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ePredigt vom 26.07.2020 (Hebräer 13, 1-3)


Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 7. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 13. Kapitel des Hebräerbriefes, die Verse 1-3. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Letzte Ermahnungen

Bleibt fest in der brüderlichen Liebe. Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige, ohne ihr Wissen Engel beherbergt. Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil ihr auch noch im Leibe lebt.

Liebe Gemeinde,

die Hebräerbrief richtete sich an eine Gemeinde, die es mit dem Glauben nicht mehr so genau nahm. Es wurden erste Zweifel laut, ob die Verheißungen überhaupt eintreffen. Man fing an, nicht mehr zum Gottesdienst zu gehen und den übrigen Gemeinschaftsstunden fernzubleiben. Es hatte sich eine gewisse Glaubensmüdigkeit breit gemacht. Erinnert doch irgendwie an unsere heutige Zeit. Und daher kommt den letzten Ermahnungen eine besondere Bedeutung zu.

Der Verfasser versucht, die Gemeinde wieder auf Kurs zu bringen. Dies zieht sich durch das ganze 13. Kapitel hindurch. Vielleicht ein Grund heute Nachmittag einmal das gesamte 13. Kapitel zu lesen ?!

Lassen Sie uns heute Morgen einmal drei dieser letzten Ermahnungen etwas genauer anschauen.

1. Fest in brüderlicher Liebe

Hier steht nicht: Liebt alle einander. Hier steht nur etwas von brüderlicher Liebe. Und mit dieser Liebe ist die Liebe der Christen untereinander gemeint, die nur aus dem gemeinsamen geistlichen Leben heraus möglich wird. Und somit ist diese Liebe auch nur aus Gott heraus möglich, der diese brüderliche Liebe in unseren Herzen fest verankert hat.

Ohne Gottes Hilfe wären wir gar nicht in der Lage bei all unserer Verschiedenheit fest in der brüderlichen Liebe zu verweilen.

Mit der brüderlichen Liebe ist gemeint, dass wir untereinander so umgehen sollen, wie man in einer Familie gemeinhin umgeht.

In der Familie achten die Älteren auf die Jüngeren. Wir als schon glaubenserfahrene Christen sollen uns stets derer annehmen, die neu in die Familie aufgenommen worden sind. Wie die Eltern ihre Kinder mit einer liebevollen Konsequenz  erziehen, so sollen wir auch mit einer liebevollen Konsequenz unseren neuen Brüdern und Schwestern zur Seite stehen.

Brüderliche Liebe heißt aber auch, aufeinander und  untereinander acht zu geben. Wie schnell kann es geschehen, was ja auch bei den Hebräern passiert war, dass sich ein gewisser Schlendrian in Glaubensdingen breit macht. Und diesen bemerkt man selber meist erst dann, wenn es zu spät ist. Daher ist es vonnöten, dass wir als Geschwister untereinander auf uns aufpassen.

Und natürlich sollen wir Untereinader achtgeben, dass keiner den anderen übervorteilt. Alle Familienmitglieder haben die gleichen Rechte aber auch die gleichen Pflichten. Nur so kann eine christliche Gemeinschaft dauerhaft gelingen.

2. Seid gastfrei

Zahlreiche Bibelkommentare verweisen darauf, dass es zu der damaligen Zeit eben noch keine Hotels gab und viele Reisende nicht wussten, wo sie die jeweilige Nacht verbringen konnten. Fakt ist aber auch, dass es schon Herbergen in ausreichender Zahl gab. Nur waren diese für viele Reisende einfach nicht erschwinglich.

Daher werden wir zur Gastfreundschaft ermahnt. Denn es gab damals wie heute viele Menschen, die sich eine Herberge gar nicht leisten konnten. Und so finde ich es immer wieder überwältigend, wie wir bei evangelischen und katholischen Kirchentagen unsere Privatunterkünfte kostenlos den Teilnehmern zur Verfügung stellen.

Im Urtext steht neben der Gastfreundschaft noch das Wort allezeit. Wir sollen also unsere Gastfreundschaft nicht nur auf die Kirchentage reduzieren, sondern auf das ganze Jahr ausdehnen.

Gastfrei zu sein bedeutete übrigens nicht, darauf zu warten, dass wir darum gebeten werden. Gastfreundschaft bedeutet, dass ich bevor der andere fragt, diesem schon mein Heim und meine Mahlzeit anbiete. Ich soll den anderen gar nicht erts in die Verlegenheit bringen, dass er mich fragen muss.

Ich erlebe es heute immer noch in vielen türkischen Familien, wie diese mich herzlichst aufnehmen und opulent bewirten. Obwohl ich ein Christ bin und obwohl uns vieles trennt, ist die Gastfreundschaft doch das verbindende Glied unter uns.

Und dieses verbendende Glied unter Christen sollen auch wir sein. Gastfrei zu sein heißt übrigens nicht nur, dass ich jemandem Obdach gewähre. Gastfrei kann ich auch mit meiner Zeit sein, die ich dem Gegenüber schenke. Gastfrei zu sein hat also gar nichts mit Gut und Geld zu tun.

3. In andere hineinversetzen

Wenn wir wirklich unserem Gegenüber eine wertvolle Hilfe sein wollen, dann müssen wir ihn auch verstehen. Klingt logisch und einfach. Aber dies hat so seine Tücken.

Ein altes indianisches Sprichwort sagt uns: "Wenn du nicht 1000 Meilen in den Mokassins des anderen gegangen bist, hast du kein Recht, über ihn zu urteilen."

Wir lesen in unserem Predigttext das Wort "Mitgefangene". Hier sind nicht die Strafgefangenen gemeint, die eine gerechte Strafe abbrummen müssen. Hier geht es um Menschen, die zum Beispiel in Süchten diverser Art gefangen sind.

Muss ich also erst zum Alkoholiker werden, um anderen Alkoholikern eine wertvolle Hilfe sein zu können? Nein, natürlich nicht. Aber platte, nett gemeinte Worte wie: "Dann hör doch mit dem Trinken auf", helfen dem Alkoholiker auch nicht weiter.

Qualifizierte Hilfe unter Geschwistern heißt, dass ich mich der Problematik meiner Mitgeschwister annehmen muss, diese verstehen muss um dann als wertvoller Berater für meine Geschwister agieren zu können.

Die Hebräer waren glaubensmüde geworden. Unseren Geschwistern, denen es ähnlich ergeht hilft es herzlich wenig, wenn wir diese mit erhobenem Zeigefinger ermahnen, wieder sonntags in die Kirche zu gehen, da ansonsten ihr Seelenheil gefährdet ist. Solche Glaubensgeschwister gibt es aber wirklich. Dass sie damit mehr Schaden anrichten, als ohnehin schon entstanden ist interessiert sie meist nicht.

Ich muss bei meinem Bruder oder meiner Schwester erst einmal hinterfragen, was denn zur Glaubensmüdigkeit geführt hat. Erst wenn ich dies verstanden habe, dann kann ich vorsichtig korrigierend beratend tätig werden.

Übrigens, nur mal nebenbei bemerkt: Ich verstehe viele meiner Mitgeschwister, dass sie liberaltheologischen Predigten fernbleiben. Hier wäre der erhobene Zeigefinger mehr als fehl am Platze. In solchen Fällen sind wir gehalten, unseren Geschwistern Alternativen anzubieten. Gemeinden also, in denen noch Gottes Wort gepredigt wird. Gemeinden, die anerkennen, dass wir als Mann und Frau geschaffen worden sind. Gemeinden, die keine gleichgeschlechtlichen Paare segnen. Gemeinden letztendlich, die anerkennen, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen.

Ja liebe Gemeinde, letzte Ermahnungen haben es nun mal so an sich, dass die Thematik ein wenig ernster ist. Aber wir sind ja Vergnügungsverein auf Gegenseitigkeit e.V. Wir wollen ja alle Gottes Wort nachfolgen und unsere Geschwister dabei unterstützen, dass sie dies auch tun können.

Und, das dürfen wir niemals vergessen: Ermahnungen sind keine Strafe, sondern wollen uns daran erinnern, dass wir auf dem rechten Wege bleiben sollen.

Lassen Sie uns nun noch einander ermuntern, stets ganz nahe an unserem Herrn dranzubleiben, indem wir gemeinsam in den ersten Vers des Liedes "Meinen Jesus lass ich nicht..." (EG 402) des Liederdichters Christian Keimann einstimmen, der da lautet, wie folgt:
Meinen Jesus lass ich nicht, weil er sich für mich gegeben,
so erfordert meine Pflicht, unverrückt für ihn zu leben.
Er ist meines Lebens Licht; meinen Jesus lass ich nicht.

Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden

Amen.

Liebe Gemeinde,

ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen fröhlichen Start in die neue Woche.

Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr

Ulrich Naber
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