Erste Schwächesignale vom Aktienmarkt
Erste Schwächesignale vom Aktienmarkt von Sven WeisenhausGestern wurde das sogenannte Beige Book der Fed veröffentlicht, welches als Vorbereitung auf die nächste Zinsentscheidung am 1. November gilt. Demnach hat die Industrieaktivität der USA von September bis Anfang Oktober in den meisten Regionen „leicht bis moderat“ zugelegt. Lediglich in den Fed-Bezirken Richmond, Dallas und Atlanta sei es wegen der Hurrikans in diesem Sommer zu „größeren Störungen“ gekommen. Die Effekte seien laut Notenbank jedoch nur vorübergehend. Selbst im Fed-Bezirk Dallas, in dem die besonders stark betroffene Öl- und Gasmetropole Houston liegt, rechnen die meisten Befragten nicht mit langfristigen negativen Folgen. Die US-amerikanische Wirtschaft ist also trotz der verheerenden Folgen der Hurrikans im Süden des Landes grundsätzlich weiter auf Wachstumskurs. Und das entspricht genau meinen Erwartungen, die ich bereits in der Börse-Intern vom Mittwoch vergangener Woche formuliert habe (siehe „Hurrikans und schwacher US-Dollar wirken auf die Berichtssaison“). Bilanzsaison bislang im Rahmen der Erwartungen Das gilt auch für die bisher veröffentlichten Geschäftsberichte. So gab bis zum vergangenen Wochenende fast die Hälfte der Unternehmen an, dass die Hurrikane negative Auswirkungen auf das Ergebnis oder den Umsatz im dritten Quartal hatten oder negative Auswirkungen auf die Erträge und Umsätze in den kommenden Quartalen haben werden. 39 % der Unternehmen gaben zudem die Wechselkurse als Belastungsfaktor an. 80 % der Unternehmen konnten aber die Gewinnerwartungen erfüllen. Insofern verläuft auch die Berichtssaison derzeit erwartungsgemäß. Geldpolitik von EZB und Fed scheint besiegelt Und auch die Einschätzungen bezüglich der Geldpolitik scheinen sich zu bewahrheiten. Gerüchten zufolge liebäugeln die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) mit einer starken Reduzierung ihres Wertpapierkaufprogramms auf der kommenden Sitzung am 26. Oktober. Und trotz relativ schwacher US-Inflationsdaten rechnet Fed-Chefin Janet Yellen nach jüngsten Aussagen vom vergangenen Sonntag mit einer anziehenden Teuerung im kommenden Jahr. Weitere Zinsschritte der Notenbank Fed seien deswegen und auch wegen der guten Konjunktur gerechtfertigt. Die dritte Zinsanhebung dieses Jahres im Dezember wird damit immer wahrscheinlicher. Jahrestag: 30 Jahre Börsencrash Für die Aktienmärkte gibt es also derzeit keine Störfeuer. Die Kurse könnten theoretisch einfach weiter steigen oder zumindest ihr erreichtes Niveau halten. Doch Bernd Raschkowski hat es heute früh bereits in den Trader-News über WhatsApp geschrieben: Heute vor 30 Jahren, am 19. Oktober 1987, stürzte der Dow Jones in New York um 22,6 % ab. Daher solle man immer daran denken, dass Börse keine Einbahnstraße ist. Ich möchte hinzufügen, dass dem damaligen Crash keine besonderen Ereignisse vorausgingen. Bis heute ist unklar, was genau zu diesem Börsencrash führte. Es kamen kurz zuvor lediglich einige Faktoren zusammen, welche die Unsicherheit erhöht hatten. Aktuell herrscht hingegen eine besondere Sorglosigkeit. Diese kann aber ebenfalls problematisch sein. Und plötzliche crashartige Verluste sind daher auch jetzt jederzeit möglich. Besonders, weil wohl die wenigsten derzeit damit rechnen und alles aktuell relativ rund läuft. Einen ersten Vorgeschmack auf mögliche größere Turbulenzen haben wir heute bereits erhalten. Oktobergewinne vollständig ausradiert Denn sowohl hierzulande als auch in den USA gab es dynamische Kursverluste. Der DAX hat dadurch im Tagestief die Gewinne des gesamten Oktobers innerhalb weniger Minuten ausgelöscht - mit einem Kursverlust von gerade einmal 0,8 % (siehe roter Pfeil im Chart). Im „Target-Trend-Spezial“ hatten wir den Lesern vorbörslich geschrieben, dass es leicht (!) bearisher wird, wenn der DAX eindeutig in den Bereich der ehemaligen Seitwärtsrange (gelbe Rechtecke) zurückfällt. Denn das ist bei den vorangegangenen Aufwärtsschritten nicht passiert. Es wäre somit ein erster (!) Hinweis auf ein vorläufiges Ende der Bullenkraft. Und genau das ist nun passiert. Schaut man zudem auf den folgenden Target-Trend-Chart, dann wurde mit dem heutigen Kursrutsch auch der kurzfristige Aufwärtstrendkanal gebrochen und die Mittellinie bei 12.945 Punkten kurzzeitig wieder unterschritten. Zuvor machte der DAX keine Anstalten, dass Beta-Target (gelber Kreis) anzusteuern. Stattdessen nahm die Aufwärtsdynamik klar ab und drehte nun sogar nach unten. Es gab also Schritt für Schritt mehrere aufeinanderfolgende Schwächesignale. Jetzt muss man abwarten, ob es Anschlussverkäufe gibt oder wir nur einen sehr kurzen Rücksetzer gesehen haben, der sofort wieder Käufer anlockt. Kann der DAX die Mittellinie verteidigen, bleibt die Rechteckgrenze bei 13.300 Punkten trotz gebrochenen Trendkanals das Kursziel der Bullen nach der Target-Trend-Methode. Ansonsten muss man damit rechnen, dass die Bären ihr nächstes Kursziel erreichen wollen - die Rechteckgrenze bei 12.590 Zählern. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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