| ePredigt vom 26.01.2020 (Apostelgeschichte 10, 21-35) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 3. Sonntag nach Epiphanias. Den Pedigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 10. Kapitel der Apostelgeschichte, die Verse 21-35. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Da stieg Petrus hinab zu den Männern und sprach: Siehe, ich bin's, den ihr sucht; warum seid ihr hier? Sie aber sprachen: Der Hauptmann Kornelius, ein frommer und gottesfürchtiger Mann mit gutem Ruf bei dem ganzen Volk der Juden, hat Befehl empfangen von einem heiligen Engel, dass er dich sollte holen lassen in sein Haus und hören, was du zu sagen hast. Da rief er sie herein und beherbergte sie. Am nächsten Tag machte er sich auf und zog mit ihnen, und einige Brüder aus Joppe gingen mit ihm. Und am folgenden Tag kam er nach Cäsarea. Kornelius aber wartete auf sie und hatte seine Verwandten und nächsten Freunde zusammengerufen. Und als Petrus hereinkam, ging ihm Kornelius entgegen und fiel ihm zu Füßen und betete ihn an. Petrus aber richtete ihn auf und sprach: Steh auf, ich bin auch nur ein Mensch. Und während er mit ihm redete, ging er hinein und fand viele, die zusammengekommen waren. Und er sprach zu ihnen: Ihr wisst, dass es einem jüdischen Mann nicht erlaubt ist, mit einem Fremden umzugehen oder zu ihm zu kommen; aber Gott hat mir gezeigt, dass ich keinen Menschen meiden oder unrein nennen soll. Darum habe ich mich nicht geweigert zu kommen, als ich geholt wurde. So frage ich euch nun, warum ihr mich habt holen lassen. Kornelius sprach: Vor vier Tagen um diese Zeit betete ich um die neunte Stunde in meinem Haus. Und siehe, da stand ein Mann vor mir in einem leuchtenden Gewand und sprach: Kornelius, dein Gebet ist erhört und deiner Almosen ist gedacht worden vor Gott. So sende nun nach Joppe und lass herrufen Simon mit dem Beinamen Petrus, der zu Gast ist im Hause des Gerbers Simon am Meer. Da sandte ich sofort zu dir; und du hast recht getan, dass du gekommen bist. Nun sind wir alle hier vor Gott zugegen, um alles zu hören, was dir vom Herrn befohlen ist. Petrus aber tat seinen Mund auf und sprach: Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht anseht; sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm. Liebe Gemeinde, heute geht es um Grenzen. Ein Thema, welches uns in Deutschland ja schon seit Jahren als Dauerbrenner beschäftigt. Lassen Sie uns doch heute einmal gemeinsam darüber nachdenken, wie Gott mit unseren Grenzen, den Grenzen im Kopf und allen anderen Grenzen umgeht. 1. Leben in eigenen Grenzen Petrus war auch so ein Mann, der in seinen eigenen Grenzen lebte. Zum Beispiel war es den Juden verboten, Kontakt mit Samaritern zu unterhalten. Und ein Kontakt mit Heiden, das ging schon mal überhaupt nicht. Sind wir nicht auch ein wenig so, wie Petrus es war? Stecken wir nicht auch unsere eigenen Grenzen sorgfältig ab und leben in diesen. Natürlich ist es bequem unter Gleichgesinnten zu leben. Alle haben fast immer die gleiche Meinung. Aber was ist, wenn jemand in unsere Komfortzone eindringt? Das geht natürlich gar nicht. Mit so jemandem, der anderer Meinung ist, da wollen wir erst einmal gar nichts zu schaffen haben. Da bleiben wir doch lieber unter uns. Und genau dieses Denken führt nicht nur zu Engstirnigkeit, sondern auch dazu, dass wir mit Vorurteilen beladen auf die anderen Menschen zugehen und diese gar keine Chance mehr haben, sich in unseren Kreisen zu integrieren. Und genau dies, liebe Gemeinde will Gott nicht. 