| ePredigt vom 31.10.2019 (5. Mose 6, 4-9) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Reformationstag im Jahre 2019. Den Predigttext für den heutigen Tag finden wir im 5. Buch Mose, Kapitel 6, die Verse 4-9. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Höre Israel, Der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst. Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore. Liebe Gemeinde, wenn wir uns heute an die Reformation erinnern, dann sollten wir einmal darüber nachdenken, warum diese überhaupt stattgefunden hat, was sie beinhaltet und welche praktischen Konsequenzen sich für unseren Alltag als Christen daraus ergeben. 1. Warum Reformation Ja, diese Frage steht natürlich im Raum. Hätte es nicht auch eine Kirche und eine Konfession getan ? Das werde ich immer wieder gefragt. Und musste Luther unbedingt die Kirche spalten ? Also, der Reihe nach. Nach Christi Himmelfahrt hatte sich die Urgmeinde gebildet. Diese war allein darauf bedacht, das Werk Jesu auf Erden so fortzuführen, wie unser Herr es den Jüngern beigebracht hatte. Und so folgten sie rund 200 Jahre lang treu dem Herrn nach. Doch dann kam der erste Bruch. Man pflegte nicht mehr, dem Herrn nachzufolgen, sondern die Worte des Herrn zu studieren und so auszulegen, wie es einem genehm war. Irgendwann bildete sich die katholische Kirche heraus ( es hätte auch die evangelische sein können) und schon bald hatte man Hiercharchien geschaffen, die nun ihrerseits wieder damit beschäftigt waren ein komplexes Regelwerk zu installieren. Als man danach Ausschau hielt, wie man noch mehr Geld in die eh schon vollen Kassen bekommen konnte, kam man auf den Ablassbrief. Hinterbliebene konnten bei der Kirche einen derartigen Brief kaufen und damit ihre Verwandten oder Bekannten aus dem Fegefeuer herauskaufen. Das war genial, denn nachprüfen konnte es eh keiner und die Machtstellung der Kirche verfestigte sich noch mehr. Und genau zu diesem Zeitpunkt setzt Luther mit seinen 95 Thesen ein Ausrufezeichen gegen diese katholische Kirche und ihr teils sehr absurdes Regelwerk. Luther wollte die Kirche also gar nicht spalten, sondern nur von innen her renovieren oder, wie es der Name des heutigen Feiertages sagt, reformieren. 2. Was wollte Luther ? Luther ging es darum, verlorenen Menschen aufzuzzeigen, wie sie wieder Himmelsbürger werden können. Und dafür gab es drei Säulen: a. Sola Fide Allein durch den Glauben wird der Mensch gerechtfertigt. Er muss keine Werke vollbringen, Ablassbriefe kaufen oder spezielle religiöse Rituale vollbringen, damit er in den Himmel kommt. b. Sola Gratia Allein durch die Gnade Gottes kommt der Mensch wieder in den Stand eines von Gott geliebten Kindes. Er selber kann gar nichts dazutun, außer seinem "Ja" zu dem Gnadengeschenk, welches ihm Gott bereitet hat. Dieses muss man natürlich aktiv und höchstpersönlich annehmen. Da hilft einem auch keine Kirche. c. Sola Scriptura Allein die Schrift. Und damit legte sich Luther erst richtig mit der Kirche an. Für Luther galt allein Gottes Wort und nicht das vielältige Regelwerk der katholischen Kirche. Alles, was gegen das Wort Gottes verstößt ist somit null und nichtig. Und wenn man das Wort Gottes auslegen möchte, dann bitte nur MIT dem Wort Gottes. Oder wie es die Väter des Pietismus so schön ausgedrückt haben: Die Bibel muss durch die Bibel ausgelegt werden. 3. Die Praxis So, uns jetzt kommen wir zu unserem heutigen Predigttext. Bisher war ja alles ein wenig historisch und sehr theoretisch. Wenn wir Gottes Gnadengeschenk angenommen haben, dann sollen wir uns auch entsprechend verhalten. Wir sollen Gott lieben von ganzem Herzen. Das bedeutet, dass ich auch nicht ein Stückchen meines Herzens der Liebe für Gott entziehen darf. Wie oft hängen wir mit unserem Herzen auch an anderen Sachen, als an unserem Herrn. Wir sollen Gott lieben von ganzer Seele. Die Seele ist es doch, auf die der Teufel es abgesehen hat. Und wenn diese sich nicht voll und ganz auf unseren Herrn fokussiert, dann hat der Teufel schnell ein leichtes Spiel mit uns. Das war schon bei Adam und Eva so und hat sich bis heute auch nicht geändert. Wir sollen Gott lieben mit all unserer Kraft. Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht auch Kraft in unsere Arbeit investieren dürfen oder Kraft in den harmonischen Zusammmenhalt unserer Familien. Nur sollte im Mittelpunkt immer unser Herr stehen. Gottes Wort soll für uns alle ein Wegbegleiter im Alltag sein. Das sagt uns schon Mose in unserem heutigen Predigttext. Konkret umgesetzt heißt dies z.B. Zeit für ein Morgen- und ein Abendgebet mit unserem Herrn zu verbringen. Und auch tagsüber dürfen wir unseren Herrn um seinen Rat fragen. Schon im Kindesalter sollen wir unsere Kleinen im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit dem Wort Gottes vertraut machen, damit das Wort Gottes schon in frühem Lebensalter ein Wegweiser auf all ihren Wegen sein kann. Die Israeliten hatten die 10 Gebote jeweils auf die Pfosten der Eingangstüre ihrer Häuser geschrieben. Wenn sie das Haus verließen wurden sie an die Worte des Herrn erinnert und wenn sie heimkamen, wurden sie ebenfalls wieder an diese Worte erinnert. Heutzutage eignet sich sicherlich eher die Bibel auf dem Wohnzimmertisch dazu, diesen Zweck zu erfüllen. Liebe Gemeinde, wenn wir dies machen, dann haben wir die praktische Konsequenz aus den drei "Solas" von Martin Luther gezogen und bieten so dem Satan keinerlei Angriffsfläche mehr. Natürlich ist dies alles nicht so einfach wie wir es heute morgen besprochen haben. Aber in all unseren Nöten dürfen wir uns getrost und unverzagt an den Einen wenden der uns versprochen hat: " Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende". Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienststes in DAS Reformationslied schlechthin einstimmen, welches Martin Luther gedichtet hat. Lassen Sie uns in den ersten Vers des Liedes "Ein feste Burg ist unser Gott..." (EG 362) einstimmen, der da lautet, wie folgt: Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen. Der altböse Feind mit Ernst er's jetzt meint; groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist, auf Erd ist nicht seinsgleichen. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen besinnlichen Reformationsabend und freue mich, wenn wir am nächsten Sonntag wieder vereint beisammen sein dürfen. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |
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