ePredigt vom 27.11.2016 (Jeremia 23, 5-8) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 1. Sonntag im Advent des Jahres 2016. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei dem Propheten Jeremia, Kapitel 23, die Verse 5-8. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: "Der Herr unsere Gerechtigkeit". Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der Herr, dass man nicht mehr sagen wird: "So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus Ägyptenland geführt hat !", sondern: "So wahr der Herr lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel herausgeführt und hergebracht hat aus dem Lande des Nordens und aus allen Landen, wohin er sie verstoßen hatte". Und sie sollen in ihrem Lande wohnen.
Liebe Gemeinde,
nun beginnt sie wieder die hektische Zeit des Weihnachtsrummels un der Weihnachtsfeiern und der Weihnachtsgeschenke. Und trotzdem merkt man alle Jahre wieder, dass auch ein wenig entschleunigt wird in dieser Zeit. Auf rätselhafte Art und Weise geht alles ein wenig ruhiger vonstatten, als in den übrigen 11 Monaten des Jahres. Advent bedeutet ja bekanntermaßen Ankunft. Und dieser Ankunft unseres Herrn gedenken wir alljährlich im Advent. Der Prophet Jeremia sah diese Ankunft unseres Herrn schon Jahrhunderte eher voraus, wie wir es soeben in unserem heutigen Predigttext gehört haben. Schauen wir doch einmal gemeinsam, was uns Jeremia dazu zu berichten weiß.
1. Siehe
"Siehe", mit diesem Wort beginnt unser heutiger Predigttext. Dieses "Siehe" bedeutet auch: Mach mal langsam, leg mal alles beiseite und kümmere dich um das wirklich Wesentliche im Leben. Warte auf das, was Gott dir bereitet.
Dieses "Siehe" bedeutet aber nicht nur ein passives Warten, sondern es fordert auch zur Aktion auf. Siehe bedeutet auch: Mach dich auf die Suche nach dem Heiland, gehe ihm entgegen, gehe auf ihn zu. Gehe mit offenen Augen betend durch die Welt und suche den Platz, an dem Gott dich haben will.
Und so beschreibt dieses "Siehe" schon die gesamte Adventszeit. Wir sollen natürlich in dieser Zeit zur Ruhe kommen und uns auf die Ankunft unsers Herrn besinnen. Natürlich sind die Ruhe und auch die Besinnlichkeit wichtig. Natürlich ist es wichtig, auch einmal einen Gang zurückzuschalten und nicht immer auf Hochgeschwindigkeit zu laufen.
Aber, liebe Gemeinde, es ist auch wichtig, nach unserem Auftrag in dieser Welt zu fragen. Vielleicht ist ja gerade diese heimelige Vorweihnachtszeit mit den sich daraus ergebenden Mußestunden eine ideale Gelegenheit wieder einmal darüber nachzudenken, wo Gott mich an welchem Ort haben möchte. Vielleicht überlege ich in dieser Zeit einmal, ob ich noch "auf Kurs" bin oder aber von meinem Herrn eine Kurskorrektur benötige.
Advent ist also eine Zeit der Stille, aber auch eine Zeit der geistlichen Aktivität. Beides lässt sich übrigens sehr gut kombinieren. Übrigens; diese Vorgehensweise ist nicht auf die Adventszeit beschränkt. In allen Klöstern dieser Welt wird sie an 365 Tagen betrieben. Vielleicht führt uns alle ja die Adventszeit in diesem Jahre zu einer geistlichen Ruhe, Kraft und Gelassenheit, von der wir das ganze Kirchenjahr zehren.
Heute beginnt ja das neue Kirchenjahr, und da wäre dies doch ein guter Vorsatz ?!
2. Verheißung Nummer Eins
Die erste Verheißung bezieht sich darauf, dass der Herr dem David einen gerechten Spross erwecken will, der wohl regieren wird. Als Christen sehen wir in dieser Verheißung die Vorhersage der Geburt unseres Herrn Jesus Christus.
Dieser Jesus Christus wird das Volk wohl-regieren. Was können wir darunter verstehen ? Nun, wenn wir uns heute die Herrscher unserer Erde einmal näher betrachten, dann waren diese durch ein pompöses Auftreten gekennzeichnet, dem auch zugleich ein Machtanspruch innewohnte, welcher keinen Widerspruch duldete. So können wir es noch bis heute z.B. in Syrien und anderen Staaten erleben. Von einem wohl regierenden Herrscher mag da wohl niemand reden.
