Der Bankenbrief – Kompakt, informativ und ohne eigenen Rechercheaufwand.

Bankenbrief
Wichtiges vom 15. September 2017

Das Thema

EU-Finanzminister sehen Euro-Ausweitung skeptisch

Die von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker anvisierte Ausweitung der Eurozone ist bei den europäischen Finanzministern zurückhaltend aufgenommen worden. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem betonte heute, dies sei ein längerfristiger Prozess. "Ich glaube nicht, dass wir das von oben herab beschleunigen können", sagte Dijsselbloem beim Treffen der Euro-Finanzminister in Estlands Hauptstadt Tallinn. Anstatt über institutionelle Änderungen, wie einen von Juncker geforderten europäischen Finanzminister zu sprechen, sollten zunächst bestehende Schwachstellen der Eurozone wie Widerstandsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Solidarität behoben werden. Auch Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire betonte: "Wenn eine Ausweitung der Eurozone erfolgreich sein soll, müssen wir sie zunächst stärken." Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) lobte Juncker zwar für seine "große Rede" am Mittwoch. Allerdings sei diese offensichtlich ein "bisschen missverstanden" worden. Schließlich habe Juncker auch betont, dass vor einer Euro-Mitgliedschaft die ökonomischen Voraussetzungen erfüllt sein müssen.
wiwo.de     
spiegel.de     
dw.com     
reuters.com     
sueddeutsche.de (Kommentar)     

Die Meldungen

EU will Finanzmarktaufsicht zentralisieren

Die EU-Kommission strebt eine Zentralisierung der Finanzmarktaufsicht in der Europäischen Union (EU) an. Die nationalen Aufsichtsbehörden sollten alle die gleichen Prioritäten verfolgen, sagte der Kommissions-Vizepräsident Valdis Dombrovskis in Tallinn. Dombrovskis forderte, die Banken sollten die Kosten für die Aufsicht durch Behörden wie die Europäische Finanzmarktaufsicht (ESMA) mittragen. Die Finanzkrise habe gezeigt, dass eine einheitliche Aufsicht notwendig sei.

Kartellamt gegen Höchstgrenze für Entgelte an Geldautomaten

Das Bundeskartellamt sieht derzeit keine Notwendigkeit, Fremdabhebegebühren an Geldautomaten staatlich zu begrenzen. Laut einer Untersuchung der Wettbewerbsbehörde verlangen Banken meist 3 bis 5 Euro für Auszahlungen an Fremdkunden – teilweise aber auch deutlich mehr. Die meisten Verbraucher könnten diese Entgelte vermeiden, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt heute. Das Kartellamt werde den Markt aber weiter beobachten. Bei Einzelfällen mit besonders hohen Gebühren an Automaten in abgelegenen Gegenden seien Preismissbrauchsverfahren möglich.
zeit.de     

Katar hält an Beteiligung bei Deutscher Bank fest

Das Emirat Katar will ungeachtet von Problemen bei Volkswagen und der Deutschen Bank an seinen Finanzbeteiligungen festhalten. Dass große Firmen manchmal schwierige Phasen hätten, sei etwas sehr Normales, sagte der Emir, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani, heute nach einem Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin. Was die Investitionen in Deutschland angehe, sei das Vertrauen sehr groß. Sie sollten daher fortgeführt werden. Katar ist über zwei Investmentgesellschaften mit insgesamt 6,1 Prozent an der Deutschen Bank beteiligt.

Credit Suisse schließt weiteren US-Rechtsstreit ab

Die Schweizer Großbank Credit Suisse hat einen weiteren Streitfall um US-Hypothekenpapiere beigelegt. Wie die Bank in der Nacht zu heute mitteilte, wurde eine Einigung mit der Massachusetts Mutual Life Insurance Company erzielt. Im dritten Quartal kostete dies Credit Suisse rund 79,5 Millionen Dollar (66,6 Millionen Euro) vor Steuern – zusätzlich zu den bereits bestehenden Rückstellungen.
finanzen.net     

Bad Bank der HRE kommt bei Restverwertung voran

Das Nominalvolumen des Portfolios der in der Finanzkrise kollabierten Hypo Real Estate (HRE) ist im ersten Halbjahr um 8 Prozent auf 81,7 Milliarden Euro geschrumpft, wie die FMS Wertmanagement heute mitteilte. Der Gewinn nach Steuern stieg im ersten Halbjahr auf 267 (Vorjahr: 165) Millionen Euro. Für das Gesamtjahr erwartet die FMS Wertmanagement ebenfalls einen Gewinn. Der zur FMS zählende Staatsfinanzierer Depfa verringerte seinen Verlust vor Steuern auf 2 Millionen Euro von 54 Millionen Euro.

Niederlande reduziert Anteil an ABN Amro auf 56 Prozent

Der niederländische Staat zieht sich zunehmend aus der in der Finanzkrise übernommenen Bank ABN Amro zurück. Wie die Gesellschaft NLFI gestern in Den Haag mitteilte, sollen 65 Millionen Aktien oder 7 Prozent an dem Geldinstitut verkauft werden. Nach derzeitigem Börsenkurs ist das Paket knapp 1,6 Milliarden Euro wert. Damit sinkt die Staatsbeteiligung auf 56 Prozent von 63 Prozent. Weitere Verkäufe sollen folgen.
focus.de     

Die Köpfe

EZB-Bankenaufseherin Nouy warnt vor Regulierungsschlupflöchern

Die oberste Bankenaufseherin der Europäischen Zentralbank (EZB), Danièle Nouy, hat sich besorgt über taktische Überlegungen von Banken zum Umgehen hoher Regulierungsstandards geäußert. Wie Nouy heute in Helsinki laut Redetext sagte, versuchen manche Institute etwa, sich durch Verlagerungen über nationale Grenzen hinweg Kontrollen zu entziehen. Dieses Thema rücke mit Blick auf den anstehenden EU-Austritt Großbritanniens stärker in den Fokus.

EZB-Direktorin Lautenschläger: Anleihekäufe bald reduzieren

Die Direktorin der Europäischen Zentralbank (EZB), Sabine Lautenschläger, sieht die Zeit gekommen, das Anleiheprogramm der EZB zurückzufahren. Das derzeitige Wachstum der Eurozone und die niedrigen Zinsen würden dazu beitragen, dass die Inflation zum Zielwert der EZB von knapp 2 Prozent zurückkehren könne, sagte Lautenschläger heute in Tallinn. Daher sei es jetzt an der Zeit, über eine Reduzierung der Anleihekäufe zu Beginn des kommenden Jahres nachzudenken.
uk.reuters.com     

Achleitner nimmt Deutsche-Bank-Vorstand in Schutz

Der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Paul Achleitner, hat das aktuelle Vorstandsteam und die Fortschritte beim Umbau des Kreditinstituts gegen die – größtenteils anonyme – Kritik großer Investoren verteidigt. "Die Deutsche Bank hat jetzt eine klare Strategie, eine klare Struktur und ein Team, um diese Strategie umzusetzen. Die entscheidende Aufgabe ist jetzt umsetzen, umsetzen, umsetzen", sagte Achleitner auf einer Abendveranstaltung in Frankfurt.

Weidmann steht für weitere Amtszeit zur Verfügung

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann strebt eine zweite Amtszeit an. Weidmann habe "große Freude an seinem Job, und wenn er gefragt wird, steht er selbstverständlich für eine zweite Amtszeit zur Verfügung", sagte ein Bundesbank-Sprecher dem Magazin "Focus". Weidmann ist seit 2011 Bundesbank-Präsident, seine erste Amtszeit endet am 30. April 2019.
focus.de     

Schäuble plädiert für behutsamen Ausstieg aus expansiver Geldpolitik

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat sich für einen behutsamen Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgesprochen. "Die außergewöhnliche Geldpolitik mit Niedrigzinsen und Anleihekäufen war zur Überwindung einer wirtschaftlichen Krisensituation notwendig", sagte Schäuble in einem heute veröffentlichten Zeitungsinterview. Der Ausstieg müsse sehr behutsam angegangen werden, damit die Finanzmärkte nicht übernervös reagierten.
finanzen.net     

UK: BoE-Ratsmitglied Vlieghe sieht Zinsschritt näherrücken

Die Entwicklung der Konjunkturdaten lege verstärkt nahe, dass der Zeitpunkt einer geldpolitischen Straffung in Großbritannien näher rücke, sagte das Ratsmitglied der britischen Notenbank, Gertjan Vlieghe, heute in London. Womöglich werde ein solcher Schritt bereits in den "kommenden Monaten" nötig. Voraussetzung sei, dass die britische Wirtschaft weiter schnell wachse. Die Bank of England (BoE) hatte gestern den Leitzins auf dem historisch niedrigen Niveau von 0,25 Prozent belassen und die Bereitschaft zu einer Anhebung "in den kommenden Monaten" signalisiert.
bloomberg.com     

Am Vortag meistgeklickt

So tarnen Sie ein Vorstellungsgespräch

Der alte Job nervt, ein neuer ist in Aussicht. Doch die Urlaubstage sind rar. Was tun, um möglichst unauffällig zum Vorstellungsgespräch zu kommen? Auf keinen Fall sollte man lügen, sagt Karriere-Coach Gunnar Belden. "Denn wenn das herauskommt, ist der Preis einfach zu hoch. Es handelt sich um einen Vertrauensbruch." Warum die Kleidung einen Berwerbungstermin verraten kann, lesen Sie hier:

Was die nächsten Tage wichtig wird
Am Samstag wird in Tallinn das informelle Treffen der EU-Finanzminister fortgesetzt. An diesem Tag vor 25 Jahren verließ Großbritannien das Europäische Währungssystem (EWS).
Am Montag veröffentlicht die Europäische Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg die Zahlen der Inflation für August 2017. Die Deutsche Bundesbank präsentiert in Frankfurt ihren Monatsbericht. Zudem werden zum Wochenbeginn die Änderungen in den Indizes der Dax-Familie wirksam. Wegen eines Feiertages bleiben die Börsen in Japan geschlossen.

Der Nachschlag

Treffsicher die beste Idee auswählen

Bei der letzten Teamsitzung sind im Brainstorming eine Menge kreativer Ideen entwickelt worden. Doch welche davon ist die Richtige und sollte umgesetzt werden? Wie kann ich vorhersagen, welche Idee am Markt oder im eigenen Unternehmen Erfolg haben wird? Und wer ist am besten dafür geeignet, die Wahl zu treffen? Lesen Sie hier, wie Sie zielsicher die erfolgsträchtigste Idee nominieren können:
impulse.de