Tournaround in der Streitkultur
Die Macht des Wortes zeigt sich auch im Gerichtsalltag und in Verhandlungs- und Mediationssituationen. Die jeweils vorherrschende Sprache entscheidet mit darüber, ob eine nachhaltige Befriedung gelingt oder nicht. Wer das Gegenüber nicht als Partner sieht, sondern sprichwörtlich als Anspruchsgegner, von dem er etwas zu fordern hat statt ihn um etwas zu bitten, befindet sich schon längst in der Sackgasse des Unfriedens und nah an der verbalen Gewalt.
Das gilt auch für Äußerungen des Gerichts, schreibt Autor Johannes Brose, selbst Vorsitzender Richter am Landgericht München II. Doch wie können die Protagonisten ihre Streitkultur ändern? Mithilfe der von Marshall B. Rosenberg (1934-2015) entwickelten "Gewaltfreien Kommunikation" (GFK). Die Kommunikationstechnik verhindert, dass sich das Gegenüber mit Schuldvorwürfen in die Ecke gedrängt fühlt und damit Abwehrmechanismen ausgelöst werden, die die Wahrnehmung einschränken und Frieden verhindern. Die GFK setzt auf Verständnis und gegenseitigen Respekt statt verbaler Konfrontation, auf die Einbeziehung der Gefühlslage der Parteien und ihr Entstehen. Wie der Turnaround in der Streitkultur gelingen kann, beschreibt Brose anhand von vier Praxisfällen.