TAGESSPIEGEL - CHECKPOINT

+Rätsel um Weddinger Richter gelöst+Checkpoint-Leser sagen Hilfe für Zeynab zu+Berlinale startet in Moll+
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von Anke Myrrhe

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Freitag, 8.2.2019 | Freitag sonnig bei bis zu 8°C, am Samstag erreichen wir die 10°C-Marke (perfektes Laufwetter!) und Sonntag wird's zum Wochenendabschluss bewölkt, windig und nass.

Guten Morgen,

„Er ist der Grund, warum Serien wie Four Blocks nicht nur Fiktion sind.“ Herzlich Willkommen, Michael Müller! Charmant wie eh und je kündigte Moderatorin Anke Engelke den Regierenden gestern Abend im Berlinale-Palast an. Der hat ja inzwischen Routine darin, liebevoll von ihr beschimpft zu werden, und überging die Bemerkung trocken-professionell (wie auch einige andere, siehe Zitat des Tages). Die Hauptrolle spielte bei der Eröffnung der letzten Kosslick-Berlinale gestern Abend ohnehin der Mann mit dem Hut, dem Engelke und Max Raabe im Duett „Wir sind nur wegen Dir hier“ sangen. Mal sehen, wer da im nächsten Jahr noch auf dem Teppich bleibt.

Kosslick selbst schien etwas genervt vom ganzen Ära-geht-zuende-Geschwafel und versuchte verzweifelt, die Tonart zu ändern: „Ich versuche gerade, Beethovens 5. in Beethovens 1. zu verwandeln“, sagte er in die Mikrofone. „Hier ist mir deutlich zu viel Moll auf dem Teppich.“ Schade, die finalen Jubelfanfaren der Schicksalssinfonie mit ihrem Indiana-Jones-Flair hätten schon allein wegen des Huts gut gepasst. Stattdessen ertönte im Eröffnungsfilm „The Kindness of Strangers“ (Tsp-Kritik: „ein warmes Großstadtmärchen“) bedeutungsschwer Smetanas „Moldau“. Porträt einer langen Fahrt. Na dann: Gute Reise.

Nach dem Untergang des Kaiserreichs begann in Berlin zwischen Herbst 1918 und Frühjahr 1919 der Aufbruch in eine moderne Demokratie. Vom 23.11.2018 bis zum 19.05.2019 widmet sich die Sonderausstellung im Märkischen Museum den Geschehnissen der Novemberrevolution in Berlin und ihren bis heute sichtbaren Nachwirkungen.

Ein Jahr vor der Berlinale-Erneuerung haben wir beim Tagesspiegel die Verjüngung bereits vollzogen, Checkpointer und Berlin-Ressortleiter Robert Ide hat die Martenstein-Kolumne übernommen, die erste Folge „Im Film“ gibt es heute, hier kommt der Trailer: „Jetzt kann die Berlinale einpacken. Die Festivaltaschen dieses Jahrgangs sind schwarz-weiß-grau, wie so’n oller Film. Vielleicht ist es wegen Kosslick.“

Möglicherweise übertreibt es die Berlinale allerdings mit der Verjüngung. Neu im Merchandise-Programm: Schnuller mit Bär. Vielleicht wurde die artige Arthouse-Atmosphäre zuletzt allzu häufig durch glucksendes Gebrüll durchbrochen.

Ihr ganz persönliches Happy End wird die junge Iranerin Zeynab erleben, deren Geschichte wir gestern hier erzählt haben. Einen Tag, nachdem sie ein Flugticket für sich und ihre kleine Tochter gekauft hatte, um nach elf Jahren endlich ihre Mutter in Teheran zu besuchen, war Germania insolvent. Aus der Traum, dachte die junge Frau, die im April ihre Hebammen-Ausbildung beginnt; das mühsam ersparte Geld weg. Auf unseren Hilferuf meldeten sich gestern mehr als 300 Checkpoint-Leser: Die 780 Euro bekommen wir locker zusammen! Vielen Dank an alle, die spenden wollen, die Details bekommen Sie heute per Mail. Fluggesellschaften waren übrigens nicht dabei.

