Liebe Frau Do, die „Stimme des Westens“ richtet den Blick heute vor allem nach Osten. In der Ukraine herrscht Krieg, trotz aller Warnungen sind russische Truppen einmarschiert. Der Überfall hat nicht auf einem anderen Kontinent stattgefunden, sondern in Europa. Von Düsseldorf aus ist das ukrainische Lwiw, zu Deutsch Lemberg, genauso nah wie Rom. Aber lassen Sie uns mit dem aktuellen Stand aus der Nacht beginnen. Heute wichtig: Kämpfe: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj organisiert nach eigenen Worten aus Kiew heraus den Widerstand gegen den Angriff russischer Truppen. Er selbst sei „Ziel Nr. 1“ der Russen, sagte er. Mehrere Explosionen haben in der Nacht zu Freitag die ukrainische Hauptstadt Kiew erschüttert. Wie die militärische Lage in der Ukraine am Freitagmorgen aussieht, haben wir hier zusammengefasst. In unserem Newsblog halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden. EU-Gipfel: Die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten haben bei ihrem Sondergipfel einem umfangreichen Sanktionspaket gegen Russland zugestimmt. Die Strafmaßnahmen betreffen unter anderem die Bereiche Energie, Finanzen und Transport. Zudem soll es Exportkontrollen für bestimmte Produkte sowie Einschränkungen bei der Visapolitik geben. Gregor Mayntz berichtet. Finanzmärkte: Die Börsen in Japan und in den USA haben Verluste wettgemacht, die die Finanzmärkte nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine erschüttert hatten. Dabei spielten nicht nur die angekündigten Sanktionen eine Rolle. Meinung am Morgen: Und jetzt? Die Zukunft lässt sich bekanntermaßen nicht vorhersagen. Auf die Gefahr hin, falschzuliegen, teile ich fünf Thesen mit Ihnen, wie es konkret weitergehen könnte. Keine davon stimmt zuversichtlich. 1939: Wer einen historischen Vergleich sucht, landet beim deutschen Überfall auf Polen, wie Martin Kessler in seiner Analyse herausarbeitet. Er sieht im Ukraine-Krieg einen Rückfall in längst überwundene Zeiten, der die Politik im Westen vor ungeahnte Herausforderungen stellt. Bundesregierung: Kerstin Münstermann richtet deswegen in ihrem Leitartikel den Blick vor allem auf Bundeskanzler Olaf Scholz. Karneval: Darf man in Kriegszeiten Rosenmontag feiern? Horst Thoren beantwortet diese Frage in seinem Leitartikel mit einem eindeutigen Ja. „Denn das Miteinander, das die stärkende Kraft des Brauchtums ausmacht, kann für manchen gerade jetzt hilfreich sein. Das zu akzeptieren und den Feierwilligen eben nicht jede Feinfühligkeit abzusprechen, gehört mit zum rheinischen Verständnis.“ So gesehen: Lassen Sie mich zum Schluss persönlich werden. Bei dem Überfall auf Polen vor knapp 83 Jahren, von dem eben die Rede war, marschierte mein Vater als Wehrmachtssoldat mit. Bis zum Schluss war er Teil der mörderischen Maschine und kehrte erst 1949 aus sowjetischer Gefangenschaft zurück. Er lebt schon länger nicht mehr, aber die Beschäftigung mit dem Krieg hat mein Bewusstsein früh geprägt. Ich habe es immer so empfunden, dass die Friedenszeit, die ich seit meiner Geburt erlebe, eine historische Ausnahme ist. Und ich habe versucht, das auch meinem inzwischen fast 20-jährigen Sohn zu vermitteln. Denn im Frieden geboren und aufgewachsen zu sein, ist ein Geschenk des Schicksals. Jetzt muss es darum gehen, bei allem Realismus die Zuversicht zu behalten – und jenen zu helfen, die nicht so beschenkt sind und vor dem Krieg flüchten. Herzlich, Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |