ePredigt vom 28.01.2018 (Jeremia 9, 22-23) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 3. Sonntag vor der Passionszeit, dem Sonntag Septuagesimae. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei dem Propheten Jeremia im 9. Kapitel, die Verse 22-23. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Das rechte Rühmen
So spricht der Herr: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der Herr. Liebe Gemeinde,
70 Tage vor Ostern, das bedeutet ja der heutige Sonntag. Und rechtzeitig vor Ostern liegen sie schon wieder in den Regalen, die Osterhasen und Marzipanostereier. Ja, so feiert die Welt eben Ostern. Und um die Wertmaßstäbe der Welt und Gottes Maßstäbe geht es auch in unserem heutigen Predigttext. Lassen Sie uns doch einmal anschauen, was Gott uns durch seinen Propheten Jeremia dazu zu sagen hat.
1. Die Maßstäbe der Welt
In der Welt da zählen vor allem Stärke, Reichtum und Weisheit. Wer das geschafft hat, der rühmt sich auch gern mit dem, was er erreicht hat.
Grundsätzlich ist natürlich auch nichts dagegen einzuwenden. Oberflächlich betrachtet zumindest. Schauen wir doch einmal hinter den Vorhang und sehen uns einmal die Stärke an. Viele "starke" Menschen erscheinen nur deswegen stark, weil sie die Schwächen der anderen schamlos ausnutzen. Und gerade dieser Stärke sollen wir uns nicht rühmen.
Betrachten wir den Reichtum. Viele Menschen, ich denke besonders an einen Finanzmakler aus Hannover, sind dadurch reich geworden, dass sie andere Menschen in die Armut getrieben haben. Dass man sich dieser Form des Reichtums nicht unbedingt rühmen sollte versteht sich wohl von selbst.
Bei der Weisheit ist es schon ein wenig komplizierter. Wir haben doch alle Respekt vor weisen Menschen. Weise zu sein bedeutet doch letztendlich, dass wir den Durchblick haben. Von der Weisheit her ist es aber nicht weit hin zur Überheblichkeit. Und diese Eigenschaft ist nun sicherlich nicht des Rühmens wert.
Und wie schnell können uns diese drei abhandenkommen. Die Stärke kann ganz schnell in Schwäche umkippen, wenn einer kommt, der stärker ist als ich. Der Reichtum ist auch ein vergänglich Ding, der schneller wieder weg sein kann, als er gekommen ist. Und auch die Weisheit nimmt irgendwann in unserem Leben mal ein Ende.
Also, vergänglicher Dinge sollen wir uns nicht rühmen.
2. Gottes Maßstäbe
Wessen darf ich mich denn dann rühmen, wenn schon nicht meiner vermeintlichen Erfolge wegen? Das sagt uns Jeremia auch ganz eindeutig.
Es darf sich der rühmen, der klug ist und Gott kennt. Der göttlichen Klugheit darf ich mich rühmen, wenn ich ihn denn kenne.
Wie lerne ich aber Gott kennen? Zu Zeiten Jeremias war es noch etwas komplizierter als heute. Heute haben wir alle den freien Zugang zu Gottes Wort, der Bibel. Wenn wir diese lesen, dann lernen wir Gott höchstpersönlich kennen.
Und dann haben wir ja auch noch die Möglichkeit, uns ganz persönlich mit Gott zu unterhalten, wir Christen nennen dies Gebet.
Und wir haben noch die Möglichkeit, uns anderen Christen anzuschließen um gemeinsam mehr über diesen Gott zu erfahren.
Nur mal so nebenbei bemerkt, dies ist ein gewaltiges Privileg. Es gibt sehr viele Länder auf der Erde, wo der Besitz der Bibel unter Strafe gestellt ist und wo christliche Gemeinschaften gewaltsam aufgelöst und deren Mitglieder günstigenfalls inhaftiert werden.
3. Wie ist Gott ganz konkret
Auch darüber lässt uns Jeremia nicht im Unklaren. Er weist uns auf Wesenseigenschaften Gottes hin, die auch für uns heute noch von Bedeutung sind.
Gott ist barmherzig. In diesem Wort steckt ja offensichtlich auch das Wort Herz. Gott liebt uns nicht mit seinem Verstand und seiner Vernunft, sondern mit seinem ganzen Herzen. Auch wenn wir seine Liebe nicht verdient haben, dann liebt er uns trotzdem.
Und genau dies sollen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten auch an unsere Mitmenschen weitergeben. Eben nicht nur die großen und Mächtigen lieben, sondern auch sich derer annehmen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Auch das ist Barmherzigkeit. Lesen Sie einmal das Gleichnis vom barmherzigen Samariter.
Gott übt Recht und Gerechtigkeit. Wir kennen sicherlich alle das Sprichwort: "Gottes Mühlen mahlen langsam, aber vortrefflich fein". Selbst wenn es manchmal den Anschein hat, dass die Ungerechten mit ihren oftmals unrechten Taten am weitesten kommen, dann steht am Ende doch wieder Gottes Gericht.
Und darum sollten wir immer wieder unser Leben überprüfen, ob das, was Gott unter Recht und Gerechtigkeit versteht, auch von uns so in unserem Leben ausgeübt wird, wie Gott es gerne haben möchte.
Oftmals ist dies ganz einfach. Wir sollen keinen anderen Menschen betrügen oder gar hintergehen. Wir sollen aufrichtig und ehrlich sein. Aber es mag auch Situationen in unserem Leben geben, wo dies nicht so einfach erkennbar ist.
Wenn wir vor schwierigen Entscheidungen stehen, liebe Gemeinde, dann ist es unser Vorrecht als Christen unseren Herrn im Himmel zu befragen, was wir denn machen sollen.
Und wenn wir dann ganz aufmerksam und stille werden und auf das hören, was Gott uns sagen möchte, dann sind wir auch in diesen Situationen auf der richtigen Seite. Und dann dürfen wir uns dessen rühmen, was wir erkannt haben; nämlich dass Gott der alleinige Herrscher in unserem Leben ist.
Woher kommt denn eigentlich all das schlechte auf der Welt. Es kommt von der Sünde. Wie wir darum bitten können, dass Gott uns von der Sünde fernhält, das erfahren wir im ersten Vers des Liedes "Ein reines Herz, Herr, schaff in mir..." (EG 389) von Heinrich Georg Neuß, der da lautet, wie folgt: Ein reines Herz, Herr, schaff in mir, schließ zu der Sünde Tor und Tür; vertreibe sie und lass nicht zu, dass sie in meinem Herzen ruh. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber |