Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 3. Sonntag vor der Passionszeit. Dieser Sonntag trägt den Namen Septuagesimae und deutet daher schon auf Ostern hin. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im Buch der Prediger, Kapitel 7, die Verse 15-18. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Dies alles habe ich gesehen in den Tagen meines eitlen Lebens: Da ist ein Gerechter, der geht zugrunde in seiner Gerechtigkeit, und da ist ein Gottloser, der lebt lange in seiner Bosheit. Sei nicht allzu gerecht und nicht allzu weise, damit du dich nicht zugrunde richtest. Sei nicht allzu gottlos und sei kein Tor, damit du nicht stirbst vor deiner Zeit. Es ist gut, wenn du dich an das eine hältst und auch jenes nicht aus der Hand lässt; denn wer Gott fürchtet, der entgeht dem allen.
Liebe Gemeinde,
Salomo ist uns ja allen als sehr weiser Mann bekannt. Das Buch der Prediger, aus welchem der heutige Predigttext stammt, stellt unter anderem auch eine Zusammenfassung dessen dar, wie wir als Christen leben sollen. Lassen Sie uns daher heute morgen einmal drei Dinge anschauen, die der Prediger Salomo uns mitgibt auf unsere Lebensreise:
1. Nicht zu gerecht sein
Na ja, da war ich schon ein wenig verwundert, als ich dies gelesen habe. Sollen wir als Christen etwa ungerecht sein ? Nein, das hat Salomo bestimmt nicht mit diesen Worten gemeint.
Es ging Salomo um etwas anderes, was wir häufig bei Gerechtigkeitsfanatikern finden; nämlich den ausgeprägten Hang zum Perfektionismus. Wer diesen entwickelt, der verlangt dies nach und nach auch von allen anderen Menschen, die ihn umgeben. Und solche Menschen werden dann meist ungenießbar.
Es besteht aber auch eine ganz große Gefahr in dem Perfektionismus: Wenn ich selber alles für perfekt erkläre, was ich mache, dann laufe ich Gefahr auch das Falsche für richtig zu erklären. Und dann ist natürlich Streit und Zank vorprogrammiert.
Nicht immer zu perfekt zu sein heißt also auch die Wahrheit der anderen anzuerkennen und diese so leben zu lassen, wie sie es für sich als richtig empfinden.
Es geht wohlgemerkt nicht darum, gottloses Verhalten zu tolerieren oder gar zu akzeptieren. Das sollten wir natürlich nicht tun. Aber wir sollen dem gläubigen Menschen neben uns die Luft zum Atmen lassen, damit er seinen Glauben so ausleben kann, wie wir dies tun.
Und wer weiß ? Vielleicht liege auch ich ja dann und wann daneben ? Wenn ich dies in meinem Hinterkopf behalte, dann versuche ich das, was Salomo uns sagt; eben nicht all zu gerecht zu sein.
2. Nicht allzu gottlos sein
Sollen wir als Christen etwa gottlos sein ? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Ich verstehe es vielmehr als eine Mahnung von Salomo, zwar zu versuchen, den Gottlosen hin zu Gott zu führen, aber gleichzeitig aufzupassen, dass wir bei aller Liebe darüber nicht selber gottlos werden. Wenn wir selber Gott los werden, werden wir wohl kaum Menschen den rechten Weg aufzeigen können.
Ich habe es leider in der Straßenmission erlebt, dass ein junger Christ seine Berufung dahingehend gefunden zu haben glaubte, dass er sich der Drogenabhängigen annehmen sollte. Bis hierhin war auch alles gut. Als die ersten Versuche kläglich in die Hose gingen, hatte er eine andere Idee. Um den Zugang zu Drogenabhängigen zu finden nahm er schließlich selber Drogen um auf eine Ebene mit den Menschen zu gelangen, die er zum Glauben führen wollte.
Das traurige Ende vom Lied war, dass er selber in der Drogenhölle gelandet war, aber Gott sei Dank durch engagierte Christen dort wieder herausgekommen ist.
Natürlich sollen wir auf gottlose Menschen zugehen. Ganz ohne Frage. Aber wir sollen eben keine gottlosen Eigenschaften annehmen, nur um einen noch vertrauenswürdigeren Zugang zu den Menschen zu bekommen.
3. Der goldene Weg des Lebens
Kein, verzeihen sie mir den Ausdruck, Klugscheißer zu werden, aber auch nicht gottlos werden das haben wir soeben gehört. Aber wie sollen wir denn dann ganz konkret als Christen leben?
Salomo hat eine ganz einfache Antwort parat, die da lautet: Gottesfürchtig leben!!!
Gottesfurcht, liebe Gemeinde bedeutet nichts anderes, als dass wir Gott ganz ernst nehmen sollen. Er ist eben nicht der gute Opa im Himmel, der alles ganz prima findet, was wir auf Erde machen und der immer mal wieder ein Auge zudrückt, wenn wir mal wieder so richtig Mist gemacht haben.
Gott wirklich ernst zu nehmen heißt auch, seine Forderungen an uns ernst zu nehmen. Forderungen sind unter anderem die zehn Gebote. Halten wir diese immer und konsequent ein? Ich gehe mal davon aus, dass heute morgen kein Massenmörder unter uns ist. Aber da ist ja auch noch das Gebot "Du sollst nicht begehren..." Und an dessen strikter Einhaltung da kann man schnell daran scheitern.
Gottesfurcht heißt aber auch es anzuerkennen, dass, so wie wir sind, den ewigen Tod verdient haben.
Und jetzt die positive Seite der Gottesfurcht. Wir sollen auch seine Heilstaten, seine Vergebung und seine Liebe ernst nehmen, die letztendlich über allen Geboten, Forderungen und Strafen stehen. Wenn wir uns zu Gott bekehren, dann dürfen wir diese positive Gottesfurcht voll und ganz für uns in Anspruch nehmen.
Und so wird aus der Gottesfurcht eine tiefes Gottvertrauen und daraus resultiert ein tiefer ehrlicher Glaube. Und dieser trägt uns alle Tage bis an der Welt Ende.
Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den ersten Vers des Liedes "Jesus Christus herrscht als König..." (EG 123) einstimmen, der da lautet, wie folgt:
Jesus Christus herrscht als König,
alles ist ihm untertänig,
alles legt ihm Gott zu Fuß.
Aller Zunge soll bekennen,
Jesus sei der Herr zu nennen,
dem man Ehe geben muss.
Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr
Ulrich Naber