringen doch eigentlich nur einem ganz bestimmtem Bedürfnis; nämlich dem Bedürfnis, Gott aufsuchen zu können, mit ihm reden zu können und seine Antwort hören zu können. Dabei machen wir nur den Fehler, dass wir menschliche Vorstellungen über ein persönliches Miteinander zugrundelegen und das göttliche Element außen vor lassen. 3. Die Lutherische Antwort Liebe Gemeinde, Dr. Martin Luther hat etliche Himmelfahrtspredigten gehalten und ich muss zugestehen, dass ich ihm nicht das Wasser reichen kann. Daher möchte ich auch gar nicht erst versuchen, mich mit fremden Federn zu schmücken, sondern ich möchte Dr. Martin Luther direkt zu Wort kommen lassen. Hören wir einfach mal in seine Himmelfahrtspredigt hinein: "Nun müssen wir von der Auffahrt des Herrn Jesus Christus zum Himmel auch reden. Man soll nicht denken, dass er dahin gefahren sei und sitze da oben und lasse uns regieren, sondern darum ist er hinaufgefahren, weil er dort am meisten schaffen und regieren kann. Denn wenn er auf Erde geblieben wäre, sichtbar für die Menschen, hätte er nicht so viel schaffen können. Darum hüte dich, dass du nicht denkst, dass er jetzt weit weg von uns sei, sondern im Gegenteil, als er auf Erden war, war er uns fern, jetzt ist er und nah. Wo ist er aber ? Hier bei uns ist er und hat sich in den Himmel gesetzt, damit er nahe bei uns sei. So sind wir bei ihm da oben und er bei uns hier unten. Durch die Predigt und das Gebet kommt er herab und wir kommen durch den Glauben hinauf." Soweit Dr. Marrin Luther. Wo wohnt Gott also ? Sicher er ist im Himmel und regiert dort von Ewigkeit zu Ewigkeit. Sicher, er ist auch in der Kirche, wenn wir die Predigt allsonntäglich hören und er durch diese zu uns spricht. Aber weit wichtiger ist es, dass Gott in einem jeden Menschen Einzug hält, der sich im Glauben an ihn wendet. Mit unserer Bekehrung, also unserem Ja zu Gottes Angebot an uns, mit diesem Ja zieht Gott in das Herz eines jeden gläubigen Menschen ein. Bildlich können wir uns dies vielleicht so vorstellen, dass Gott in das Herz des Menschen einzieht, erst einmal einen großen Hausputz durchführt, also alles rauswirft, was dort nicht hingehört. Danach setzt er sich auf den Thron des Lebens eines jeden Menschen und übernimmt ab dann die Königsherrschaft in dem Leben eines jeden von uns. Lassen Sie mich abschließend einen bekannten Evangelisten ziteren, der einmal sagte: " Bei wem Christus im Herzen wohnt, der trägt den Himmel immer mit sich, ganz gleich an welchem Ort." Ist das nicht wunderbar ? Sieben Tage in der Woche, jeweils 24 Stunden lang und dies lebenslänglich und darüber hinaus tragen wir den Himmel und Gott immer bei und in uns. Da können wir doch nur eines tun, nämlich dankend auf die Knie gehen und lobend einstimmen in den ersten Vers des Liedes von Ignaz Franz "Großer Gott, wir loben dich..." (EG 331), der da lautet, wie folgt: Großer Gott, wir loben dich; Herr, wir preisen deine Stärke. Vor dir neigt die Erde sich und bewundert deine Werke wie du warst vor aller Zeit, so bleibst du in Ewigkeit. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse ein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Feiertag in der Gegenwart unseres Herrn. Bleiben Sie wohl behütet durch den, der Himmel und Erde gemacht hat. Viele segensreiche Grüße sendet Ihnen Ihr Ulrich Naber |
|
| |
|