| ePredigt vom 31.10.2017 (Matthäus 10, 26b - 33) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Reformationstag. Häufig wird dieser Tag ja auch als Tag der Kirchenspaltung bezeichnet. Das jedenfalls hatte Dr. Martin Luther niemals im Sinn, als er verkrustete Strukturen der Kirche aufbrechen und diese zurück zum wahren Glauben führen wollte. Unser Predigttext beschäftigt sich daher auch mit einem zentralen Thema des Glaubens, welches Jesus uns auch heute noch direkt in unser Herz hineinlegt. Wir finden den Predigttext für den heutigen Feiertag bei Matthäus im 10. Kapitel, die Verse 26b-33. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Menschenfurcht und Gottesfurcht
Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was man nicht wissen wird. Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern. Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet euch aber vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle. Kauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen ? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater. Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge. Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater. Liebe Gemeinde,
wir komme ich in den Himmel, oder aber wie gerate ich an einen gnädigen Gott ? Dieses waren zentrale Fragen, die sich Martin Luther stellte. Und aus der Bibel heraus hatte er auch die Antworten gefunden. Schauen wir uns diese Antworten doch heute morgen einmal zusammen an.
1. Die fünf Solas
Sola fide (allein der Glaube) allein der Glaube ist es, der uns vor Gott gerecht macht. Alle Taten und guten Werke treten dahinter zurück. Natürlich sind damit nicht die guten Taten gemeint, die aus dem Glauben heraus entstehen.
Sola Scriptura (allein die Schrift) ist es, die für uns alles enthält, was wir von und über Gott und ein Leben als Christ wissen müssen. Alles, was uns außerhalb der Schrift zu verpflichten versucht, hat für uns als Christen keine verbindliche Verpflichtung.
Solus Christus (allein Christus) ist es, der uns den Weg zu Gott freigemacht hat und jeden Tag, den wir auf Erden leben weiter freihält. Es gibt keine andere Eintrittskarte in die Ewigkeit, als diejenige, die wir von unserem Herrn Jesus Christus erhalten.
Sola Gratia (allein die Gnade) ist es, die uns als Sünder wieder zu Gott führt. Wir können uns auf Erden noch so mit guten Taten und Werken abstrampeln. Das ist bestimmt nicht verkehrt, aber diese guten Werke führen uns dem Himmel keinen Deut näher. Allein Gottes Gnadengeschenk ist es, welches uns in den Himmel bringt.
Soli Deo Gloria (allein Gott gehört die Ehre). Was verehren wir Menschen nicht alles auf Erden. In jungen Jahren ist es vielleicht der Popstar, der einen Kultstatus genießt. Werden wir erwachsen, dann ist es vielleicht der Beruf, das Geld oder den sozialen Status, den wir verehren. Und im Alter ist es vielleicht die Gesundheit, für die wir alles tun, um diese zu erhalten. Und dabei sollen wir uns in allen Lebenslagen nur auf den einen fokussieren, dem unsere ganze Ehre gehören soll, nämlich unserem Vater im Himmel.
Die 5 Solas stellen, wenn man es so will das theoretische Gerüst des Glaubens dar. Aber nun kommt ja noch die Praxis.
2. Bekenntnis
"Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater." So haben wir es vorhin in unserem Predigttext gelesen. Den fünf Solas können wir auch zu Haue im stillen Kämmerlein zustimmen. Diese Entscheidung sollen und müssen wir auch jeder für sich ganz allein treffen. Aber diese Entscheidung hat auch Konsequenzen.
Wenn ich Jesus als meinen Herrn im Glauben annehme, dann ist es doch nur logisch und folgerichtig, dass ich mich auch zu ihm bekenne. Nehmen wir doch ein ganz banales Beispiel zur Hand. Ich z.B. bin Fan von einem Fußballverein namens VfL Bochum. Wenn ich zum Fußball gehe, dann stehe ich zu meinem Verein und drücke das unter anderem nach außen hin dadurch aus, dass ich einen Schal vom VfL Bochum trage. Ich laufe jedenfalls nicht mit einem Schal von Borussia Dortmund in der Gegend herum.
