Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 6. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 1. Petrusbrief, Kapitel 2, die Verse 2-10. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Das neue Gottesvolk
So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede und seid begierig nach der der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, damit ihr durch sie zunehmt zu eurem Heil, da ihr ja geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist. Zu ihm kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar. Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus. Darum steht in der Schrift (Jesaja 28,16) "Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden." Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar, für die Ungläubigen aber ist " der Stein, den die Bauleute verworfen haben, und der zum Eckstein geworden ist, ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses" (Psalm 118,22), Jesaja 8,14); sie stoßen sich an ihm, weil sie nicht an das Wort glauben, wozu sie bestimmt sind. Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht; die ihr einst " nicht ein Volk" wart, nun aber "Gottes Volk" seid, und einst nicht in Gnaden wart, nun aber in Gnaden seid (Hosea 2,25).
Liebe Gemeinde,
die Überschrift unseres heutigen Predigttextes lautet ja "Das neue Gottesvolk". Seit Jesus für unsere Sünden am Kreuz mit seinem Tode bezahlt hat, können wir alle zu diesem neuen Gottesvolk gehören. Aber was zeichnet denn dieses neue Gottesvolk aus. Lassen Sie uns dies heute Morgen einmal etwas näher betrachten.
1. Wie die neugeborenen Kindlein
Wie oft wünschen wir uns, wenn wir etwas vermasselt haben einen Neustart. Man müsste das, was man gesagt oder getan hat, einfach auswischen können. So bei einer Tafel in der Schule. Und dann könnte man von Neuem beginnen. Das wäre doch herrlich, nicht wahr?
Vor Gott, liebe Gemeinde ist das, was in der Welt nicht möglich erscheint, aber eine unumstößliche Realität. Wir können unser altes sündhaftes Leben zu Gott tragen und ihn bitten, einen Neuanfang mit uns zu wagen. Jeder, der dies mit aufrichtigem Herzen tut, den wird Gott nicht vor die Türe setzen.
Wer ehrlich seine Sünden bereut, Gott diese bekennt und bereit ist zur Umkehr, der ist vor Gott wie ein unschuldiges neugeborenes Kindlein. So einfach ist die Wiedergeburt.
Wir wir alle wissen, ernähren sich Babys zumeist von der Muttermilch. Sie sind bei dieser Nahrungsaufnahme ganz eng mit der Mutter verbunden. Und so möchte Gott uns auch mit seinem Wort geistlich ernähren. Das hingegen klappt aber nur, wenn wir ganz dicht an ihm dranbleiben.
Ganz dicht dranbleiben bedeutet: Sein Wort lesen und studieren, zu ihm beten und die Gemeinschaft der anderen Christen suchen. ER hat uns ja versprochen, wo zwei oder mehr Menschen in seinem Namen zusammen sind, da ist er mitten unter ihnen.
2. Lebendige Steine
Wir sind also lebendige Steine. Klingt schon ein wenig komisch. Ich habe jedenfalls noch keinen lebendigen Stein gesehen.
Stellen wir uns doch einmal die Gemeinde als Kirchengebäude vor. Eine Kirche wird aus verschiedenen Steinen gebaut. Diese sind unterschiedlich groß, haben ein unterschiedliches Gewicht und unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen.
Und dann gibt es in diesem Gebäude einen Stein, der ganz wichtig ist; es ist der Eckstein des Gebäudes. Wenn man diesen entfernt, dann kracht das ganze Gebäude ineinander. Alle anderen Steine sind auf diesen Stein angewiesen. Dieser Eckstein, sie haben richtig vermutet, ist natürlich unser Herr Jesus Christus.
Als seine Jünger, also als diese lebendigen Steine, sollen wir uns ganz auf ihn ausrichten und damit auch die eigene Bedeutungslosigkeit ohne ihn erkennen.
Eine Gemeinde, die sich an diesem Eckstein orientiert wird immer auf dem rechten Kurs bleiben, da dieser von dem Eckstein an die anderen Steine also an uns weitergegeben wird.
Petrus beschreibt aber auch die ungläubigen Menschen. Das sind die Menschen, die mit diesem Eckstein nichts zu tun haben wollen. Sie sind überzeugt von ihrer eigenen Kompetenz und ihrem eigenen Können und brauchen niemanden auf der Welt, nur sich selber.
Aber eines Tages werden diese Menschen merken, dass auch sie ein Dach über dem Kopf benötigen. Dieses können sie aber alleine gar nicht bewerkstelligen, da ihnen dieser Eckstein fehlt.
3. Königskinder, Gottes Eigentum
Liebe Gemeinde, hier beschreibt uns Petrus ganz konkret, was wir als neugeborene Christen wirklich sind. Wir sind Königskinder. Wir, die wir einst in der Finsternis der Sünde verweilten, wir sind von Gott in den Stand eines Königskindes erhoben worden.
Wir sind nicht Gottes Angestellte, nein wir sind reale, echte Kinder des Königs aller Könige. Das bedeutet aber auch, dass wir einen Erbanspruch besitzen, wie ihn jedes Kind besitzt. Wir haben einen Anspruch auf unserem Platz im Himmel. Das mag zwar überheblich klingen, ist aber so. Und Gott will dies ja auch.
Wie weltliche Königskinder auf ihre späteren Aufgaben vorbereitet werden, so möchte uns Gott in seiner Jüngerschule auf unsere späteren Aufgaben vorbereiten. Eine der wichtigsten Aufgaben besteht darin, dass wir denen, die seinen Eckstein verworfen haben erklären, dass dieser Eckstein so wichtig ist, dass ihr gesamtes Leben, das Leben in dieser Welt und das Leben danach, allein von diesem Eckstein abhängt.
So, und jetzt wird’s noch einmal ein wenig ernster. Wir sind nämlich als Königskinder auch Gottes Eigentum. Mit meinem Eigentum kann ich tun und lassen, was ich will, solange ich anderen Menschen damit keinen Schaden zufüge.
Und Gott kann auch mit uns machen, was er will. Als sein Eigentum leben wir in ständiger und vollkommener Abhängigkeit von unserem Herrn. ER allein bestimmt, wie lange wir auf dieser Erde leben und nicht wir oder irgendwelche Mediziner. Daher beten wir ja auch in dem bekanntesten unserer Gebete nicht "mein Wille geschehe, oder der Wille der Ärzte geschehe", sondern "Dein Wille geschehe". Auch wenn es ein wenig ernst geklungen hat, keine Angst, wir kommen ja von hier gleich in den Himmel hinein, einen Ort, der um ein vielfaches schöner sein wird als alle bekannten Orte dieser Welt.
Mir wurde auf einer Evangelisationsveranstaltung von dem Prediger einmal folgende Frage gestellt, die ich einfach mal kommentarlos an Sie alle weiterleiten möchte:
"Wie lange möchten Sie auf Erden leben? 50 Jahre lang und eine Eintrittskarte in den Himmel in der Tasche, oder 100 Jahre lang mit vollkommener Ungewissheit, was danach kommt ?"
Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes unseren Herrn, der uns zu seinem neuen Gottesvolk bestimmt hat loben und preisen, indem wir gemeinsam in den ersten Vers des Liedes "Großer Gott, wir loben dich..." (EG 331), des Liederdichters Ignaz Franz einstimmen, der da lautet, wie folgt:
Großer Gott, wir loben dich; Herr wir preisen deine Stärke.
Vor dir neigt die Erde sich und bewundert deine Werke.
Wie du warst vor aller Zeit, so bleibst Du in Ewigkeit.
Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start als Königskind in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr
Ulrich Naber