ePredigt vom 29.09.2021 (1. Mose 4, 1-16a) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 13. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sontag finden wir im 1. Buch Mose, Kapitel 4, die Verse 1-16a. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Und Adam erkannte seine Frau Eva, und sie ward schwanger und gebar den Kain und sprach: Ich habe einen Mann gewonnen mithilfe des Herrn. Danach gebar sie Abel, seinen Bruder. Und Abel wurde ein Schäfer, Kain aber wurde ein Ackermann. Es begab sich aber nach etlicher Zeit, dass Kain dem Herrn Opfer brachte von den Früchten des Feldes. Und auch Abel brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der Herr sah gnädig an Abel und sein Opfer, aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an. Da ergrimmte Kain sehr und senkte finstern seinen Blick. Da sprach der Herr zu Kain:
Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick? Ist's nicht also? Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie. Da sprach Kain zu seinem Bruder Abel: Lass uns aufs Feld gehen! Und es begab sich, als sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot. Da sprach der Herr zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er sprach: Ich weiß nicht; soll ich meines Bruders Hüter sein? Er aber sprach: Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde. Und nun: Verflucht seist du auf der Erde, die ihr Maul hat aufgetan und deines Bruders Blut von deinen Händen empfangen. Wenn du den Acker bebauen wirst, so soll er dir hinfort seinen Ertrag nicht geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden. Kain aber sprach zu dem Herrn: Meine Strafe ist zu schwer, als dass ich sie tragen könnte. Siehe, du treibst mich heute vom Acker, und ich muss mich vor deinem Angesicht verbergen und muss unstet und flüchtig sein auf Erden. So wird mir's gehen, dass mich totschlägt, wer mich findet. Aber der Herr sprach zu ihm: Nein, sondern wer Kain totschlägt, das soll siebenfältig gerächt werden. Und der Herr machte ein Zeichen an Kain, dass ihn niemand erschlüge, der ihn fände. So ging Kain hinweg von dem Angesicht des Herrn und wohnte im Lande Nod, jenseits von Eden, gegen Osten.
Liebe Gemeinde,
eine Geschichte, die wir sicherlich alle kennen. Wir haben sie vermutlich schon etliche Male gelesen und vermutlich auch schon gehört.
Man liest diese Geschichte und hakt sie ab. Abel ist der Gute, Kain der Böse und das wars. Aber könnte uns diese Geschichte nicht noch etwas mehr mitteilen wollen, als die schnöde Unterteilung in Gut und Böse. Lassen Sie uns doch einmal zusammen darüber nachdenken, was uns unser heutiger Predigttext sonst noch mit auf unseren Lebensweg geben möchte.
1. Innere Haltung
Wenn wir über unseren heutigen Pedigttext nachdenken, dann stellen wir uns doch sicherlich die Frage: Warum sieht Gott das Opfer Abels gnädiger an, als das Opfer Kains ? Auf den ersten Blick können wir nämlich keinen großen Unterschied zwischen den beiden Opfergaben erkennen.
Allerdings lesen wir, dass Abel von den Erstlingen seiner Herde Opfer brachte. Bei Kain hingegen lesen wir nur, das er Opfer von den Früchten des Feldes brachte.
Nun gebot Gott schon im Alten Testament, dass nur die Erstlinge bei bestimmten Opfern Gott dargebracht werden sollten.
Es war also eine Sache des Glaubensgehorsams, dass Abels Opfer gnädiger angesehen wurde, als das Opfer von Kain. So lesen wir es übrigens auch in Hebräer 11, Vers 4: " Durch den Glauben hat Abel Gott ein besseres Opfer dargebracht als Kain."
Übertragen wir dies einmal in unsere heutige Zeit. Hat Gott Freude an einem kleinen Dreizeiler, den wir ihm täglich als Gebet entgegenschleudern? Oder erwartet er vielleicht doch, dass wir uns ein wenig mehr Zeit für ein Gespräch mit ihm nehmen sollten ?
Hat Gott Freude an dem 50 Cent Stück, welches wir "opfern" oder erwartet Gott vielleicht doch etwas mehr von uns? A pro pos Kollekten: Paul Deitenbeck, der bekannte Pfarrer aus Lüdenscheid hat einmal über die Höhe der Kollekte folgendes gesagt: "Wenn du jetzt das Doppelte von dem gibst, was du dir gerade vorgenommen hast, dann gibst du genau die Hälfte von dem, was Gott von dir erwaret."