Jesus hingegen, als wohl-regierender König war da ganz anders. Er kam eben nicht mit Protz und Prunk daher, sondern kam auf einem Esel geritten. Jesus verzichtete ganz bewusst auf alle Utensilien deren sich ein weltlicher Herrscher bedient, um seinen Machtanspruch zu unterstreichen. Jesus wollte auch nicht der Herrscher aller Herrscher sein, sondern als König aller Könige der Diener seines Volkes sein.
Geboren wurde er auch nicht in einem hochherrschaftlichen Palast, der ihm sicherlich auch zugestanden hätte als Weltretter, nein er wurde in einem armseligen Stall geboren. Er starb auch nicht den Heldentod in einer berühmten Schlacht. Er starb den Tod am Kreuz, wo man für gewöhnlich Verbrecher hinrichtete.
Aber genau das war es, was Jeremia als wohl-regieren bezeichnet. Als Herrscher aller Herrscher trat er für einen jeden von uns den Gang ans Kreuz an. Er, der keine Sünde begangen hatte, dieser König nahm alle Sünden seines gesamten Volkes auf sich und bezahlte für diese mit seinem Leben am Kreuz.
Das ist aber noch nicht alles. Wie wir alle wissen lebt dieser König in die Länge. Das bedeutet nichts anderes, als dass sein stellvertretender Tod auch noch für all unsere Sünden gilt und für alle Sünden, die von Menschen begangen werden, welch erst zukünftig geboren werden.
Grund genug, um innzuhalten vor dem, der jetzt als Kind in der Krippe liegt und ihm eine lautes "Danke Jesus" zuzurufen.
3. Verheißung Nummer 2
Die zweite Verheißung bezieht sich auf das Nach-Hause-Kommen des Hauses Israel. "Und sie sollen in ihrem Lande wohnen", so steht es in unserem Predigttext. Das möchte Gott auch heute noch, dass wir sicher bei ihm wohnen.
Nach Hause kommen zu Gott das war den Menschen lange Zeit verwehrt, da sie ja die Sünde von Gott getrennt hatte. Doch Gott fasst einen Plan, um es uns allen zu ermöglichen, wieder nach Hause zu kommen. Diesen Plan können wir nunmehr in der Krippe bewundern.
Das Kind, das dort liegt, hat es uns ermöglicht, aus der Gotttesferne herauszukommen und wieder als Gottes geliebte Kinder zu ihm heimzukehren. Wir alle können uns jederzeit auf das beziehen, was das Kind in der Krippe für uns getan hat. Wir können seine Erlösungstat von Golgatha für uns in Anspruch nehmen und dürfen wieder zu unserem Vater im Himmel zurückkehren.
Vergleichen wir unser Leben doch einmal mit einem der Jahreszeit angemessenen Winterspaziergang. Von Gott sicher behütet und beschützt können wir auch an dunklen Abenden sicher unseren Weg gehen. Schon hier in der Welt, also in der Dunkelheit, können wir seinem Schutz vertrauen, auch wenn wir ihn nicht sehen können. Wenn wir von unserem Spaziergang nach Hause kommen, dann wartet sicher ein wohliges und warmes Heim auf uns. Und dieses wohlige und warme zuhause erwartet uns auch, wenn wir unseren Lebensweg an Gottes Hand bis zu unserem Ende weitergehen.
Wenn wird dies machen, dann werden wir sicher in unserem endgültigen Heim ankommen. Dies alles haben wir dem Kind in der Krippe zu verdanken, welches wir jetzt an allen Ecken und Enden sehen. Lassen Sie uns bei aller Heimeligkeit doch auch immer daran denken, dass dieses Kind uns die Himmelstüre wieder sperrangelweit aufgetan hat. Seien wir einfach dankbar dafür.
Lassen Sie uns nunmehr gemeinsam in die erste Adventswoche gehen, indem wir einstimmen in den ersten Vers des Liedes "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit... (EG 1) von Georg Weissl, der da lautet, wie folgt:
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt , mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.
Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen besinnlichen 1. Advent und eine ruhige und von der Adventsfreude durchzogene Woche.
Es grüßt Sie alle recht herzlich Ihr
Ulrich Naber |