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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 16.02.2023 | Anhaltende Schauer bei bis zu 9°C. | ||
+ So denken Ex-SPD-Wähler + Kleine Demografie des Berliner Abgeordnetenhauses + Dreck, Dreck, Dreck: Das sind Berlins „Intensivbahnhöfe“ + |
von Lotte Buschenhagen |
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Guten Morgen, eine Stadt, gefangen in der Zeitschleife: Nachdem in Lichtenberg eine Kiste mit 466 Wahlbriefen vergessen wurde, wurden die Stimmen am Mittwoch nachträglich ausgezählt. Jetzt ist der Abstand zwischen SPD und Grüne von 105 auf 113 Zweitstimmen gewachsen. Die Lücke zwischen den Direktkandidierenden im Wahlkreis Lichtenberg 3, Claudia Engelmann (Linke) und Dennis Haustein (CDU), ist jedoch geschrumpft – auf null. Um das Patt zu brechen, müsste qua Gesetz ausgelost werden, wer gewinnt. Vorher soll aber sicherheitshalber noch ein drittes Mal nachgezählt werden. Und sonst? Fehlen im Bezirk mysteriöse 22 Stimmen, sagt die Linke. Außerdem habe es mehr Erststimmen als Wählende gegeben – und überdurchschnittlich viele ungültige Stimmen. Kommt Ihnen bekannt vor? Mir auch. Machen wir weiter mit – nee, hiergeblieben, wir sind noch nicht fertig. Auch Friedrichshain-Kreuzberg meldet eine Panne: Im Wahllokal 302 wurden Voten versehentlich vertauscht – man sei bei der Eingabe der BVV-Ergebnisse ab der CDU um eine Zeile verrutscht. Jetzt gewinnen nicht zuletzt die Grünen 181 Stimmen, während die Linken 178 verlieren. Auf die Sitzverteilung im Bezirksparlament hat das aber keinen Einfluss. Kleine Fehler bei der Auszählung seien normal, kommentiert derweil Landeswahlleiter Stephan Bröchler. Und „beruhigt“: „Das Schnellverfahren ist jetzt durch und wir suchen jetzt nach Fehlern und finden auch immer wieder welche.“ | |||
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Quo vadis, RGR? In einem Zeit-Interview hat Bettina Jarasch (Grüne) am Mittwoch bestätigt, ihre Partei werde „ernsthafte Gespräche“ mit der CDU führen. Bei der Verwaltungsreform fänden sich Gemeinsamkeiten der Parteien – große Gräben klafften aber beim Klimaschutz, der Verkehrswende und der Mietenpolitik: „Ich bin sehr gespannt, was die CDU uns hier anzubieten hat.“ Die SPD schießt derweil weiter scharf gegen Grüne und CDU: Beide Parteien hätten die Stadt gespalten, heißt es in einer internen Wahlanalyse, die dem Tagesspiegel vorliegt. Franziska Giffey und Raed Saleh (SPD) betonen hier erneut, es dürfe nach dieser Wahl kein „Weiter so“ geben – die SPD sei jedoch „mit einem blauen Auge davongekommen“. Apropos: Auch Sebastian Czaja darf trotz des FDP-Desasters Vize-Landeschef bleiben. Er kommentiert auf Twitter: „Ich freue mich auf alles, was kommt.“ | |||
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Wo wir gerade dabei sind: Gestern haben wir nach Menschen gesucht, die beim letzten Mal noch die SPD gewählt haben – 2023 aber nicht mehr. Unser Postfach ist daraufhin beinah kollabiert. Ein erster Ausschnitt aus Ihren Plädoyers: „Es fehlt Stringenz und Einigkeit“ „Ich war vom 29-Euro-Ticket, und dem Verzicht auf den prestigeträchtigen A100-Abschnitt 17 begeistert. Auch die groß angekündigte Wohnungs- und Schulbauoffensive fand ich gut. Umgesetzt hat Frau Giffey so gut wie nichts. Der Wackelkurs in der Verkehrspolitik – Radfahrförderung ja, aber nicht zulasten von Parkplätzen – hat mich überzeugt, doch lieber Grün zu wählen.“ „Die SPD hat nicht die Verantwortung dafür übernommen, dass eine Wahlwiederholung notwendig war. Geisel hätte zurücktreten müssen.“ „Ich habe nicht SPD gewählt, damit dieses Dreierbündnis beendet wird.“ „Letztes Mal sah es nach Aufbruch aus. Beim Kreuzchen für die SPD war ich mir bisschen unsicher, aber dann wollte die Koalition eine ‚Zukunftshauptstadt‘ bauen, und ich habe es geglaubt. Doch seitdem gab es nur vollmundige Ankündigungen von Franziska Giffey und nichts klappte – noch nicht mal die Wahl!“ | |||
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Was sagen eigentlich Ihre Kinder zum Gerechtigkeitsdilemma nach der Wahl und der Frage, wer denn nun regieren darf? Wir suchen die Kommentare der Kleinen – Zuschriften bitte an checkpoint@tagesspiegel.de. Erste Anzahlung aus der Tagesspiegelredaktion: „Meine Siebenjährige sagte Montagfrüh: ‚Ich finde es für beide (gemeint: CDU und SPD) gemein, wenn sie nicht regieren dürfen. Vielleicht könnten alle vier zusammen regieren, aber dann wollen bestimmt zu viele Leute mitreden und das klappt nicht gut.‘“ | |||
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Vom politischen zum physischen Untergraben: Weil die Wildkaninchen im Preußenpark zu viele Tunnel buddeln und Wurzeln anknabbern, sollen sie jetzt gefangen werden. Das hat das Bezirksamt ChaWi angekündigt. Zuletzt hatten sich die Nager dramatisch vermehrt und in ihren Höhlen Bäume angefressen. Die drohen jetzt leider, umzufallen. Deshalb soll ein Jäger die Tiere in den nächsten Wochen mithilfe von Frettchen und Netzen einfangen. Das schreit nach Lokalreportage – und zwar eine am Limit: „Das Areal ist massiv unterhöhlt, was die Verkehrssicherheit der Trampelpfade entlang der Böschung gefährdet“, schreibt der Bezirk. „Selbst eine Baumkontrolle ist nur noch erschwert möglich, da man bei jedem Schritt einzubrechen droht.“ | |||
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Wie sieht das neue Parlament eigentlich aus? Wir werfen einen Blick in den Bericht der Landeswahlleitung: Rund 39 Prozent der Abgeordneten sind weiblich – vorher waren es nur 35 Prozent. Das Durchschnittsalter ist um zwei Jahre auf circa 47 gestiegen. Die jüngste Abgeordnete bleibt Klara Schedlich (Grüne, Jg. 2000), der älteste Kurt Wansner (CDU, Jg. 1947). Häufigste Berufsbezeichnung der frisch 159 Gewählten: Mitglied des AGH, natürlich – 60 Mal. Es folgen 16 Jurist:innen, acht Wissenschaftler:innen und sieben Kaufleute. Und sonst so? Ein Personaltrainer, ein Bestatter, ein Datenschützer, eine Schulleiterin, ein Mathematiker. Nicht ins Parlament geschafft haben es übrigens ein „Head of Operations“, ein Bauhelfer, eine Homöopathin und eine Dragqueen. Aber: Nach der Wahl ist vor der Wahl. | |||
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Wer noch mehr Analysen will: Auf einer neuen Karte aus unserem Innolab können Sie die Wahlergebnisse anhand von Kiezen und Demografie akribisch vergleichen. Wie wählen Stimmbezirke, in denen besonders viele ältere oder arbeitslose Menschen wohnen? Wie wirkt sich die Wahlbeteiligung auf den Erfolg welcher Parteien aus? Hier entlang. | |||
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Grüße an den jungen Mann im Bus, der neulich drei Stationen hintereinander von der Tür weggekegelt wurde! Was hat es eigentlich mit den Bustüren auf sich, die sich nach innen öffnen und jeden, der ihnen im Weg steht, rabiat eine reindrücken? Seit einigen Wochen ist dieser Bustyp auf der Nord-Süd-Achse unterwegs, besonders auf der Linie M48. Gefahr durch neue Aggro-Türen? Nö, sagt die BVG: Bei dem Bustyp mit Innenschwenktür handele es sich „um Gelenkbusse der älteren Generation. Auch wenn er noch gut aussieht, ist der Bus mit der Nummer 4479 schon fast neun Jahre im Dienst.“ Bald würde das Modell ausrangiert: „Türen, die nach innen aufgehen, werden in den BVG-Bussen in den kommenden Jahren nicht mehr zu finden sein.“ Beschwerden über die Schläger-Türen habe es in den letzten drei Jahren aber keine gegeben, sagt die BVG dem Checkpoint. Sind wohl alle ausgeknockt. | |||
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