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Eskalation im Nahen Osten – Welche Aktien profitieren?

Lieber Geldanleger,

 

die Jahresauftakt-Euphorie-Rallye wurde gestern jäh beendet.


Das US-Militär hat bei einem Raketenangriff im Irak mit Qassem Soleimani einen der ranghöchsten iranischen Generäle getötet. Der Anschlag erfolgte auf Anweisung von US-Präsident Donald Trump.

Der Iran droht in Person von Ajatollah Ali Chamenei mit Vergeltung. Es gibt ein hohes Risiko, dass das Ganze zu einem neuen Krieg im Nahen Osten ausarten könnte.

Der außenpolitische Sprecher der FDP, Bijan Djir-Sarai, sagte z.B.: „Dieser Angriff hat eine wesentlich größere Dimension und Sprengkraft für die Region als die Tötung des damaligen Al-Qaida Chefs Bin Laden. Mit der US-Rakete flog der berüchtigte Funke ins Pulverfass.“

Und weiter: „Das iranische Regime wird zeitnah reagieren - gerade mit Anschlägen im Irak oder Libanon.“

Qassem Soleimani galt als der mächtige Mann im Hintergrund, der außerhalb des Iran und des Nahen Ostens relativ unbekannt war. Jim Phillips, ein Analyst für den konservativen Think Tank der Heritage Foundation bezeichnete ihn in einem Interview mit NBC News 2015 als "iranischer Vizekönig für den Irak".

Soleimani wurde 1957 geboren und verbrachte fast sein gesamtes Erwachsenenalter in der iranischen Revolutionsgarde, der er sich laut Wall Street Journal nach der Revolution von 1979 im Iran anschloss.

Soleimani erlangte während des Iran-Irak-Krieges von 1980 bis 1988 Berühmtheit. 1998 wurde er zum Generalmajor der Quds Force ernannt, die in einem Artikel des New Yorker aus dem Jahr 2013 als eine Art Kombination aus CIA und Special Forces beschrieben wurde.

Die Quds Force besteht schätzungsweise aus etwa 20.000 Mitarbeitern und wird von den USA seit 2007 als terroristische Vereinigung eingestuft. Der ehemalige CIA-Offizier John Maguire bezeichnete ihn im selben Artikel als "der mächtigste Einzelagent im Mittleren Osten".

In den letzten Jahren zur wichtigsten Persönlichkeit nach Khamenei, dem Obersten Führer des Iran. Khamenei selbst bezeichnete Soleimani als "lebendigen Märtyrer der Revolution".

Pikant dabei: Ergänzt hatte Khamenei im vergangenen März die Hoffnung, dass er auch tatsächlich als Märtyrer sterben würde. Sein Tod wird nun natürlich im Iran so interpretiert werden.

Wörtlich sagte er bei der Verleihung des Ordens von Zulfaqar - die höchste militärische Ehre im Iran und ein Orden, der zuvor seit 1979 nicht mehr vergeben wurde:

"Ich hoffe, dass Allah der Erhabene ihn belohnt und segnet, dass er ihm hilft, ein glückseliges Leben zu führen und dass er ein von Martyrium gezeichnetes Ende nimmt." Gruselig!

Wie geht es nun weiter?

Es ist mit Vergeltungsschlägen zu rechnen und anhaltenden Unruhen und Terroranschlägen im Nahen Osten. Der Öl-Preis stieg bis auf rund 64 US-Dollar je Aktie und damit auf den höchsten Stand seit April 2019. Auch der ohnehin haussierende Goldpreis stieg weiter an. Er erreichte die Marke von 1.550 US-Dollar je Unze und nähert sich damit dem 6-Jahres-Hoch von 1.557 US-Dollar je Unze von Anfang September.

Wie sollen wir uns als Anleger in dieser Situation verhalten?

Wie bereits im YouTube-Video von gestern vorgeschlagen, rate ich dazu, zunächst einmal Cash aufzubauen und die bestehenden Positionen alle gut abzusichern.

Auch wenn die US-Märkte am Freitag im Handelsverlauf die Verluste deutlich eindämmen konnten, ist die Eskalation im Nahen Osten ein neuer gravierender Unsicherheitsfaktor, der die Märkte in den nächsten Monaten beschäftigen wird.

Welche Aktien kommen überhaupt als Kaufkandidaten in Frage? Meine Screening am US-Markt zeigt folgende Kaufkandidaten, die fundamental stark wachsen, profitabel sind und die heute gegen den Gesamtmarkt neue Hochs erzielen:

DHT Holdings (US-Kürzel: DHT)

DHT Holdings (DHT) ist eine auf sehr große Rohöl-Tanker (VLCC) spezialisierte Reederei. Vor einem Jahr hat das Unternehmen den letzten seiner kleineren Aframax-Tanker verkauft und die letzten georderten neuen Frachter erhalten. Derzeit sind alle 27 Schiffe auf dem Wasser und profitierten stark von steigenden Frachtraten.

DHT verfügt über ca. 142,3 Mio. ausstehende Aktien, was beim aktuellen Kurs von 8,64 US-Dollar einer Marktkapitalisierung von ca. 1,23 Mrd. US-Dollar entspricht.

Die VLCCs von DHT sind insgesamt recht modern und umfassen nur drei Schiffe, die eine 15-jährige Lebensdauer erreicht haben (3x Baujahr 2004), verglichen mit einem typischen Schiffslebenszyklus von fast 20 Jahren.

Da die gesetzliche Neuregelung für die Schwefelobergrenze zum 1.1.2020 in Kraft getreten ist, hat DHT bereits in 2019 einige der älteren und mittelalten Schiffe (Baujahr 2004-2012) mit Wäscheranlagen ausgestattet, damit diese die IMO 2020-Richtlinie einhalten. Mit diesen Gaswäschern kann DHT höhere Frachtraten verlangen als viele Wettbewerber.

DHT Holdings Inc. (ISIN: MHY2065G1219)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 19e/20e/21e
Kurs
A1J059 / DHT
1,23 Mrd. USD
14 / 5 / 7
8,57 USD


Sibanye Gold (US-Kürzel: SBGL)

Das südafrikanische Bergbauunternehmen Sibanye Gold gehört zu den zehn größten Goldproduzenten weltweit, ist nach der Übernahme von Lonmin aber zugleich auch der zweitgrößte Palladium-Produzent und der größte Platinproduzent der Welt.

Speziell Palladium ist in den letzten Jahren extrem an Wert gestiegen. Grund sind anhaltende Spekulationen auf einen Angebotsengpass. Insbesondere in der Automobil-Industrie ist die Palladium-Nachfrage hoch, da das Edelmetall als Katalysator zur Abgasreinigung von Benzinmotoren benötigt wird.

Die strengeren Abgasnormen sind der Grund, dass mehr Palladium in Autos verbaut wird. Daraus resultiert auch das steigende Nachfragewachstum. Weil das Wachstum des Angebots jedoch weniger schnell ansteigt, wird der Wert des Palladiums in die Höhe getrieben.

Sibanye bietet in dieser Form eine einmalige Kombination, um vom Anstieg aller drei Edelmetalle zu profitieren.

Sibanye Gold Ltd. (ISIN: ZAE000173951)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 19e/20e/21e
Kurs
A1KBRZ / SBGL
6,74 Mrd. USD
20 / 6 / 5
8,57 USD


International Seaways (US-Kürzel: INSW)

INSW ist ein weiteres Unternehmen, das von der speziellen Konstellation am Tankermarkt profitiert, die sich nun durch den Ölpreisanstieg weiter verschärfen dürfte. Durch die Sanktionierung von chinesischen Tankern durch die USA meiden viele Auftraggeber alle China-Schiffe.

Hinzu kommt die oben bereits beschriebene Umweltproblematik: Ab 1.1.2020 müssen alle Seeschiffe den Ausstoß von Schwefeloxiden um 85% reduzieren. Dafür müssen Abgrasreiniger eingebaut werden, so genannte Scrubber.

Dafür müssen geschätzt 50-70 der sehr großen Tanker (die nennen sich VCCL) aufs Trockendock. Das heißt, die Flotte wird weiter dezimiert. Experten schätzen um insgesamt 10-15 Prozent in den letzten Monaten 2019 bis Anfang 2020.

Das heißt, wir haben eine historisch fast einmalige Unterversorgung an großen Öl-Tankern. Das führt dazu, dass sich die Frachtraten bei diesen VCCLs im Herbst mehr als verdreifacht haben und sich nun auf deutlich erhöhtem Niveau halten. Die Knappheit schlägt auch auf die nächst kleinere Gattung durch, die Sueztanker. Es werden oft statt einem VLCC alternativ zwei Sueztanker eingesetzt. Entsprechend stark steigen auch die Frachtraten für Sueztanker.

