Liebe Frau Do, fiebrige Immobilienpreise, explodierende Heizkosten, steigende Mieten – kaum ein Thema beschäftigt Menschen im Moment so sehr wie die Frage, wer sich welche Wohnform noch leisten kann. Was sich für Mieter zu Jahresbeginn ändert, hat Georg Winters aus dem Wirtschaftsressort zusammengetragen. Dass Immobilien ein Gesprächsthema mit Erregungspotenzial sind, ist natürlich kein Wunder, weil leben nicht die Steigerungsform von wohnen ist, wie der Werbeslogan eines schwedischen Möbelgiganten suggeriert. Wohnen prägt leben – und zwar egal, ob man ins alternative Projekt zieht, ins Reihenhäuschen oder in eine Sozialwohnung. Je weniger Menschen die ökonomische Freiheit besitzen, sich das auszusuchen, desto größer wird die soziale Sprengkraft in dieser Existenzfrage. Und selbst ehrgeizige Bauprogramme der Regierung sind eine zu dünne Antwort. Die Immobilienfrage ist zutiefst mit dem Sicherheitsbedürfnis von Menschen verknüpft, mit dem Haben und dem Sein. Die Auseinandersetzungen darum haben wohl gerade erst begonnen. Heute wichtig: Neuer Höchststand: Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland hat einen neuen Tageshöchstwert erreicht. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden am Mittwochmorgen mit 80.430 an. Der bisherige Rekord waren 65.371 Neuinfektionen am 18. November. Die bundesweite Inzidenz steigt auf 407,5. In unserem Corona-Newsblog erfahren Sie mehr. Neue Corona-Regeln: Ab morgen greift in NRW die neue Corona-Schutzverordnung. In der Gastronomie gilt dann 2G-plus, Menschen mit Booster-Impfung müssen aber keinen Test vorlegen. Auch beim Freizeitsport gibt es für dreifach Geimpfte eine Erleichterung. Alle Regeln und Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie hier. Impfpflicht-Debatte: Die Ampel-Koalition kommt beim Thema Impfpflicht nicht so recht voran. Jetzt sendet auch die größte Oppositionsfraktion irritierende Signale. Erst hieß es, die Union werde dem Bundestag einen eigenen Antrag vorlegen, dann kassierte die Fraktionsführung den Plan wieder ein. Unsere Berliner Kollegen berichten. Tennis-Star: Mit einer langen Stellungnahme via Instagram hat sich Novak Djokovic erstmals selbst seit seinen Einreiseproblemen nach Australien öffentlich geäußert, dabei aber für weitere Widersprüche gesorgt. Noch ist Djokovic in Australien, eine Entscheidung des Einwanderungsministers steht weiterhin aus. Meinung am Morgen: Flut: Während der Hochwasser-Katastrophe im vergangenen Sommer brach in Erftstadt-Blessem die Kiesgrube ein. Nun ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft gegen den Betreiber des Tagebaus und weitere Beteiligte. Mit den staatsanwaltschaftlichen Durchsuchungen rücke die juristische Aufarbeitung der Flutkatastrophe in den öffentlichen Fokus, schreibt Christian Schwerdtfeger in seinem Kommentar. Das könne nicht nur dazu beitragen, solche Katastrophen im Zukunft zu verhindern. Womöglich könne es den Betroffenen auch helfen, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Klima: Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) hat seine Pläne vorgelegt – und eine Bilanz der bisherigen Klimapolitik in Deutschland vorweggeschickt. Dieses Bilanzieren komme bei der neuen Regierung in Mode, schreibt Jan Drebes in seinem Kommentar. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SDP) habe ja kürzlich Impfstoff-Inventur gehalten. Habeck könne durch die Bilanz dokumentieren, was die Vorgängerregierung versäumt habe, und sich selbst als Macher inszenieren. Doch sein Risiko zu scheitern sei groß. Denn Habeck müsse den Spagat schaffen zwischen sozialem Ausgleich für rapide steigende Energiepreise und dem ambitionierten Bau von Windrädern und Solarmodulen. Biopiraterie: Forscher in der Biomedizin brauchen menschliche Zellen, um ihre Arbeit tun zu können. Doch die Entnahme und Vermarktung dieser Zellen sind bisher viel zu wenig geregelt. Ein Abkommen soll Missbrauch verhindern, doch etwa die USA sind bisher nicht beigetreten. Dabei sei es auch aus ethischen Gründen geboten, dieser Art von Biopiraterie zu begegnen, schreibt unsere Kolumnistin, Gabriele Pradel, Professorin für Infektionsbiologie an der RWTH Aachen. So gesehen: Die Stadt Braunschweig möchte ein Zeichen für Toleranz setzen und hat dazu homosexuelle Ampelpärchen eingeführt. In der Nähe des Schlosses wurden acht grüne Ampelmännchen durch je vier weibliche und vier männliche Paare mit kleinem Herzchen ersetzt. Nun kann man das für eine gute Idee halten, weil nur wenig Flächen so viel Aufmerksamkeit bekommen wie Ampellichter. Und natürlich haben sich Appelle in Sachen Toleranz längst nicht erübrigt. Allerdings haben Ampeln ja schon eine Funktion: Sie sollen zum Gehen oder Stehenbleiben animieren. Vielleicht sollte man es dabei belassen. Die Leute begegnen ja ohnehin schon so vielen Botschaften und Aufrufen in Wort und Bild, da kann es ein legitimes Bedürfnis sein, einfach mal sinnfrei auf eine Ampel zu stieren. Und auf Grün zu warten. Auf ein schlichtes Aufbruchssignal. Kommen Sie gut in den Tag! Herzlich, Ihre Dorothee Krings Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |