Liebe/r Leser/in, in der professionellen Politik gibt es nur ganz selten Momente, die einen unverstellten Blick auf Politiker zulassen. Zu groß ist meist der Einfluss der Berater, die aufpassen, dass ihr Schützling ja in einem guten Licht erscheint.
Wie ein Berater des Thüringer AfD-Spitzenkandidaten Björn Höcke vorgeht, zeigte gestern das ZDF. Denn als sich Höcke den Fragen eines ZDF-Reporters zu seiner Sprache und etwaigen Bezügen zur Sprache Hitlers stellte, witterte der AfD-Pressemann im Hintergrund Ungemach. Er bat den Reporter vor laufender Kamera, die bereits gestellten und aufgezeichneten Fragen seinem Chef noch einmal zu stellen, denn „Sie haben Herrn Höcke mit Fragen konfrontiert, die ihn stark emotionalisiert haben“.
Weil bei TV-Interviews meist das gesprochene Wort gilt, weigerte sich der ZDF-Reporter, das Gespräch zu wiederholen – und erlebte einen sehr seltenen Moment, denn auf einmal war die Fassade weg. Höcke: Passen Sie auf. Wir beenden das Interview, nur, dann ist klar … Wir wissen nicht, was kommt … Dann ist klar, dass es mit mir kein Interview mehr für Sie geben wird.
ZDF: Ist das eine Drohung?
Höcke: Nein. Das ist nur eine Aussage, weil ich auch nur ein Mensch bin. Ich bin auch nur ein Mensch, verstehen Sie?
ZDF: Und was könnte kommen? Wenn Sie sagen, wir wissen nicht, was kommt.
Höcke: Vielleicht werde ich auch mal eine interessante persönliche, politische Person in diesem Lande. Könnte doch sein ...
Das ZDF hat das Interview und sein merkwürdiges Ende in einer gekürzten Form am Sonntag ausgestrahlt. Die lange Version lässt sich in der Mediathek abrufen und ist durchaus sehenswert.
Ich wünsche Ihnen einen ruhigen Start in die Woche. |