2. Grenzen niederreißen Im Vorfeld unseres heutigen Predigttextes hatte Gott dem Petrus eine Lektion erteilt. Gott zeigte ihm, dass die von Petrus eingehaltenen Regeln vor Gott überhaupt keine Gültigkeit besitzen. Im Traum machte Gott Petrus deutlich, dass es vor Gott keine unreinen Speisen gibt. Natürlich hatte Petrus so seine Schwierigkeiten damit. Das hätten wir auch. Wenn Gott auf einmal Jahrhunderte alte Traditionen für null und nichtig erklärt, die wir schließlich von unseren Vorvätern übernommen haben und damit auch ganz gut gelebt haben, dann würden wir auch in Abwehrstellung gehen, wenn Gott dies alles mit einem Federstrich aufhebt. Bei Petrus brauchte er daher auch ganze drei Anläufe, um ihn davon zu überzeugen, dass seine Traditionen vor ihm, dem heiligen Gott nutz- und wertlos sind. Wie Gott den Petrus wachgerüttelt hat, so möchte er auch uns heute im 21. Jahrhundert wachrütteln. Auch wir sind mit Traditionen und Vorurteilen behaftet, die Gott nicht gefallen. Ich denke nur an die große Flüchtlingswelle. Wir schwer haben wir uns getan, diese Menschen bei uns zu integrieren. Wie oft schlug diesen Menschen blanker Hass entgegen anstelle liebevoller Aufnahme. Und als sie dann in unsere Gemeinden kamen, wie schwer haben wir uns getan diese Menschen aufzunehmen. Und dann haben wir uns doch wachrütteln lassen. Ich kenne einige Gemeinde, die kurz vor einer Fusion standen, heute an den Sonntagen schon jeweils drei Gottesdienste durchführen müssen, weil die Kirchen aus allen Nähten platzen. 3. Gott baut die Gemeinden Liebe Gemeinde, manchmal könnte man meinen dass wir uns viel zu wichtig nehmen bei dem Aufbau unserer Gemeinde. Wir sind auch gern versucht, uns über den zu stellen, der in Wahrheit der Erbauer seiner Gemeinde ist. Und dabei ist es allein Gott, der seine Gemeinde baut. Benötigen dafür einen Beweis? Bitte sehr, er steht ein wenig versteckt in unserem heutigen Predigttext. Gott sprach zu gleicher Zeit, also zur gleichen Stunde und Minute eines Tages sowohl mit Petrus, als auch mit dem Hauptmann Kornelius. Genau zu gleicher Zeit brachte er diese beiden Menschen im Traum zusammen. Wohlgemerkt, Petrus hatte immer noch die Wahl. Er konnte sich dem Auftrag Gottes widersetzen, oder er konnte ihn annehmen, auch wenn er nicht seinem Gefühl der Nachfolge entsprach. Und genau dies gilt für uns heute noch so, wie es für Petrus galt. Gott spielt nicht nach unseren Regeln. Er wird uns immer wieder vor Herausforderungen stellen, die uns so einiges abverlangen. Aber wir sind niemals allein. Mit dem Flüchtling, den er in unsere Gemeinde schickt, mit dem hat er genau so gesprochen wie mit uns. Wenn uns Gott jemanden sendet, dann haben wir den Auftrag diesen Jemand auch aufzunehmen und uns um ihn zu kümmern. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn wir dies tun, dann können wir in der Tat wie Petrus Vorurteile überwinden. Wenn wir uns Gottes Auftrag nicht verweigern, dann können wir wie Petrus unbefangen auf für uns Fremde zugehen. Wenn wir dies tun, dann können wir wie Petrus miteinander Gemeinde aufbauen. Lassen Sie uns eines niemals vergessen: Wir sind alle Gottes geliebte Kinder und somit untereinander Schwester und Brüder. Lassen Sie uns also auch geschwisterlich miteinander umgehen. Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den 7. Vers des Liedes "Wer nur den lieben Gott lässt walten..." (EG 369) einstimmen, der da lautet, wie folgt: Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das deine nur getreu und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen frohen Start in die neue Woche. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |
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