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Liebe/r Leser/in,

es war im Jahr 1963, als Ewald-Heinrich von Kleist, ehemaliger Offizier der Wehrmacht und Widerstandskämpfer des 20. Juli, rund 60 Herrschaften, darunter Henry Kissinger und Helmut Schmidt, nach München einlud, um die Welt zu wappnen. „Ich bin fasziniert von der Notwendigkeit, unnötiges Blutvergießen mit zu verhindern“, sagte er einmal. Auch damals quälte die Menschen die Angst vor Krieg: Mauerbau, Kubakrise, Kennedy-Mord – die „Internationale Wehrkunde-Begegnung“ im Bayerischen Hof sollte den Mächtigen Raum geben, einander zuzuhören und nach Verständigung zu suchen, die man nicht in Verträge gießen, aber doch im Herzen wägen konnte. „Frieden durch Dialog“, so lautete die Losung.

An diesem Freitag werden mehr als 50 Staatenlenker und 60 Außenminister an den Promenadeplatz reisen, um zum 60. Mal Gespräche über Krieg, Sicherheit und Zukunft zu führen. Wegweisende Re­­den auf der Bühne im 1700 Quadratmeter großen Festsaal, „Bilaterals“ in den edlen Gängen und Salons. Die Baerbocks und Blinkens, Merzens und Macrons schätzen das historisch aufgeladene Ambiente. Hier beschied Joschka Fischer 2003 den Irak-Kurs der USA mit den Worten: „Ich bin nicht überzeugt.“ Hier schockierte Wladimir Putin 2007 das Publikum mit seiner Wutrede gegen das „monopolare Modell“ einer vom Westen dominierten Welt. Hier prophezeite Wolodymyr Selenskyj den Überfall Russlands auf sein Land – fünf Tage bevor das Unfassbare geschah.

Und nun? Es ist das erklärte Ziel dieser Konferenz, den berühmten „weißen Elefanten im Raum“ zu benennen. In diesem Jahr heißt er: „Ohnmacht“.

Denn tatsächlich braut sich gerade der perfekte Sturm über den westlichen Demokratien zusammen: Israels Premier Netanjahu versetzt mit seinen Rafah-Plänen mehr als eine Million Menschen in Todesangst und die Weltgemeinschaft in Aufruhr. In den USA gibt Möglich-Präsident Trump in seinen Reden knausrige Nato-Mitglieder russischem Angriff preis. Im Mittleren Osten zündelt sich der Iran mithilfe von Hisbollah und Huthi-Rebellen zum regionalen Pascha – und von all dem profitiert jener Mann, den der Westen seit zwei Jahren verzweifelt zu besiegen sucht: Wladimir Putin. Kriegsfürst, Wirtschaftslenker, autoritäres Großväterchen – so nennt ihn FOCUS-Autorin Gudrun Dometeit in unserer Titelgeschichte. Dieser Despot verfolgt so brutal wie effizient seine Ziele. Wird in Saudi-Arabien und den Emiraten mit allen Ehren empfangen.

Gilt China und vielen Ländern Afrikas, in Serbien und Albanien als Freund. Will nun das Nato-Mitglied Türkei besuchen, dessen Präsident Erdogan ihn trotz internationalem Haftbefehl hofieren wird. Pu­­tin baut ungestört an seinen Achsen des Bösen. Es scheint, als sei die Anziehungskraft der westlichen Ideale im Rest der Welt einfach verblasst. Das „transatlantische Familientreffen“ wird zum Treffen einer verzweifelten Verwandtschaft.

Und dennoch – glaube ich weiter an die Wirkmacht der Kleist’schen Idee des Austauschs. Die Weltpolitik wird in München nicht die Kriege beenden. Aber sie alle werden die Worte des Gegenübers wägen. Das mag keine Lösung sein – und ist doch so viel mehr als Resignation.

Herzlich Ihre

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Franziska Reich,
Chefredakteurin FOCUS-Magazin

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