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ePredigt vom 29.11.2020 (Sacharja 9, 9-10)



Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Sonntag, dem ersten Sonntag im Advent. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei dem Propheten Sacharja im 9. Kapitel, die Verse 9-10. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze ! Siehe, dein König kommt zu dir. Ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. Denn ich will die Wagen wegtun aus Ephraim und die Rosse aus Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde.

Liebe Gemeinde,

der Prophet Sacharja gehört ja zu den kleinen Propheten; dies bedeutet indes nicht, dass er uns nur weniger Wichtiges zu sagen hätte. Gerade im Propheten Sacharja finden wir detaillierte Schilderungen über das, was Jahrhunderte später geschehen sollte und dessen wir uns in der Adventszeit jedes Jahr aufs neue erinnern. Lassen Sie uns einige Punkte unseres heutigen Predigttextes ein wenig näher betrachten:

1. Der König kommt

Viele von uns sind ja bereits jetzt im Weihnachtstrubel angelangt. Jetzt geht es darum rechtzeitig die Geschenke zu besorgen. Die Wohnung noch adventlich hergerichtet werden und aus logistischer Sicht ist es sicherlich nicht verkehrt, sich bereits jetzt Gedanken über das Festtagsmenu zu machen. Man steht also unter ständiger Anspannung.

Und da vergisst man schon mal sehr schnell, um was es denn eigentlich in der Adventszeit geht. Es geht eben nicht um Tannenbaum, Lichterketten und holdseliges Weihnachtsgedudel.

Es geht einzig und allein daraum: Der König aller Könige kommt zu uns.

Ich war einmal vor vielen Jahren in den Niederlanden und nahm am Königinnentag teil. Ganz Holland war auf den Beinen, die Häuser bunt geschmückt und alle waren fröhlicher Stimmung. Wir waren in Den Haag, wo die königliche Familie einen Rummelplatz besuchte. Und so konnte ich Königin Beatrix und ihren Gemahl ganz aus der Nähe sehen.

Über ein ähnliches Ereignis berichtet ja unser Predigttext. Und doch ist es ganz anders. Ich habe zwar Königin Beatrix gesehen, diese wird aber von meiner Gegenwart wohl kaum Notiz genommen haben.

Ganz anders sieht es bei dem König aus, der uns besucht. Sacharja beschreibt dies ganz deutlich, wenn er sagt: "Dein König kommt zu DIR". Der König, den wir erwarten, der kommt nicht anonym um seinem Volk auf Erden einen Besuch abzustatten, und sich von ihm huldigen zu lassen.

Dieser König kommt ganz persönlich zu einem jeden von uns. Vor eines jeden Herzenstüre macht er halt und klopft an, um dort eingelassen zu werden. Nur, liebe Gemeinde, in unseren stressigen Zeiten bemerken wir dies kaum noch.

Klar, das Kind in der Krippe wird noch wahrgenommen, aber von den meisten Menschen nur noch als Weihnachtsdekoration und aus alter Tradition heraus, weil es eben so dazugehört.

Lassen Sie uns diesem König alle Ehre geben, die ihm allein gebührt. Machen wir unsere Herzen ganz weit auf, damit er dort einziehen kann.

2. Arm und gerecht

Wenn wir uns das Kind in der Krippe so betrachten, dann ist es niedlich anzuschauen. Was für eine heimelige Atmosphäre, die wir dort im Stall betrachten können.

Und doch kommt dieses Kind in der Krippe als Gerechter, in der heutigen Sprache würden wir sagen als Richter. Nicht als Richter über irgendwelche Streitigkeiten, sondern als Weltenrichter. Als Richter über einen jeden von uns.

Jeder von uns steht mit seiner ganz persönlichen Schuld einmal vor diesem Richter und muss sich eines Tages dort selber rechtfertigen. Und zwar für alles, was er getan und gelassen hat. Und da kommt einiges zusammen. Um ehrlich zu sein, wird mir bei dem Gedanken ganz schön mulmig und ich spüre auf einmal so gar nichts mehr von Weihnachtsfreude.

Aber, liebe Gemeinde, dieser Richter kommt auch als Helfer in Armut. In Armut, damit wir reich beschenkt werden können.

Das Kind in der Krippe kommt zwar als Richter, aber als Richter, der die Strafe die wir verdient hätten auf sich nimmt und uns frei von aller Schuld macht.

Und wenn ich daran denke, dann kommt wieder die echte Weihnachtsfreude in mein Herz hinein. Dann kann ich jubeln und frohlocken und mich von ganzem Herzen freuen, dass unser Heiland geboren wird.

Dann betrachte ich das Kind in der Krippe auch mit ganz anderen Augen, dann ist es nicht mehr nur heimelig, sondern dann schaue ich voller Dankbarkeit auf IHN und danke ihm für das, was er für mich getan hat. Dann sehe ich in ihm nicht mehr das kleine Kind, sondern denjenigen, der unser Heil und Segen mit sich bringt. Davon werden wir später noch singen.

3. Was sollen wir machen

Wir sollen zunächst einmal von unserem hohen Ross herunterkommen und bekennen und anerkennen, dass wir nicht die Herrscher unseres Lebens sind.

Wir sollen einfach nicht mehr tun, als zu ihm kommen und das annehmen, was er uns schenken möchte; nämlich die Bezahlung für all unsere Sünden.

Wir sollen uns ganz in seine Arme werfen und uns von ihm leiten und begleiten lassen unser ganzes Leben lang.

Die Bezahlung für all unsere Sünden, seine ständige Gegenwart und seine Liebe zu uns das möchte uns das Kind in der Krippe zu Weihnachten schenken.

Und darum gibt es auch die Adventszeit, in welcher wir uns auf sein Kommen jedes Jahr wieder freuen dürfen. Und da dieses Kind in der Krippe möchte, dass allen Menschen, also nicht nur uns, geholfen wird, daher  dürfen wir das, was uns dieses Kind schenken möchte auch den Menschen weitersagen, die noch nichts von diesem großartigen Geschenk erfahren haben.

Erinnern wir doch unsere Mitmenschen einmal wieder daran, was im Zentrum von Advent und Weihnachten steht. Sagen wir ihnen doch, dass Weihnachten mehr ist als Weihnachtsbaum und Gänsebraten. Gerade in dieser Zeit, wo alles ein wenig näher zusammenrückt als sonst im Jahr, ergibt sich diese Möglichkeit bestimmt immer wieder einmal.

Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den ersten Vers des Weihnachtsliedes "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit..." (EG 1), des Liederdichters Georg Weisel einstimmen, welche da lautet, wie folgt:
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.

Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden

Amen.

Liebe Gemeinde,

ich wünsche Ihnen allen noch einen besinnlichen ersten Advent und eine schöne erste Adventswoche.

Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr

Ulrich Naber
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