„Kein Ermittler hat sich für die Patientenakte interessiert“, sagt der ärztliche Direktor der Charité Ulrich Frei. Ein Jahr lang habe man darauf gewartet, dass jemand sich die Untersuchungsergebnisse des Polizisten ansieht, der mit 90 km/h auf der Grunerstraße in das Auto der 21-jährigen Fabien Martini gekracht war. Einen Alkoholtest hätten die Polizisten vor Ort bei ihrem Kollegen jedoch nicht wie üblich gemacht, sagt Frei. In der Charité wurden 1,1 Promille festgestellt, wie nun erst ein Jahr später bekannt wurde. Ob er betrunken im Dienst gefahren ist (mittags um 13 Uhr) oder auf dem Weg zum Krankenhaus getrunken hat, wird sich nun kaum mehr feststellen lassen. Um den Zeitpunkt gerichtsfest zu bestimmen, müssen zwei aufeinanderfolgende Proben genommen werden. Fabien Martini starb noch am Unfallort. Ihren Eltern haben die Ermittler bis heute keine Akteneinsicht gewährt, sagt ihr Anwalt. Womöglich aus gutem (bzw. schlechtem) Grund.

Sebastian Brux, Sprecher der Justizverwaltung, hat derweil unsere Aufgabe gelöst (Warum haben Weddinger Richter keine Nebentätigkeiten a) keine Zeit, b) keine Lust oder c) genug Geld? CP von gestern). Die Antwort lautet: d) keine Prüfungen. Bei den Nebentätigkeiten handele es sich überwiegend um Prüfungstätigkeiten beim Justizprüfungsamt, also Ausbildung des Nachwuchses. Das übernehmen vor allem die Kollegen im Amtsgericht Tiergarten für den Bereich Strafrecht. „Die sehr unterschiedlichen Zahlen bei den Amtsgerichten beruhen auf dem Umstand, dass die Strafsachen bekanntlich bei dem AG Tiergarten konzentriert sind und wir Prüfer für den Bereich Strafrecht daher primär von diesem Gericht gewinnen können. Zudem ist der Personalkörper beim AG Tiergarten wegen dieser Konzentration erheblich größer als bei den zivilen Amtsgerichten. Nach dem Einzelplan 06 werden für Tiergarten 186 Richterstellen und für Wedding 29 Richterstellen ausgewiesen.“ Also doch: Keine Zeit.

Wichtigste Nebentätigkeit im Gericht ist allerdings offenbar das Einsammeln von gefährlichen Gegenständen (was hoffentlich nicht auch noch die Richter selbst übernehmen müssen). Allein in Moabit wurden 2018 etwa 7500 sicherheitsrelevante Gegenstände einbehalten. Aufgrund der großen Menge wurde das vorher überhaupt nicht statistisch erfasst. Eine kleine Übersicht, was an den anderen Gerichten der Stadt so kassiert wurde: Messer, Cutter, Klinge, Taschenmesser, Küchenmesser, Glasflaschen, Hammer, Schraubendreher, Zange, Pfefferspray, CS-Gas, Reizgas, Gasflaschen, Nagelfeile, Nagelschere, Nagelknipser, Scheren, Schlagstock, Kabelbinder, Kubotans, Multitools und sehr viele „sonstige“ (Q: Anfrage Sven Rissmann, CDU). Es kommentiert Anke Engelke...

Wenn Sie wissen wollen, welche Orte Sie darüber hinaus lieber meiden sollten: Die Dandy-Diary-Macher haben eine Karte der Clan-Aktivitäten erstellt.

In den Bereich Kurzfilm fällt wohl das, was die Aktivistengruppe „Rocco und seine Brüder“ gerade macht. Vor 10 Tagen hatten sie U-Bahnhöfe für Obdachlose aufgeschlossen, gestern Abend haben sie „Chapter 2“ ihrer Aktion „Schlüssel zur Stadt“ veröffentlicht: Ein Video zeigt, wie sie Plakate auf öffentlichen Flächen austauschen, am Checkpoint Charlie, am Mehringdamm, auf U-Bahnhöfen, orangefarbene Warnwesten daran kleben und Pfeile, die zeigen, wie man die Werbeflächen ganz einfach öffnen kann. Das Ziel der anonymen Gruppe bleibt weiter unklar, ziemlich sicher scheint nun aber: Fortsetzung folgt.

Berliner Schnuppen

von Naomi Fearn

Kurzstrecke

Müller (SPD) will die Neubaupläne des Senats nicht an Lompscher (Linke) anpassen, Ziel bleibt Ziel, die 30.000 soll stehen – irgendwann (offiziell: 2021). Es kommentiert Christian Gräff (CDU): „Der Senat ist ein Klotz am Bein unserer wachsenden Stadt.“ Nur leider kein Bauklotz.

Die Stadtwicklungsverwaltung verkündete unbeeindruckt bei Twitter, die Zahl von 194.000 Wohnungen bis 2030 erreichen zu wollen. Wenn wir in allen Bereichen so optimistisch rechnen, haben wir das Lehrerproblem in zwei Jahren gelöst.

Apropos: Nächste Woche Mittwoch gibt es wahrscheinlich erneut Streiks in Schulen und Ämtern.

Das Bezirksamt Mitte ist bald offline. Wegen einer Softwareumstellung sind der Fachdienst Beistandschaften/Beurkundungen des Jugendamtes und die Unterhaltsvorschussstelle für jeweils rund einen Monat geschlossen. Wir haben versucht, die Hintergründe zu erfragen. Ging niemand ans Telefon.

Zum Glück werden Menschen demnächst gar nicht mehr gebraucht: Das Bürgeramt Hohenzollerndamm testet jetzt Selbstbedienungsterminals. Zunächst sollen die nur Ausweise drucken und Fingerabdrücke scannen, in Zukunft aber auch ganze Dienstleistungen ersetzen, „sodass man keinen Sachbearbeiter mehr sehen muss, wenn man es nicht möchte“, heißt es in der Ankündigung. Unsere Rubrik „Amt, aber glücklich“ könnten wir dann wohl abschaffen. (mehr dazu heute im Leute-Newsletter von Cay Dobberke, Anmeldung: leute.tagesspiegel.de.)

Irgendwas mit Software-Problemen zu tun hat sicherlich auch, dass das Bezirksamt vor der neuen BND-Zentrale in Mitte erst im Januar eine Parkzone eingeführt hat, samt Parkscheinautomaten, und nun direkt darüber Halteverbotsschilder angebracht hat. Kleiner Willkommensgruß an die neuen Nachbarn.

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Und wo wir gerade so entspannt im Haltevorbot rumstehen (das Ticket nutzen wir noch aus!): Heute wird die neue BND-Zentrale eröffnet. Das alte Pullach-Klischee von Abschottung und Kaltem Krieg wird aufgehellt (Lichthöfe!), wie man hört sollen in Zukunft auch keine Schlapphüte mehr getragen werden. Muss denen noch jemand stecken (psssst!), dass in Mitte modisch alles erlaubt ist.

Überraschende Meldung aus Holland: Der Fahrradhersteller Taco Carlier findet: Berlin ist Europas beste Fahrradstadt. „Breite Straßen, flach, viel Platz.“ Und Carlier kennt sich aus: „Ich bin in mehr als 100 Städten auf der Welt geradelt.“ Am schlimmsten? London! „Zu viele Autos, die viel zu schnell fahren und sich an keine Regeln halten. In London habe ich nach einer Stunde kapituliert. Zu gefährlich.“ Wer hätt’s gedacht: Es ist noch Luft nach unten. (Q: SZ)

Aber wir arbeiten ja fleißig am Vorbild London, Aufmacher der Berliner Zeitung heute: Senat will auf Tempo-30-Zonen in vielen Straßen verzichten. So schnell kann’s gehen.