Mal abgesehen von der Zeit und der wertmäßigen Höhe des Opfers ist es die innere Haltung, die vor Gott zählt. Lieblos gegebenes Opfer ist dem Herrn ein Greuel, auch wenn es noch so viel ist. Wenig, aber dies mit Herzen gegeben ist ihm viel mehr wert.
Und so kam es, dass Gott eben das Opfer Kains, also die paar wahrscheinlich nicht so tollen Früchte nicht so gnädig ansah, wie das Opfer Abels.
2. Die Spirale
Wir haben es ja alle schon einmal gehört, dass aus einem wirklich nichtigen Anlass heraus der größte Nachbarschaftsstreit entstehen kann und sich die Parteien dann möglicherweise jahrelang aus dem Weg gehen. Alles fing vielleicht ganz harmlos an und endete dann in einem kompletten Desaster.
Auf einer anderen Ebene aber mit noch schlimmeren Konsequzenzen geschah dies bei Kain und Abel.
Zunächst war Kain ein wenig neidisch, dass Abels Opfer von Gott gnädiger angesehen wurde als sein Opfer. Und wenn man lange genug neidisch auf den anderen ist, dann wird man irgendwann auch wütend auf ihn.
Und aus Wut, liebe Gemeinde kann auch ganz schnell offener Hass entstehen. Und Hass ist eine der Ursachen für hässliche Taten, wie wir es in unserem Predigttext gehört haben.
Aus einfachem Neid wurde so ein Brudermord.
Was sollen wir denn daraus lernen ? Ich denke dass wir ein "Wehret den Anfängen" daraus lernen können. Beim Neid hat also alles angefangen. Wie entsteht denn eigentlich Neid ? Neid entsteht immer dann, wenn ich mich mit anderen Menschen vergleiche. Wo kein Vergleich, da auch kein Neid.
Lassen wir uns doch an dem genügen, was Gott uns ganz persönlich in so großzügigem Maße geschenkt hat und schauen wir doch nicht immer darauf, was der andere neben uns mehr hat. Es wird immer Menschen geben, die von irgendetwas mehr haben als wir.
Aber seien Sie versichert. Diese Menschen betrachten uns genauso. Auch wir haben in ihren Augen ein zuviel von dem, was sie gerne hätten. Also können wir nur eines machen: Finger weg vom Vergleich.
3. Die offene Tür
Es kam, wie es kommen musste. Kain erschlug seinen Bruder Abel. Nun sagt Gott natürlich nicht: Ja klar, ist dumm gelaufen. Pass auf, dass dies nicht nochmal passiert. Im übrigen, Schwamm drüber.
Nein, Gott, der ein gerechter Gott ist, strafte Kain für sein Vergehen schon recht heftig. Und zwar so heftig, dass Kain diese Strafe nicht tragen kann. Die Strafe wäre ja gleichbedeutend der heutigen Todesstrafe gewesen.
Und hier sehen wir schon in den ersten Kapiteln der Bibel eine Parallele zu Jesus Christus. Gott verwirft Kain nicht endgültig, obwohl er dies verdient hätte. Nein, Gott hält auch für Kain, obwohl er seinen Bruder ermordet hat, die Tür zu seinem Reich einen Spalt weit offen.
Und dies tut er übrigens auch bis zum heutigen Tage für uns alle. Wir alle, liebe Gemeinde, sind vor Gott arme Sünder, die nichts anderes als den Tod verdient haben. Aber weil Gott uns genau so liebt, wie er Kain letztendlich geliebt hat, hatt Gott Jesus auf die Erde gesandt, damit er für all unsere Sünden, auch für Mord und Totschlag bezahlt.
Als Jesus Christus am Kreuz von Golgatha für unsere Sünden mit seinem Leben bezahlt hat, hat er damit die Türe zum Vaterhaus sperrangelweit aufgerissen.
Jeder, der diese Bezahlung im Glauben annimmt, der hat den Anspruch darauf, wieder im Vaterhaus als Gottes geliebtes Kind aufgenommen zu werden.
Nutzen wir doch diese offene Tür zum Himmel solange wie diese noch geöffnet ist. Und machen wir uns auf und zeigen unseren Mitmenschen diese offene Tür, damit auch sie errettet werden können.
Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes an diese noch offene Türe denken, wenn wir gemeinsam in den ersten Vers des Liedes : "Tut mir auf die schöne Pforte.." (EG 166) von Benjamin Schmolck einstimmen, der da lautet, wie folgt: Tut mir auf die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich ein; ach wie wird an diesem Orte meine Seele fröhlich sein ! Hier ist Gottes Angesicht, hier ist lauter Trost und Licht. Der Herr segne dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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