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Bankenbrief

Wichtiges vom 27. Mai 2020

Das Thema

EU-Kommission schlägt 750 Milliarden Euro für Wiederaufbauprogramm vor

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will im Kampf gegen die Folgen der Corona-Krise die wirtschaftliche Erholung Europas mit einem Konjunkturprogramm in Höhe von 750 Milliarden Euro vorantreiben. Davon sollen 500 Milliarden Euro als nicht rückzahlbare Zuwendungen und 250 Milliarden Euro als Kredite fließen. Das kündigte die EU-Kommission heute an. Allein für Italien und Spanien sind mehr als 300 Milliarden an Zuschüssen und Krediten vorgesehen. Mit knapp 173 Milliarden Euro entfiele das meiste auf Italien, hieß es aus EU-Kreisen. Für Deutschland seien bis zu 28,8 Milliarden Euro eingeplant. Die für die einzelnen Staaten angenommenen Anteile richten sich nach dem Ausmaß der Krise. Zur Finanzierung sollen Schulden im Namen der Europäischen Union (EU) aufgenommen werden, die dann zwischen 2028 und 2058 über den EU-Haushalt zu tilgen sind. "Das ist der Moment Europas", sagte von der Leyen im europäischen Parlament. Die Corona-Krise erfordere Investitionen in beispiellosem Ausmaß. "Aber wir müssen das so angehen, dass die nächste Generation morgen davon profitiert", betonte sie. Es sei ein neuer, kühner Schritt erforderlich. Das vorgeschlagene Programm fällt deutlich größer aus als die deutsch-französische Initiative für ein 500-Milliarden-Euro-Paket. Daneben will von der Leyen einen regulären Finanzrahmen für den EU-Haushalt für die Jahre 2021 bis 2027 im Umfang von rund einer Billion Euro durchsetzen. Für das Gesamtpaket ist die einstimmige Zustimmung aller 27 EU-Staaten notwendig. Allerdings hieß es bereits aus den Niederlanden, dass die Positionen der einzelnen Regierungen noch weit auseinander liegen. Neben den Niederlanden sehen vor allem Österreich, Schweden und Dänemark die nicht rückzahlbaren Zuwendungen kritisch. Es sei schwer vorstellbar, dass der Vorschlag am Ende in vollem Umfang durchkomme. "Die Verhandlungen werden Zeit brauchen", sagte ein niederländischer Diplomat.

Meldungen

NordLB stellt sich auf erhebliche Belastungen durch Corona-Krise ein

Die NordLB hat das erste Quartal mit einem Verlust von 71 Millionen Euro abgeschlossen, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Gewinn von 54 Millionen Euro erwirtschaftet wurde. Das teilte das Institut heute mit. Als Gründe nannte das Institut unter anderem die gezahlten Vergütungen für Garantien nach der Rettung der Bank sowie die veränderte Bewertungen aufgrund der Corona-Krise. Die Pandemie werde auch bei der NordLB im weiteren Jahresverlauf erhebliche negative Ergebniswirkungen haben, sagte Landesbank-Chef Thomas Bürkle. Für eine konkrete Prognose sei es noch zu früh. Die Bank war mit der Finanzierung von Schiffen in Schieflage geraten und musste Ende 2019 mit einem Rettungspaket von 3,6 Milliarden Euro von den Ländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sowie der Sparkassen-Gruppe gestützt werden. Die NordLB ist mitten im Konzernumbau, der ebenfalls kostenmäßig zu Buche schlägt. Die Bank will die Zahl ihrer Mitarbeiter bis Ende 2023 auf 2.800 fast halbieren.


DZ Bank senkt nach Quartalsverlust Gewinnprognose

Die DZ Bank hat wegen der Corona-Krise nach einem Verlust vor Steuern von rund 130 Millionen Euro im ersten Quartal ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr kräftig reduziert. Das Institut sei zwar "davon überzeugt, im Gesamtjahr deutlich in die schwarzen Zahlen zu kommen", sagte der Co-Chef des genossenschaftlichen Spitzeninstituts, Cornelius Riese, der "Börsen-Zeitung". "Aber das Erreichen unseres Planergebnisses und auch eines Milliardenergebnisses ist aus heutiger Sicht schlicht nicht realistisch." Bei der Bilanzvorlage Ende Februar hatte das Institut für 2020 noch ein Ergebnis vor Steuern am unteren Ende der Spanne von 1,5 bis zwei Milliarden Euro vorhergesagt, nachdem der Konzern im vergangenen Jahr 2,7 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern erwirtschaftet hatte. Eine konkrete Prognose für 2020 gab die DZ Bank aber nicht. Die ausgesetzte Zahlung einer Dividende von 322 Millionen Euro für das Jahr 2019 sei nur verschoben, erklärte Riese. "Wir planen ganz fest, die Ausschüttung im Herbst vorzunehmen, und hoffen, dass die regulatorischen Rahmenbedingungen es dann ermöglichen."


Anleihe-Programm der Commerzbank am Aktienmarkt goutiert

Die Commerzbank hat mit der geplanten Ausgabe von Nachranganleihen (AT-1-Anleihen) Zuspruch an der Börse erfahren. Der Kurs der Aktie legte heute im Handelsverlauf zeitweise mehr als 7 Prozent zu. Der Commerzbank-Vorstand hatte beschlossen, sich mit der Anleihen-Ausgabe finanziellen Spielraum unter anderem für den Ausbau des operativen Geschäfts zu verschaffen. Das Emissionsvolumen soll bis zu 3 Milliarden Euro betragen. Die Nachranganleihen können dem Kernkapital angerechnet werden. Die teilverstaatlichte Bank will über den Start der Emission und deren Konditionen zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden.


Aareal Bank erwartet steigendes Interesse an IT-Tochter

Der Immobilienfinanzierer Aareal Bank erwartet eine steigende Investorennachfrage am geplanten Teilverkauf seiner IT-Tochter Aareon. "Es gibt klare Anzeichen dafür, dass sich die Konsolidierung in dem von der Aareon bearbeiteten Markt gerade beschleunigt", sagte Bank-Chef Hermann Merkens heute auf der online veranstalteten Hauptversammlung. Die IT-Tochter bietet Software für Vermieter zur Verwaltung von Immobilien an. Die Bank wolle einen Minderheitsanteil aber nur verkaufen, wenn der künftige Partner die Aareon-Wachstumsstrategie mitträgt, machte Merkens deutlich. Er will das IT-Geschäft stärken, um das Unternehmen in der Corona-Krise insgesamt zu stabilisieren.


US-Fintech-Unternehmen expandiert weiter in Europa

Das nach Medieninformationen mit 36 Milliarden Dollar (33 Milliarden Euro) bewertete US-Fintech-Unternehmen Stripe weitet seine Geschäftstätigkeit in Europa aus. Das Online-Bezahlangebot sei nunmehr auch in Tschechien, Rumänien, Bulgarien, Zypern und Malta auf dem Markt, teilte das US-Unternehmen mit. Damit seien in Europa 29 Länder, einschließlich Deutschland, und weltweit 39 Länder abgedeckt. Die Corona-Krise beschleunigt nach Ansicht von Experten die Digitalisierung von Finanzdiensten.


Bundesverfassungsgericht weist Klage wegen griechischer Staatsanleihen ab

Die Umschuldung griechischer Staatsanleihen unterliegt dem Bundesverfassungsgericht (BVerfG) zufolge nicht der deutschen Gerichtsbarkeit. Deshalb könne auch nicht darüber entschieden werden, ob die Abweisung einer Klage von zwei Anlegern aus Deutschland auf Schadenersatz durch den Bundesgerichtshof (BGH) wegen der Umschuldung griechischer Staatsanleihen im Februar 2012 verfassungswidrig war. Das teilte das BVerfG heute mit. Der BGH habe in seinem Urteil zu Recht angenommen, dass die Umschuldung eine hoheitliche Maßnahme eines ausländischen Staates war. Die beiden deutschen Investoren hatten sich durch alle Instanzen geklagt, sind damit nun endgültig gescheitert.


DIW erwartet Konjunktureinbruch im laufenden Quartal

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat ein düsteres Bild der Konjunktur in Deutschland gezeichnet. Sie werde im laufenden Quartal um mehr als 10 Prozent einbrechen und sich anschließend nur langsam beleben, teilten die Berliner Wissenschaftler und Regierungsberater zum Tiefstand ihres Konjunkturbarometers heute mit. Mit den ersten Lockerungen gingen zwar erste Zeichen einer Belebung einher. "Der Einbruch ist aber drastisch und eine vollständige Erholung wird sehr lange auf sich warten lassen", sagte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. "Das Auslandsgeschäft dürfte angesichts der weltweit verheerenden Folgen der Corona-Pandemie wegbrechen und die Nachfrage vor allem nach Investitionsgütern schwach bleiben." Wie zuvor die GfK-Konsumforscher berichtete auch das DIW von einer Verunsicherung der Verbraucher, die sich mit größeren Anschaffungen zurückhielten. Nicht wenige Menschen müssten Einkommenseinbußen hinnehmen, weil sie etwa in Kurzarbeit oder arbeitslos sind, hielt das DIW zum Konsumklima fest.

Die Köpfe

EZB-Chefin Lagarde: Konjunktureinbruch zwischen 8 und 12 Prozent

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, rechnet nicht mehr mit einem vergleichsweise milden Konjunktureinbruch in der Eurozone durch die Corona-Krise. Die Chancen auf einen derartigen Verlauf seien nicht mehr vorhanden, erklärte sie heute bei einer Veranstaltung mit Jugendlichen in Frankfurt. Vielmehr dürften die Szenarien zutreffen, die von einem mittleren bis schweren Einbruch ausgingen. Eine Verringerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr zwischen 8 und 12 Prozent sei wahrscheinlich. Bislang war die EZB von einem Minus zwischen 5 und 12 Prozent ausgegangen. Das BIP der Eurozone war bereits im ersten Quartal um 3,8 Prozent gesunken. Für das zweite Quartal erwarten Experten einen Rückgang der Wirtschaftsleistung zwischen 10 und 20 Prozent.


EZB-Direktorin Schnabel: Weitere Lockerung der Geldpolitik möglich

EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat versichert, dass die Notenbank alle ihre Instrumente einsetzen wird, falls dies in der Corona-Krise notwendig werden sollte. Das Corona-Notprogramm PEPP, das bis zum Jahresende Wertpapierkäufe im Gesamtvolumen von über 750 Milliarden Euro vorsieht, könnte sowohl im Umfang als auch in der Zusammensetzung angepasst werden, sagte sie der "Financial Times". Analysten halten eine Aufstockung des Programms bereits auf der nächsten EZB-Ratssitzung am 4. Juni für möglich.


US-Präsident Trump sieht Finanzstandort Hongkong durch China gefährdet

US-Präsident Donald Trump hält nach Worten seiner Sprecherin die Zukunft des Finanzstandorts Hongkong durch Chinas Pläne für ein Sicherheitsgesetz in der Sonderverwaltungszone für mehr als ungewiss. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, erklärte in Washington, der Präsident habe verärgert auf das Vorgehen Chinas reagiert. Wie Hongkong ein Finanzzentrum bleiben könne, wenn China an seinen umstrittenen Plänen festhalte, sei schwer denkbar.

Die Tweets des Tages

Hätten Sie es gewusst? Auf den Tag genau vor 52 Jahren, am 27. Mai 1968, wurde in Deutschland der erste Geldautomat aufgestellt, und zwar in Tübingen #Bargeld #banken


Raus aus dem Stillstand – Welche Wirtschaftspolitik brauchen wir jetzt? Dazu diskutiert Andreas Krautscheid am 2. 6. im #Livestream mit Carsten Linnemann 
@MIT_bund@DerDanyal und @michael_huether – Interesse? Mehr Informationen hier: go.bdb.de/LMIA2  #bankenlive #Corona


Endlich ist sie da! Unsere neue Schulbank-Website. Übersichtlicher, frischer, interaktiver. Überzeugen Sie sich selbst :-) Viel Spaß beim Stöbern und Entdecken wünschen wir! #finanzbildung

Am Vortag meistgeklickt

Wie die Rückkehr aus dem Homeoffice gelingt

Die Beschränkungen wegen der Corona-Krise werden immer mehr zurückgenommen. Auch die Kollegen aus dem Homeoffice kehren schrittweise wieder in die Büros zurück. Doch wie kann der Neustart trotz Abstands- und strengen Hygieneregeln am Arbeitsplatz gelingen? Einige Chefs haben sich dazu Gedanken gemacht. Mal werden Neuankömmlinge mit einem Spalier begrüßt, andere treffen sich erstmal zum Corona-Frühstück. Weitere Tipps zum Neuanfang im Büro und wie Sie andere am Arbeitsplatz spielerisch auf Abstand halten, lesen Sie hier:

Was morgen wichtig wird

Die Deutsche Pfandbriefbank hält ihre Hauptversammlung ab. – Die BayernLB lädt zum Call über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. – Für die Eurozone wird das Wirtschafts- und Industrievertrauen im Mai bekanntgegeben. – Die USA veröffentlichen die zweite Berechnung für die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Quartal. – Das Statistische Bundesamt gibt die Inflationsrate Deutschlands für Mai bekannt. – Der Bundesgerichtshof (BGH) verkündet sein Urteil zu folgender strittigen Frage bei Maklerverträgen: Darf sich ein Verkaufsauftrag ohne Kündigung automatisch immer weiter verlängern? – Sondersitzung der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung zur Lage in der Corona-Pandemie. – Der Volkskongress Chinas beendet seine Jahrestagung mit der Abstimmung über die Pläne für ein neues Sicherheitsgesetz in Hongkong.

Der Nachschlag

Auf Ängste angemessen reagieren

Auf Ausnahmesituationen wie die Corona-Krise reagieren Menschen emotional höchst unterschiedlich. Während der Zeit im Homeoffice blieben diese Gefühle in den eigenen vier Wänden. Doch nach der langsam anstehenden Rückkehr in den Büroalltag ist damit zu rechnen, dass viele Mitarbeiter sensibler reagieren als in der Vor-Corona-Zeit, warnen Berater von Führungskräften. Deshalb gilt es dann besonders, Ängste und Unsicherheiten richtig zu bewerten. Ziehen Sie keine vorschnellen Schlüsse aus extremen Emotionen von Mitarbeitern, die womöglich befürchten, sich bei Kundenkontakten oder in Konferenzen mit Coron-Virus zu infizieren, raten die Experten. Und vermeiden Sie Killerphrasen, wie "Regen Sie sich nicht so auf". Fünf Tipps, wie Sie angemessen reagieren, lesen Sie hier:

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