Apropos gehen. Wenn Sie sich jetzt fragen: Wo laufen Sie denn? Im Treptower Park, Samstag, 11 Uhr, Treffpunkt ist der Parkplatz an er Puschkinallee neben dem Figurentheater Grashüpfer. Anmeldung unter checkpoint@tagesspiegel.de.

In Neukölln hat gestern jemand versucht, eine Bank zu überfallen. Wegen der abgestellten Tasche waren die Arkaden (inklusive Kino) stundenlang gesperrt.

Aus der Reihe Informationen, die wertlos sind: „Zug fährt planmäßig in dieser oder in umgekehrter Reihenfolge.“ (Gesehen von CP-Leser Wolf Wust aus Charlottenburg)

Und wo wir gerade bei Pendlern sind: Das Tempelhofer Dammwild ist nun endgültig nach Brandenburg abgeschoben worden. Stadträtin Christiane Heiß (Grüne) begründete das (unter anderem) mit der für die Tiere unzumutbaren Silvesterböllerei. Eine andere Lösung fällt einem da wirklich nicht ein.

Und wo wir gerade bei Rätseln der Großstadt sind: Lösen sich Die Ärzte auf? Auf der website bademeister.com lässt die Band gerade ihre Fans ein Wort erraten, nach dem alten Galgenprinzip, acht Buchstaben, der erste ist schon gefunden: A....bschied? Die Spekulationen überschlagen sich wie Berlinale-Kritiker, könnte aber auch heißen A....ufbruch? A...uf Tour? A....ch egal.

BER count up Tage seit Nichteröffnung: 2442

Zitat

„Ich werde mich nicht mit dem Flughafen beschäftigen. Wie ja die Verantwortlichen auch nicht.“

Anke Engelke, Moderatorin bei der Berlinale-Eröffnung. Den Liveblog zum Nachlesen gibt es hier.

Tweet des Tages

@killacookie2

„Keinen Kitaplatz bekommen? Keine Kohle um dein Kind ohne zu arbeiten durchzubringen? Die SPD hat die Lösung: #homeoffice für alle!“

Weitere Vorschläge zur Rettung der SPD gibt es hier.

Berlin heute

Verkehr Ab Freitag 22 bis ca. 8 Uhr am Sonntagmorgen ist auf der A 10 (Nördlicher Berliner Ring) der Streckenabschnitt zwischen Dreieck-Pankow und Birkenwerderin Richtung Hamburg gesperrt. Wegen eines Fußballspiels im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark (Beginn 19 Uhr) kann es rund um die Eberswalder Straße (Prenzlauer Berg) zu Staus kommen. Auf der Neuen Roßstraße (Mitte) beginnen ab ca. 8 Uhr Bauarbeiten, weshalb es zu Fahrbahnverengungen kommt. Die Linie der S2 zwischen Buch und Bernau ist ab 4 Uhr bis ca. 1.30 Uhr am Montagmorgen unterbrochen. Es fahren Ersatzbusse. Dafür hält die U9 wieder am U-Bhf Friedrich-Wilhelm-Platz.

Demonstration Rund 200 Teilnehmer werden heute zwischen 12 und 14 Uhr im Invalidenpark vor dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zur Demo „Fridays for Future“ erwartet. Am Pariser Platz 8 wollen sich von 16 bis 18 Uhr ebenfalls ca. 200 Teilnehmer zum „Protest gegen den internationalen Putschversuch gegen Venezuela“ versammeln. Freitag und Samstag zwischen 18.45 und 22 Uhr erwartet Verdi rund 45 Menschen zur Kundgebung „Demonstration Kinobeschäftigte für eine faire Bezahlung in den Kinos“ am Berlinale Palast (Marlene-Dietrich-Platz 1). Am Samstag will Die Linke Marzahn-Hellersdorf von 15 bis 17 Uhr rund 100 Teilnehmer zum „Gedenken an Johann Trollmann“ am Otto-Rosenberg-Platz zusammennbringen. Von 7 bis 19 Uhr sollen ca. 50 Menschen am Märkischen Ufer (Jannowitzbrücke) unter dem Motto „Stoppt die Internierungslager in Ostturkestan/China“ demonstrieren.Rund 30 Teilnehmer sollen in der Skalitzer Straße 122 Ecke Mariannenstraße von 14 bis 18 Uhr„Gegen die weitere Verdrängung aus dem Kiez“auf die Straße gehen. Und am Sonntag ziehen von 11 bis 17 Uhr ca. 200 Menschen unter dem Motto „Wir fordern die Totalisolation von Herrn Abdullah Öcalan“ vom U-Bhf Alt-Tegel bis Franz-Neumann-Platz.

