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ePredigt vom 27.09.2020 (2. Timotheus 1, 7-10)


Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 16. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 2. Timotheusbrief, Kapitel 1, die Verse 7-10. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Darum schäme dich nicht des Zeugnisses von unserm Herrn noch meiner, der ich ein Gefangener bin, sondern leide mit für das Evangelium in der Kraft Gottes. Er hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem Ratschluss und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt, jetzt aber offenbart ist durch die Erscheinung unseres Heilands Christus Jesus, der dem Tod die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat, durch das Evangelium.

Liebe Gemeinde,

ein kluger Kopf hat wohl einmal nachgezählt, wie oft die Worte "Fürchte dich nicht" so, oder in einer leichten Abwandlung in der Bibel stehen. Er kam auf 365-mal. Also für jeden Tag des Jahres einen solchen Zuspruch. Vielleicht findet ja jemand unter uns auch den 366. Zuspruch, dann wären auch die Schaltjahre mit abgedeckt.

Aber Scherz beiseite, wenn etwas derart oft in der Bibel erwähnt wird, dann sollten wir uns damit ein wenig näher auseinandersetzen und erkunden, warum wir uns denn  nicht fürchten sollen.

1. Die Furcht

Was ist das überhaupt, die Furcht? Wenn ich diese Frage stelle, dann antworten die meisten Befragten, dass Angst für die Furcht charakteristisch ist. Gerade die Angst aber ist ein schlechter Ratgeber, das sagt Gott ja auch zu seiner Gemeinde. Getrieben von Angst werden Situationen falsch eingeschätzt und es werden falsche Entscheidungen getroffen, die dann zu unerwünschten Ergebnissen führen.

Furcht wird oftmals auch durch Feigheit definiert. Und auch das will Gott nicht, dass wir feige sind. Wer feige ist, der läuft zu früh vor etwas weg, was ihm womöglich gar keinen Schaden zufügen kann.

Und dann kommen wir noch zu einem weiteren Charakteristikum der Furcht, der Verzagtheit. Verzagtheit bedeutet, dass ich nicht weiß, was ich denn nun machen soll. Ich wäge ständig zwischen allen Möglichkeiten ab, komme aber letztendlich nicht zu einem Ergebnis und bleibe so immer auf der Stelle stehen.

Das sind doch sicherlich alles Charakteristika der Furcht, die uns alle schon einmal ereilt haben. Wer noch niemals Angst gehabt hat, wer noch niemals feige war und wer noch niemals in einem Leben verzagt gewesen ist, der möge sich bitte bei mir melden. Diesen Menschen muss ich unbedingt kennenlernen.

Das schöne ist, dass wir an diesen Problematiken arbeiten können und Gott uns schon Werkzeuge gegen die Furcht mit auf unseren Lebensweg gegeben hat. Schauen wir uns diese einmal etwas genauer an.

2. Die Kraft

Gott hat uns den Geist der Kraft gegeben, so haben wir es in unserem Predigttext gehört. Im Urtext finden wir dort das Wort "dynamis". Da denkt man doch gleich an das Wort Dynamit. Und so in etwa ist es auch gemeint.

Dynamis bedeutet übersetzt Fähigkeiten, Vollmacht und besondere innere Kraft, um auf Situationen angemessen reagieren zu können.

Wenn Gott mir die Fähigkeit verliehen hat, Situationen richtig einzuschätzen, dann ist schon mal ein Stolperstein der Furcht aus dem Weg geräumt. Wie heißt es doch so schön: "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt." Ich muss mich nicht mehr von Furcht getrieben verstecken, sondern ich kann mich jeder Situation stellen.

Ich kann dies, weil Gott mir mit der Dynamis auch die Vollmacht der richtigen Entscheidung gegeben hat. Und dann darf ich auch noch auf besondere Kräfte zurückgreifen, die mir der Herr mit seinem Heiligen Geist verliehen hat.

Hiermit sind nicht irgendwelche Zauberkräfte gemeint, sondern die Kraft, an der rechten Stelle zur rechten Zeit das richtige zu tun.

Aber Gott hat uns noch mehr Werkzeuge gegen die Furcht geschenkt.

3. Die Liebe

Mit dem Geist der Liebe ist "Agape" gemeint. Wir benutzen das Wort Liebe ja für die geistige und die körperliche Liebe synonym. Im Urtext steht an dieser Stelle des heutigen Predigttextes das Wort Agape, was wohl auch mit Nächstenliebe ganz gut übersetzt werden kann.

Wir kennen ja alle Menschen, die einem das Leben schon mal schwer machen können. Manche Exemplare sind sicherlich harte Prüfungen Gottes an uns. Und dann passiert es schon mal, dass wir uns vor diesen Menschen fürchten, die uns das Leben in der Tat zur Hölle machen wollen.

Begegnen wir doch diesen Menschen einmal nicht gleich in Abwehrstellung, sondern mit der Nächstenliebe. In vielen Fällen können diese Menschen gar nicht mehr anders, als ihre Attacken gegen uns einzustellen. Und wenn wir einen Menschen mit den Augen der Agape betrachten, dann können auch wir keinen Groll mehr gegen ihn hegen.

Das ist natürlich schon so etwas wie eine Königsdisziplin gegen Furcht und erfordert ein gerüttelt Maß an Übung. Aber wir haben ja jemand an unserer Seite, der uns dabei helfen möchte, diese Liebe gegenüber unseren Mitmenschen ausüben zu können.

Bitten wir ihn doch einfach mal wieder, uns dabei zur Seite zu stehen.

4. Die Besonnenheit

Mit dem Geist der Besonnenheit konnte ich nicht so viel anfangen. Aber wenn wir uns den Ursprung dieses Wortes anschauen, dann dürfte uns sofort klar sein, was damit gemeint ist.

Im Wort Besonnenheit steckt ja das Wort besinnen. Besinnen bedeutet, dass ich Situationen in meinem Leben mit Situationen vergleiche die ich schon einmal so, oder so ähnlich erlebt habe.

Wenn ich vor einer neuen Situation stehe, die in mir ein etwas mulmiges Gefühl hervorruft, dann versuche ich mich auf mein bisheriges Leben mit Jesus zu besinnen. In wieviel Not und Gefahr ist uns unser Herr schon ein wertvoller Beistand gewesen.

Und aus wie vielen von uns aus gesehen ausweglosen Situationen hat uns unser Herr schon auf wundersame Weise wieder herausgeführt. Und wie oft durfte ich später erkennen, dass alles doch nicht so schlimm war, wie ich es anfangs befürchtet hatte.

Wenn mit unserem Herrn in der Vergangenheit alles gut ausgegangen ist, dann wird es in der Gegenwart nicht anders sein und dann können wir getrost und unverzagt in die Zukunft blicken.

Egal, was auf uns zukommen mag, liebe Gemeinde, mit den Geschenken Gottes an uns, mit dem Geist der Kraft, mit dem Geist der Liebe und mit dem Geist der Besonnenheit können wir uns allen Situationen in unserem Leben stellen. Denn zusätzlich ist ja der, der uns diese Fähigkeiten verliehen hat ist ja bei uns alle Tage bis an der Welt Ende.

Lassen Sie uns daher zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes unseren Herrn loben und preisen, indem wir gemeinsam in den ersten Vers des Liedes "Befiehl du deine Wege..." (EG 361) von Paul Gerhardt einstimmen, der da lautet, wie folgt:
Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden

Amen.

Liebe Gemeinde,

ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen fröhlichen Start in die neue Woche mit unserem Herrn an unser aller Seite.

Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr

Ulrich Naber
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