So sollen wir uns auch als Christen zu unserem Herrn bekennen. Wir sollen, dort wo es möglich ist, öffentlich zu unserem Glauben an unseren Herrn stehen. Natürlich werden wir den ein oder anderen hämischen Lacher ernten. Aber da müssen wir eben durch. Aber als Fans von Jesus kommen wir auch damit wohl bestens zurecht.
3. Verleugnung
"Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater." Auch das haben wir vorhin gelesen.
Das ist schon ziemlich starker Tobak. So dachte ich es im ersten Moment, als ich den Predigttext gelesen habe. Aber wenn man einmal etwas näher darüber nachdenkt ist auch dies die Konsequenz aus unserer Entscheidung für die 5 Solas.
Wenn mein Verein, als der VfL Bochum, ein Spiel verliert, dann verleugne ich doch nicht meine Vorliebe für diesen Verein. Und genauso sollten wir als Fans von Jesus, wenn mal etwas nicht so ganz nach unserem Geschmack verläuft nicht unsere Gotteskindschaft verleugnen.
Auch in kritischen Lebenssituationen an dem Herrn festhalten, der mir die Eintrittskarte in den Himmel geschenkt hat, das ist doch für uns als Christen eine Selbstverständlichkeit.
4. Neutralität
So, uns jetzt kommen wir zu einem ganz entscheidenden Punkt. Heute ist man ja gern neutral. Früher sagte man dazu sein Mäntelchen in den Wind hängen. Wenn es eben schick ist, dass die Ehe für alle offen ist, dann verhalte ich mich eben neutral, auch wenn ich insgeheim dagegen bin und weiß, dass dies vor Gott eine Sünde ist.
Wenn es eben in ist, dem Dalai Lama und anderen fernöstlichen Plastikreligionen anzuhängen, dann verhalte ich mich als Christ lieber neutral. Ich muss ja keinen Ärger provozieren.
Und wenn es gerade mal wieder aktuell ist, die Aussagen der Bibel als fromme Legenden zu bezeichnen, die keinerlei Auswirkung auf unser Leben haben, dann verhalte ich mich am besten neutral. Ansonsten hole ich mir womöglich nur wieder mal eine blutige Nase.
Natürlich ist die Neutralität immer der bequemste Weg. Man tritt niemandem auf die Füße und es herrscht immer, wie man so schön sagt: Friede, Freude, Eierkuchen.
Herrscht wirklich Friede mit Gott, wenn wir uns neutral verhalten ? In Offenbarung 3, Vers 16 lesen wir an die Gemeinde von Laodizea gerichtet folgendes: "Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde."
Das sagt übrigens derselbe Jesus, der die Sache mit der Verleugnung gesagt hat. Neutralität gibt es nämlich im Christentum gar nicht. Entweder ich stehe zu meinem Herrn oder aber ich verleugne ihn. Die angebliche Neutralität führt nämlich zu demselben Ergebnis wie die aktive Verleugnung.
Ich weiß, dass dies heute kein angenehmer Text war. Aber in Zeiten immer stärker zunehmender "Alles ist gleich gültig" Mentalität müssen wir als Christen wieder aufstehen und den Menschen diese warnenden Worte Jesu sagen, ehe es dafür zu spät ist.
Ein Notarzt hält sich ja auch nicht vornehm zurück, wenn er gerufen wird, sondern tut alles, um das Leben des Patienten zu retten. Und wir alle sind als Himmelsretter berufen, alles dafür zu tun, dass möglichst viele Menschen errettet werden.
Als Himmelsretter sind wir allerdings niemals auf uns allein gestellt, wir dürfen stets die allgegenwärtige Hilfe unseres Herrn in Anspruch nehmen. Daher lassen Sie uns gemeinsam in den zweiten Vers unseres Reformationsliedes "Ein feste Burg ist unser Gott..." (EG 362) von Martin Luther einstimmen, der da lautet, wie folgt: Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren; es streit für uns der rechte Mann, den Gott hat selbst erkoren. Fragst du, wer der ist ? Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist kein andrer Gott, das Feld muss er behalten. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Feiertag und eine schöne restliche Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber |
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