Zu Gast ist der Staatspräsident von Mali Ibrahim Boubacar Keïta.

Gericht Der Prozess gegen eine Familie wegen Bandendiebstahls geht weiter. Die Angeklagten - ein Vater mit seinen 15- und 25-jährigen Söhnen und seiner 22-jährigen Tochter - sollen fünf polnische Staatsbürger nach Berlin gelockt und zum Stehlen gezwungen haben (9.15 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal B 218).

Prominent verraten

Der Berliner der Woche: Martin Hikel ist Berlins jüngster und mit 2,08 Metern wahrscheinlich auch größter Bezirksbürgermeister. Der Sozialdemokrat ist seit März 2018 Nachfolger der heutigen Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. Auf den „Mehr Berlin“-Seiten gibt's morgen noch mehr Fotos zu sehen. Der Checkpott geht diesmal an Ramona Krajewski – herzlichen Glückwunsch!

Stadtleben

Essen & Trinken Wer schon den Freitag frei hat, kann ihn sich beim Glam Vegan Lunch and Brunch (10-16 Uhr) im Szimpla-Kaffeehaus-Budapest (Gärtnerstraße 15) vertreiben, anschließend zur Weinverkostung im Weinladen Schmidt (Kollwitzstraße 50) einkehren (19 Uhr), oder ins Caffè Monelli (Greifenhagener Straße 53), wo zur gleichen Zeit italienische Aperitif-Kultur gelebt wird – natürlich mit Buffet, sonst wär’s ja kein Aperitif. Und weil in Berlin angeblich sowieso immer tagelang gefrühstückt wird und das Thema für viele folglich längst abgefrühstückt ist, könnte etwas Abwechslung neuen Schwung in die Frühstücksroutine bringen. Etwa mit erweitertem Dim-Sum-Buffet im Made in China (Schönhauser Allee 10-11, U-Bhf Senefelderplatz) – was uns in den hiesigen Restaurants in der Regel als Hauptspeise zur Abendzeit aufgetischt wird, gehört in China nämlich zum traditionellen Frühstück.

Zum Saisonstart eröffnet das KW Freitagabend gleich drei Ausstellungen, die an an HIV verstorbene Kunstschaffende erinnern: Dem US-amerikanischen Medienkünstler und Autor David Wojnarowicz, dem iranischen Theatermacher Reza Abdoh und dem Berliner Kurator Frank Wagner, der sich besonders für Gender- und LGBTQI-Themen engagierte, wird jeweils eine eigene Show gewidmet. Gemeinsame Vernissage ist am Freitag um 19 Uhr in der Auguststraße 69. Zudem zeigt am Samstag um 19 Uhr der Zoo Palast 2 (Hardenbergstraße 29 A) im Rahmen der Berlinale Marion Scemamas Film „Self-Portrait in 23 Rounds: a Chapter in David Wojnarowicz’s Life“. Am Sonntag um 13 Uhr findet schließlich im Grünen Salon der Volksbühne ein Reza Abdoh-Theaterworkshop für 5/3 Euro statt. Weitere Details zu Ausstellungen und Rahmenprogramm hier.

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Berlinbesuch Auferstanden aus Ruinen ist übers Wochenende der alte Palast der Republik – und zwar im Haus der Berliner Festspiele. Wen sofort der Verdacht beschleicht, dass das schon größentechnisch nicht ganz hinhauen kann und es sich folglich bloß um Propaganda handeln muss, gehe hin und sehe selbst: Der alte Palast ist eben mehr als raumgreifende Asbestmaterie und wird zum Gedenken an die Reformvorschläge der Bürgerbewegungen 1989 herangezogen. Mit den sozialen Utopien von damals will der „Palast der Gegenerzählungen“ dem heutigen Rechtspopulismus konstruktiv antworten – eine gute Gelegenheit also, das eigene Argumente-Repertoire auszubauen. Die Liste illustrer Rednerinnen, Details zum Programm und Tickets gibt es hier. Fr ab 18 Uhr (9/6 Euro), Sa & So ab 12 Uhr (je 14/8 Euro) in der Schaperstraße 24, U-Bhf Spichernstraße

Geschenk Zum Abendessen eingeladen aber keinen Mitbringwein zur Hand? Seit 2013 ist Mario Landsmanns Laden für „Wein und internationale Spirituosen“ am Herrfurthplatz die Nummer Eins in der Gegend. Die Chancen, hier eine Flasche abzugreifen, die andernorts in der Stadt nicht zu bekommen ist, stehen gut – eben für das Besondere äußert der Chef eine besondere Affinität, führt aber nur, wovon er auch persönlich überzeugt ist. Der charmante Laden ist am Herrfurthplatz 11 zu finden und Di-Fr 15-20, Sa 10-18 Uhr geöffnet.

Last-Minute-Tickets "Knock-knock-knocking on heaven’s door", sang Bob Dylan 1973. Wer da eigentlich geklopft hat, hat er aber nicht preisgegeben. Klarer Fall, dem Namen nach kann es sich eigentlich nur um Daniel Knox gehandelt haben – aber keine Sorge, da oben dürfte er sich nur mal eben nach Textinspiration umgeschaut haben, um Freitagabend im Donau115 sein Publikum zu beseelen. Entdeckt worden ist Knox übrigens vom Intensitäts-Altmeister David Lynch, der ihn 2007 für seinen Film Inland Empire als Filmkomponisten angeheuert hatte. Als wäre das noch nicht genug Promireferenz, hat Knox erst im Dezember ein Album mit Jarvis Cocker rausgebracht. Da er auch noch singen kann, könnte es eng werden auf den wenigen Plätzen in der Donaustraße 115 – in so intimem Setting dürfte man ihm sobald nicht wieder begegnen. Beginn um 20.30 Uhr, U-Bhf Rathaus Neukölln

Noch Hingehen Die Ausstellung der Preisträgerin der Nationalgalerie Agnieszka Polska im Hamburger Bahnhof läuft schon im letzten Viertel. Noch bis 3. März gibt es Gelegenheit, sich die fulminante Videoinstallation The Demon’s Brain anzuschauen, in der die Frage gestellt wird, wie man in der überfordernden Gegenwart in angemessener Weise seinen gesellschaftlichen Verantwortungen nachkommen kann. Wer noch nicht da war, sollte diese Gelegenheit vielleicht nutzen: Am Sonntag findet eine Führung statt (um 12 auf Englisch, 14 Uhr auf Deutsch), in der die Perspektiven und Techniken der Künstlerin am Werk erläutert werden. Da nicht nur die Teilnehmerzahl, sondern auch die Menge zukünftiger Führungen begrenzt ist, könnte dies die letzte Gelegenheit für Interessierte sein. Invalidenstraße 50-51, S-Bhf Hauptbahnhof, Di, Mi, Fr 10-18, Do 10-20 und Sa, So 11-18 Uhr

