| ePredigt vom 29.05.2023 (Johannes 4, 19-26) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich zu unserem heutigen Gottesdienst am Pfingstmontag. Den Predigttext für den heutigen Gottesdienst finden wir im 4. Kapitel des Johannesevangeliums, die Verse 19-26. | |
| | Die Frau sprach zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll. Jesus spricht zu ihr: Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr wisst nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden. Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, in der die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Spricht die Frau zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen. Jesus spricht: Ich bin's, der mit dir redet. | |
| Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
wie wir soeben gehört haben, geht es heute um das Gebet. Häufig werde ich gefragt: Wie soll ich richtig beten ? Und diese Frage wird Ihnen bestimmt auch schon einmal gestellt worden sein oder sie wird Ihnen gestellt werden.
Nur mal so nebenbei bemerkt: Wenn wir uns die Gebrauchsanleitung für unser Leben als Christen, also die Bibel, einmal etwas näher anschauen, dann werden wir feststellen, dass über 90 % aller Fragen, die an uns gestellt werden, dort schon geregelt worden sind.
Aber nunmehr zum Gebet. Lassen Sie uns drei Punkte einmal etwas näher anschauen. | |
| 1. Was ist das Gebet? Das Gebet, liebe Gemeinde, und darüber haben wir schon einige Male zusammen gesprochen ist nichts anderes als das Gespräch mit Gott.
Wir müssen uns also nicht an besonders heiligen Orten einfinden, um beten zu können. Und wir sollen schon mal gar nicht Gebetsfloskeln auswendig lernen, um diese dann immer und immer wieder zu wiederholen.
Stellen Sie sich einmal vor, sie leiern Ihrem besten Freund jeden Tag dasselbe vor. Ich wette mit Ihnen, dass Sie bald keinen Freund mehr haben werden.
Gott ist da bestimmt etwas nachsichtiger. Da kann man nur sagen: "Gott sei Dank."
ER möchte doch unser Helfer und unser Beistand sein. Er wird dies aber nur sein können, wenn wir ihm auch mitteilen, wo bei uns genau der Schuh drückt. Das weiß er zwar auch so, aber er weiß nicht, ob wir seine Hilfe in Anspruch nehmen wollen oder lieber nicht.
Das klingt zwar jetzt unglaubwürdig. Wer will denn nicht, dass Gott ihm zur Seite steht? Viele Menschen, liebe Gemeinde, wollen dies nicht, weil sie davon ausgehen, dass sie ihr Leben sehr gut selber im Griff haben und keinen Gott brauchen, der ihnen zur Seite steht.
Und hier hält sich unser Herr und Heiland dann auch ganz dezent zurück. Gott drängt sich keinem Menschen auf, der nichts mit ihm zu tun haben möchte.
Beten können wir, weil Beten ein Gespräch mit Gott ist, also immer und überall.
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| 2. Anbeten im Geist So haben wir es vorhin in unserem Predigttext gehört. Beten im Geist ist das Beten, wie Jesus zu seinem Vater im Himmel gebetet hat.
Jesus nannte Gott: "Abba, lieber Vater". Wir würden heute Papa sagen. Genau in dieser Vertrautheit sollen wir an Gott herantreten.
Das Gegenteil von Vertrautheit ist die Distanz. Und diese Distanz ist es häufig, die uns die Verbindung zu Gott so schlecht gelingen lässt. Gut, wir beten, aber insgeheim ist da manchmal auch das Misstrauen ein wenig mit im Spiel.
Haben Sie bei kleinen Kindern, die mit ihrem Papa spielen, schon einmal Misstrauen gesehen oder gespürt? Nein, natürlich nicht. Die Kleinen wissen ganz genau, dass ihr Papa immer zur Stelle ist, dass ihr Papa sie niemals im Stich lässt und dass ihr Papa sofort zur Stelle ist wenn's mal wieder brennt.
Genau in dieser vertrauensvollen Grundhaltung sollen wir auch zu unserem Vater im Himmel beten. Ich rate jedem Menschen, der in einer intakten Familie aufgewachsen ist, mit Gott doch einmal so zu reden, wie mit seinem eigenen Vater.
Nichts verschweigen zu müssen, alles erbitten zu dürfen und zu wissen, dass der Vater im Himmel alles gut macht, das zeichnet die Anbetung im Geist aus.
Und dann hat Jesus Zeit seines Lebens diese Gebetsleitung niemals abreißen lassen. Es nutzt also gar nichts zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten mal wieder an den Papa im Himmel zu denken und ihn ansonsten einen guten Mann sein zu lassen. Nein, wenn ich eine gute Beziehung aufbauen möchte, egal ob zu Gott oder zu meinen Mitmenschen, dann muss ich auch etwas dafür tun und dies auch dauerhaft.
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| 3. Anbeten in der Wahrheit Jetzt mal Hand auf's Herz: Wollen wir wirklich mit jedem Gebet Gott anbeten? Geht es uns nicht auch so manches Mal nur um unseren eigenen Vorteil?
Gut, wir sind nicht so, wie wir sein sollten. Spätestens seit dem Sündenfall ist klar, dass wir alle mit der Erbsünde leben. Das griechische Wort für Sünde kann auch mit "Am Ziel vorbei" übersetzt werden.
Als Sünder haben wir also unser Lebensziel verfehlt. Das muss ich erst einmal als Wahrheit erkennen und auch so annehmen. Mit dieser Erkenntnis kann ich mich an meinen Vater im Himmel wenden und dann darf ich erfahren, dass bei ihm Vergebung und ein Neuanfang jederzeit möglich sind.
Viele kennen vielleicht noch den Werbeslogan einer Margarinemarke, der lautete: "Ich will so bleiben wie ich bin." Das, liebe Gemeinde funktioniert bei Gott nicht.
So, jetzt legen wir diesen Slogan einmal beiseite. Wir müssen bei Gott mit der ganzen Wahrheit rüber kommen.
Wir neigen natürlich alle dazu, die unschönen Seiten zu verstecken. Das ist nur all zu menschlich. Gern stellen wir unsere Vorzüge ins Rampenlicht und die anderen Sachen in den Schatten. Genau dies geht bei Gott nicht.
Zum einen leuchtet Gott jede Ecke unseres Herzens aus. Er kennt also auch all unsere Schattenseiten. Zum anderen sollen wir ja gerade mit diesen dunklen Seiten zu ihm kommen. Diese müssen ja geheilt werden, nicht unsere Schokoladenseite.
Nur wenn wir Gott alles aus der Tiefe unseres Herzens vor die Füße legen und ihn bitten, alles wieder heilen, dann kann und will und wird er dies auch tun.
Und da wir als Sünder natürlich weiter sündigen werden, ist dies jeden Tag auf's Neue nötig. Mir ist nämlich noch kein Heiliger auf Erden begegnet.
Lassen Sie uns alle wieder zu einem lebendigen Gebetsleben zurückkehren, indem wir unseren Herrn im Vertrauen und in der Wahrheit anbeten. Jeden Tag unseres weiteren Lebens.
Das schlimmste Argument, was ich ab und wann hören muss ist, dass Menschen mir sagen "Ich hab keine Zeit zum Beten". Daher also noch einmal. Morgens nach dem Aufstehen, beim Zähneputzen , auf dem Weg zur Arbeit und zurück, überall dort kann ich beten. Und Gott ist mir bestimmt nicht grimmig gesonnen, wenn ich abends meinen Fernseher mal 10 Minuten später einschalte, weil ich vorher mit ihm reden möchte.
Da wir heute über den Gesit der Wahrheit gesprochen haben lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienst noch einmal in den ersten Vers des Liedes "O, komm, du Geist der Wahrheit..." (EG 136) einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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| | O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, dass jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann. | |
| Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Pfingsmontag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber | |
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