Diese Anstiege schlagen direkt auf die Cashflows und Gewinne der Tankerfirmen durch, so dass es hier im 4. Quartal zu regelrechten Gewinnexplosionen gekommen sein sollte.

International Seaways ist eine dieser Aktien, die lange hinterher gehinkt sind, obwohl das Unternehmen auch stark bei Öl-Tankern im Geschäft ist und ein sehr gutes Management hat. Die Gründe für die bisherige Underperformance waren eher technischer Art. INSW ist eine Abspaltung von einem anderen Tankerunternehmen und erst seit Ende 2016 eigenständig.

Es gibt kaum Coverage durch Analysten und es gab noch zwei große Private Equity-Investoren, die sich in den letzten Quartalen verabschiedet haben und Druck auf die Aktie ausgeübt haben.

Ein Jointventure-Verkauf hat dazu geführt, dass INSW nun wesentlich besser mit den reinen Tankeraktien vergleichbar ist und die Aktie holt ihren Bewertungsrückstand schnell auf.

International Seaways Inc. (ISIN: MHY410531021)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 19e/20e/21e
Kurs
A2DGML / INSW
879 Mio. USD
31 / 5 / 4
29,89 USD


Franco-Nevada Corporation (US-Kürzel: FNV)

FNV ist im Gegensatz zu Sibanye ein reines Edelmetall-Unternehmen, aber keine klassische Mine. FNV ist eine Royalty-Gesellschaft, die von Minen Lizenzabgaben kassiert, eben sogenannte Royalties. Diesen Anspruch sichern sich die Kanadier meist gegen Zahlung einer Anschubfinanzierung.

Das Interessante ist, dass die Royalties teilweise vom Rohstoffpreis unabhängig sind und fast in jedem Fall unabhängig von den Produktions- und Erschließungskosten fließen. Deshalb fallen die Margen üppiger aus und sind besser kalkulierbar als bei den Produzenten.

Wegen der geringeren Hebelwirkung auf den Rohstoffpreis steigen die Aktienkurse von Royaltyfirmen in Phasen steigender Edelmetallpreise weniger spektakulär als jene der Minen. Dafür geraten sie bei Korrekturen auch nicht so stark unter die Räder. Zudem ist Franco-Nevada ein zuverlässiger Dividendenzahler.

Seit dem Börsengang Ende 2007 hat das 1983 gegründete Unternehmen jedes Jahr die Ausschüttung an die Aktionäre erhöht.

Als der Bergbaukonzern Glencore 2016 wegen seiner Schulden in Schwierigkeiten kam, sicherte sich Franco-Nevada für 500 Mio. US-Dollar die Gold- und Silberproduktion der Antapaccay-Mine in Peru. Diese antizyklische Vorgehensweise sorgt für günstige Einstiegspreise.

Das Geschäftsmodell lässt sich gut skalieren und diversifizieren. Das Portfolio umfasst inzwischen rund 300 Mineninvestments. Zur besseren Diversifikation expandiert Franco-Nevada nun auch in den Öl-Sektor.

Franco-Nevada Corp. (ISIN: CA3518581051)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 19e/20e/21e
Kurs
A0M8PX / FNV
19,6 Mrd. USD
61 / 49 / 47
104,64 USD


Dorian (US-Kürzel: LPG)

Dorian ist ein weiteres großes Tanker-Unternehmen, das auf den Flüssiggas-Bereich spezialisiert ist. Die Aktie ist deswegen spannend, weil man eine ultramoderne Flotte von insgesamt 22 Tankern hat von denen 19 innerhalb der letzten drei bis vier Jahre gebaut worden sind.

Im Laufe des vergangenen Jahres sind die Frachtraten stark angestiegen auf 55.000 US-Dollar pro Tag im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt von 25.000 bis 30.000. Hinzu kommen hohe Spreads auf der USA-Asien-Route, die immer wichtiger wird und wo Dorian stark präsent ist.

Dorian LPG (ISIN: MHY2106R1100)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 19e/20e/21e
Kurs
A1135G / LPG
837 Mio. USD
7 / 6 / 6
15,33 USD

Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in keinen genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert. Es können daher keine Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

 


 

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Dein
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

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