Rausfahren Bei all dem Kulturprogramm kann einem auch schon mal schwindlig werden - überall will einem irgendjemand irgendetwas sagen. Wie gut, dass Wochenende ist und die Stadt vom Land umgeben. Das haben nämlich schon die ganz alten Philosophen gewusst: Die Natur ist einfach. Und dass sie ist, das will uns gar nichts sagen. Wie entspannend es sein kann, etwa in den Spreewald rauszufahren, wissen nicht nur die Gurken. Wer aber selbst dabei nicht unproduktiv bleiben kann, könnte am Programm der Fotografen Silvano Procopius und Peter Becker Gefallen finden: Unter dem Motto „Mystischer Spreewald“ bieten die beiden nämlich am Samstag 10-14 Uhr einen Kurs in Naturfotografie für 59 Euro pro Teilnehmer inklusive Heißgetränk im Thermobecher und energiereicher Wegstärkung. Um Anmeldung bis Freitag 14 Uhr wird gebeten. Ausgangspunkt ist das Haus für Mensch und Natur in Lübbenau.

Verlosung I Die komplizierte Etikette des 19. Jahrhunderts ließ Saint-Florimond einfach keinen anderen Ausweg: Um eine nie vollzogene Affäre zu verschleiern und so die Ehre einer Dame zu wahren, musste er für einen anderen zur Reservistenübung antreten. Und das nachdem er sich aus der Not heraus schon stellvertretend als Gatte eben dieser Dame, nämlich als Champignol, der berühmte Maler, ausgegeben hatte. „Champignol wider Willen", die mit leichter Feder gezeichnete Gesellschaftsfarce von Georges Feydeau, inszeniert von Herbert Fritsch, läuft aktuell an der Schaubühne und für Samstagabend 19.30 Uhr verlosen wir 3x2 Tickets. Schreiben Sie einfach bis Freitag um 12 Uhr an checkpoint@tagesspiegel.de

Verlosung II Zur Eröffnung der Berlinalesektion Generation mit dem Film „Cleo" von Erik Schmitt am Freitag um 15.30 Uhr verlosen wir unter allen Lesern, die bis 12 Uhr an checkpoint@tagesspiegel.de schreiben, 1x2 Tickets. Schatzkarten, Zeitreisen mithilfe magischer Uhren und die Veränderung der Vergangenheit - ein bisschen Indiana Jones und Zurück in die Zukunft, nur diesmal auf dem harten Hauptstadtpflaster spielend: Cleo tritt durchaus mit dem Anspruch an, als Berlinfilm gesehen zu werden. Neben Regisseur und Produzent wird auch ein Großteil der Besetzung auf dem Roten Teppich erwartet.

Mit diesem Stadtleben wünscht Ihnen Thomas Wochnik einen schönen Tag.

Für gesundheitsbewusste Berlinerinnen und Berliner
Welche Vorsorgeuntersuchungen sind sinnvoll und was kosten sie? Und welche Rehakliniken in Deutschland empfehlen die Berliner Ärzte am häufigsten? Was können Sie tun, um die eigene Gesundheit für ein langes Leben zu erhalten, verrät Ihnen der neue Gesundheitsratgeber "Vorsorge & Reha".

Berliner Gesellschaft

Geburtstag - „Unsere ehemalige Lehrerin Adele Adler (Gottfried-Keller-Gymnasium) feiert am Freitag, dem 8. Februar einen ganz besonderen Ehrentag: ihren 99. Geburtstag. Ganz herzliche Glückwünsche von ihren Schülerinnen und Schülern!“ / „Annemarie aus Marienfelde, Freundin und treue Checkpoint-Leserin" / Joachim Dettki (58), Architekt, Energieberater und Gutachter / Christa Ehlert (85), „beste große Schwester der Welt, deine ‚Kleene'“ / Jürgen Kruse (60), Theaterregisseur (zuletzt am DT) / Claudia Meseke, „etwas über 50, Katzenfreundin und Leseratte. Herzliche Begratulierung von Christiane & Dieter" / Monika Pingel, „weiland RA-Leiterin in Pankow. Grattis på din födelsedag - RA4 a.D. aus Tempelberg-Schönehof" / Matthias Schmidt (56), ehem. für die SPD im Bundestag (2013-17) / June Tomiak (22), Grünen-Sprecherin für Strategien gegen Rechtsextremismus im Abgeordnetenhaus / Fabian Wiede (25), Handballer bei den Füchsen / John Williams (87), „Komponist" / Martin Wuttke (57), Schauspieler und Regisseur

Sonnabend - „Lieber Andreas, alles Gute zum Geburtstag wünschen Manuela und Michael Dreher" / Güner Yasemin Balcı (44) Journalistin, Fernsehredakteurin, Schriftstellerin / Pfarrer Konrad Elmer-Herzig (70), evang. Pfarrer und Gründungsmitglied der SDP in der DDR / Olaf Haberland (44), „Alles Gute, Lieblingsbruder" / Bob Hanning (51), Geschäftsführer bei den Füchsen und Vizepräsident des Deutschen Handballbundes / Barbara Jungfer (51), Jazzmusikerin / Jürgen Kuttner (61), Radiomoderator, Regisseur und Kulturwissenschaftler / Gerda von Mach, „meiner lieben ‚alten' Nachbarin, zu ihrem Eintritt ins nächste Lebensjahrzehnt" / Zecke Neuendorf, (44), ehem. Fußballer bei Hertha / Christiane P.-R. (39), „Die beste Mama auf der Welt!" / Constantin „Kostas" Papanastasiou (82), Schauspieler / Chris Pohl (47), Musiker / Wolf P. Prange (80), „Menschenfotograf, Ad multos annos mit Don Bosco, Erich Kästner, Heinrich Heine und Kurt Tucholsky, von Du weißt schon"

Sonntag - Stephan Balkenhol (62), Bildhauer / Cordula Biniasz, „Liebe Geburtstagsgrüße von Frank aus Flensburg, der Heimat des amtierender Deutschen Handballmeisters, an die fleißigste CP-Verteilerin und Leserin!“ / Marco Girnth (49), Schauspieler / Wolfram Koch (57), Schauspieler (Frankfurter Tatort) / Ralph Kretschmar (39), Schauspieler / Peter Kurzweg (25), Fußballer bei Union, derzeit ausgeliehen an die Würzburger Kickers / Kool Savas (44), Rapper / Tom Schilling (37), Schauspieler („Oh Boy“) / Frank-Patrick Steckel (76), Regisseur und Theaterintendant

Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.

Gestorben - Constantin Avgerinos, * 7. Juli 1932 / Dr. Knut Georg Hohlfeld, * 1. März 1938 / Gabriela Lorenz, * 4. Februar 1958 / Marianne Manshardt, * 2. November 1948

Stolperstein - Bevor Benno Kaliski (Jhg. 1878) am 14. September 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde, lebte er in der Wrangelstraße 6-7 in Steglitz. Heute vor 76 Jahren wurde er von den Nazis in Theresienstadt ermordet.

Seine Familie entkam vor einem Jahr nur knapp einer Katastrophe. Ferat Kocak hat Neukölln verlassen, die Brandserie ging weiter. Die Polizei ermittelt in der rechten Szene. Unter Verdacht steht auch ein AfD-Politiker. Lesen Sie die Reportage von Sebastian Leber heute auf Seite 3 im Tagesspiegel und im E-Paper.

Encore

Und im Abspann auch heute wieder der Blick ins Berlinale-Programm, diesmal aus der Reihe „Panorama“ die Ankündigung des Films „O Beautiful Night“: „Als ein Rabe Juri in die Fänge eines mysteriösen Mannes jagt, der behauptet, der Tod persönlich zu sein, beginnt für ihn eine somnambule Irrfahrt durch leuchtende Labyrinthe aus Kartbahnen, Opiumhöhlen und Kronleuchtern.“ Klingt nach einem ganz normalen Wochenende in Berlin.

Und wenn Sie jetzt denken, Sie sind im falschen Film: Heute ist der Drachen-steigen-lassen-Tag. Der Herbst ist zwar lange vorbei, aber in Berlin gilt ja ohnehin immer: Machen Sie doch, was Sie wollen. Bis nächste Woche, Ihre
Unterschrift Myrrhe

Anke Myrrhe
@ankeschoen

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