| ePredigt vom 25.12.2016 (Micha 5, 1-4a) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 1. Weihnachtsfeiertag. Den Predigttext für den heutigen Weihnachtsfeiertag finden wir bei dem Propheten Micha im 5. Kapitel, die Verse 1-4a. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. Indes lässt er sie plagen bis auf die Zeit, dass die, welche gebären soll, geboren hat. Da wird dann der Rest seiner Brüder wiederkommen zu den Söhnen Israel. Er aber wird auftreten und weiden in der Kraft des Herrn, seines Gottes. Und sie werden sicher wohnen; denn er wird zur selben Zeit herrlich werden, soweit die Welt ist. Und er wird der Friede sein. Liebe Gemeinde, es erstaunt mich immer wieder, mit welcher Präzision und Genauigkeit Gott dem Propheten Micha schon 700 Jahre vor Christi Geburt diese Ereignisse gezeigt hat. Unser Predigttext und der textliche Kontext zu unserem Predigttext beschreiben ja das Weihnachtsfest. Und da stoßen wir zwangsläufig auf folgende Besonderheiten, deren wir uns heute Morgen einmal gemeinsam annehmen sollten: 1. Das gezähmte Weihnachtsfest Wie feiern wir eigentlich heutzutage Weihnachten? Ich frage nicht uns ganz persönlich, sondern allgemein die Gesellschaft. Wenn ich mich da so umschaue, dann sind jeweils ab der letzten Augustwoche die ersten Weihnachtsplätzchen im Handel. Der Bedarf ist da, also wird lustig drauflos produziert und natürlich auch verkauft. Ab Anfang Oktober kommen dann die Nikoläuse und die Adventskalender in den Handel. Und spätestens ab Mitte Oktober werden die großen Kaufhäuser auf Weihnachten getrimmt. Es geht ja schließlich um was, es geht darum, als erster auf der Weihnachtskundenrally durchs Ziel zu gehen. Und da kann man gar nicht früh genug damit beginnen, die Kunden zu umwerben. Und dann ist da noch das Weihnachtsfest als solches. Toll geschmückt steht der Weihnachtsbaum an seinem angestammten Platz, die Weihnachtsgans brutzelt vor sich hin und nach einem opulenten Mahl geht es dann daran, die Geschenke auszupacken. Alles ist so richtig schön friedlich und harmonisch. Bitte nicht falsch verstehen, ich habe gar nichts gegen Harmonie in den Familien. Aber wie ich es eben beschrieben habe, könnte man dieses Geschehen doch auch in den November oder aber in den Februar legen. Viele Menschen erinnern sich doch gar nicht mehr daran, was denn Weihnachten vor über 2000 Jahren geschehen ist. Ein bekannter Privatsender geht jedes Jahr mit den Weihnachtsutensilien, die nun einmal zu einer Krippe gehören, unters Volk und bittet selbiges, die Krippe doch so aufzubauen, wie man es von der Weihnachtsgeschichte her kennt. Das geht im allgemeinen voll in die Hose. Und wenn dann der Reporter auch noch fragt, was wir zu Weihnachten denn feiern wird es einfach nur noch peinlich. Und somit wird das Weihnachtsfest seiner ursprünglichen Bedeutung beraubt und es geht nur noch um Essen, Trinken und Geschenke. 2. Was wirklich geschah Das, liebe Gemeinde, erfahren wir nur in unserer Bibel. Was geschehen sollte, das lesen wir in unserem heutigen Predigttext, was dann wirklich genau so geschah, das erfahren wir in allen Einzelheiten in den Evangelien. Und da ist es auf einmal aus mit der ganzen Weihnachtsromantik. Da wird unser Heiland nämlich nicht in einem Palast geboren, sondern ganz einfach in einer Krippe in irgendeinem heruntergekommenen Stall in Bethlehem. Damals ein Nest, wo man, wie wir im Ruhgebiet sagen, nicht mal tot überm Lattenzaun hängen möchte. Zur Krönung des ganzen konnte sich der Heiland den Stall auch noch mit allerlei Viehzeugs teilen. Also da war nichts mit Weihnachtsbaum und Weihnachtsgans und Bescherung. A propos Bescherung. Sogar die Weisen aus dem Morgenland ließen sich hinter die Fichte führen. Die erste Anlaufstelle, wo sie dem Kinde ihre Ehrerbietung erweisen wollten, war eben nicht der Stall in Bethlehem sondern der Palast des Herodes. Das löste dann auch sogleich eine Tötungswelle nicht unerheblichen Ausmaßes aus, da Herodes keinen gleichberechtigten König an seiner Seite haben wollte. Auch nicht gerade der passende Hintergrund für das, was wir Weihnachten nennen. Unser Heiland wurde also ganz unspektakulär in einem Stall geboren und musste auch noch kurz nach seiner Geburt mit seinen Eltern das Land verlassen. Und doch kommt auch eine Botschaft aus dem Stall von Bethlehem direkt zu uns, die auch heute noch 2000 Jahre nach diesem Geschehen nichts von ihrer Gültigkeit eingebüßt hat. Und diese lautet: Gott ist kein Gott der Mächtigen und Superreichen, Gott ist Gott für alle Menschen. Gerade weil er die Niedrigkeit kennt, ist er auch in der Niedrigkeit zu Hause. Gerade weil er schon sehr früh auf der Flucht war, steht er all denen ganz besonders bei, die heute so auf der Flucht sind, wie er es damals mit seinen Eltern war. Diese Botschaft will uns auch heute noch klarmachen, dass wir vor allem für die da sein sollen, die unsere Hilfe so dringend benötigen. Wir sollen denen ein Dach über dem Kopf geben, die wie unser Heiland vor 2000 Jahren auch heute noch vor irgendwelchen Despoten dieser Welt auf der Flucht sind. Lassen wir uns doch nicht von irgendwelchen hirnrissigen Populisten weismachen, dass das Boot voll ist. Wessen Hirn leer ist, der klopft diese und andere blöde Sprüche. Fallen wir doch bitte nicht auf diesen Blödsinn herein. Lassen Sie uns doch alle zurückbesinnen auf das, was dem Jesuskind widerfahren ist und lassen Sie uns anderen Menschen zur Seite stehen, damit auch diese wieder ein zuhause haben. 3. Was sein wird Das Kind in der Krippe hat aber noch eine ganz zentrale Botschaft für uns, nämlich diese: "ER wird der Friede sein." Ja, wir haben richtig gehört. Da steht nicht "Es wird Friede sein." Der Friede bekommt in der Tat einen Namen. Der Friede heißt Jesus Christus uns ist somit untrennbar mit ihm verbunden. Diese Botschaft sagt uns im Umkehrschluss aber auch ganz klipp und klar, dass es ohne Jesus keinen echten Frieden geben kann. Die Menschheit meint ja in der Postmoderne, man könne ganz gut ohne Gott zurechtkommen. Ab und wann kann man ihn ja mal zum Vorschein kommen lassen, so zu Weihnachten, Ostern und dergleichen. Wo das hinführt, das beschreibt der Liederdichter Manfred Sie bald sehr schön in einem seiner Lieder, welches wie folgt lautet: Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit ihm gehen wir ins Licht sind wir ohne Gott macht die Angst sich breit, aber mit ihm fürchten wir uns nicht Was haben wir Menschen nicht schon alles aus uns heraus versucht, um Frieden zu stiften. Schauen wir nur einmal nach Israel. Alle Bemühungen, einen dauerhaften Frieden zu schaffen laufen doch immer wieder ins Leere. Und schauen wir aktuell nach Syrien. Dort sieht es doch auch nicht besser aus. Wahren Frieden wird es nur dort geben, wo unser Herr in der Mitte ist und das Zentrum bildet, eben weil er der Friede ist. Das gilt für einen jeden unter uns ganz persönlich. Nur, wer Jesus hat, der hat den Frieden in sich und den Frieden mit Gott und kann ein friedvolles Leben führen. Das gilt auch für unsere Familien. Nur, wo Jesus in der Mitte steht, wird ein friedvolles Miteinander in den Familien auf Dauer möglich sein. Und das gilt auch für unsere Gesellschaft im Allgemeinen. Nur wo unser Herr in der Mitte steht, also DER FRIEDE ist, nur dort wird auf Dauer ein dauerhafter Friede möglich werden. Zu Weihnachten, aber viel wichtiger noch, auch darüber hinaus sind wir alle aufgerufen IHN, der DER FRIEDE ist, der ganzen Welt zu verkündigen. Lassen Sie uns diese Botschaft doch auch über Weihnachten hinaus retten und sie das ganze kommende Kirchenjahr praktizieren. Wenn wir dies tun, dann haben wir die Weihnachtsbotschaft und die Weihnachtsfreude richtig verstanden, die uns der Prophet Micha bereits 700 Jahre vor Christi Geburt überbracht hat. Gehen wir also frisch an diese Aufgabe heran. Nun lassen Sie uns zum Abschluss wieder einmal in unser traditionelles Weihnachtslied "O du fröhliche..." (EG 44) einstimmen, welches da lautet, wie folgt: O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit! O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit ! Christ ist erschienen, uns zu versühnen: Freue, freue dich, o Christenheit! O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit ! Himmlische Heere jauchzen dir Ehre: Freue, freue dich, o Christenheit! Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten 1. Weihnachtstag und verabschiede mich bis zum morgigen 2. Weihnachtstag von Ihnen. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |
|
| |
|