Guten Tach auch – aus Riesenbeck,
Silber für Deutschland, Gold für die Briten und Bronze für die Dänen, die doch weiter von der Silbermedaille entfernt waren als zuvor gemutmaßt. Tja und dann war da noch – Achtung, bitte jetzt etwas dramatische Musik vorstellen, zumindest mit der Tageszeitung rascheln oder diesen Link hier benutzen – DAS DUELL! Sie können das zu der Musik ja mal langsam und betont sagen. „Das [kleine Kunstpause] Duell“. Ein Duell, das im Vorfeld so viele Namen hatte (Dalera vs. Glamourdale, Olympiasiegerin vs. Weltmeister, Jessi gegen Lottie, alt gegen jung …). Meiner Meinung nach das Duell zwischen „klassisch durchlässig“ und „spektakulär“. Hat da jemand „Richtig gegen Falsch“ gesagt? Nein, so weit wollen wir nicht gehen. Es ist auch müßig, dieses Duell weiterhin hochzuhalten, denn es wurde heute entschieden (Wer mag, hier mein Text von gestern Nachmittag dazu). Und es wurde klar: Donnerstagfazit: Dalera duellieren darf demnächst die Dujardin. Charlotte Dujardins Imhotep, „Pete“ – der Fuchs, der beim Anreiten zwei Menschen ins Krankenhaus gebockt hat – ist hier durchgestartet. Noch nicht alles war ideal, aber vieles so, dass man eine Idee hat, warum die Reiterin auf die Frage, was sie sich denn von Olympia 2024 in Paris erhoffe, einsilbig antwortet: „Gold!“ Damit ist ja auch alles gesagt.
Es war eine launige Pressekonferenz, nicht zuletzt, weil Carl Hester der Wortführer des siegenden britischen Teams war. Darauf angesprochen, warum Imhotep, der ihm gehört, Tag und Nacht – „Überflutungen ausgenommen“, wie Charlotte Dujardin schnell noch einwarf – draußen steht: „Das hält die Lebenshaltungskosten gering.“
Stichwort Gold. Der vierte Brite im Team GB, Gareth Hughes, ließ alle einmal schlucken. Gerade noch hatte Carl Hester seine Späße gemacht. „Natürlich sind sie draußen. Ich komme von einer Insel, da gibt es keine Ställe. Geschweige denn Sättel oder Tresen“. Dann kam die Frage an Gareth, was ihm die Goldmedaille, seine erste, bedeute. Der Familienvater mit der überschaubaren Haarpracht lobte seine Mannschaftskameraden. Lottie für ihre „mind-boggling“ (was mit umwerfend nicht annähernd gut übersetzt ist) Karriere, Charlotte als die seine Meinung nach beste Prüfungsreiterin der Welt. Und Carl, seit 20 Jahren sein Trainer, der, nun ja, wenn er sich auf ein Pferd setzt – Pause – „the Master“. (wer mag kann an dieser Stelle nochmal die Musik im dem Link von oben etwas hochziehen). Und mittenmang dabei, er, Gareth Hughes: „Was für eine Ehre“, presste er gerade noch so heraus, dann versagte ihm die Sprache. Sage niemand, eine Europameisterschaft sei weniger Wert als eine WM.
Das Richten war heute über weite Teile nachvollziehbar. Aber dennoch: Gäbe es einen Buzzer (diese Hupe bei Quizsendungen), dann wäre möglicherweise die Polizei von Riesenbeck wegen Ruhestörung angerückt. Gerade am Nachmittag, denn da wurde, wohl aufgrund der Tatsache, dass zumeist die besten Reiterinnen und Reiter den Schlusspunkt in ihrer Mannschaft bilden, gerne mal ein bisschen großzügiger mit den Noten umgegangen. Hier mal 0,5 mehr und da. Das summiert sich. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich habe kein Problem mit Zehnen, aber mit Siebenkommafünfen, die bei einem Reiter ohne Big Name ’ne 6,0 wäre.
Klaus Werndl traf ich dort, wo selbst der Kaiser – oder in diesem Falle der Vater der Reiterin der Queen – mal die Hosen runterlässt. Er trug ein grünleuchtendes Polohemd. Klaus stutzte. „Ganz ehrlich, ich hatte einen Stapel mit und habe bewusst zum Grün gegriffen.“ Genau, grün ist die Hoffnung. Ich habe erstens auch ein grünes Polohemd in meiner Reisetasche, dass ich mir aber bis Sonntag, Kür, aufbewahren möchte. So bleibt mir heute im grauen T-Shirt nur die Hoffnung, dass Vater Werndl noch mehrere grüne Polohemden dabeihat. Oder ordentlich Deo!
Wer heute kommt: Früher Erscheinen lohnt sich – als erstes Pferd geht um 10.15 Uhr James Bond de Massa, eine Mischung aus Lusitano-Mutter und niederländischem Vater. Der Franzose Arnaud Serre reitet den Braunen, der erst neun Jahre alt ist. Ich muss sagen: One to watch! Wie das auf Französisch heißt, weiß ich nicht, muss ich mal meinen Sitznachbarn im Pressezentrum fragen, Timothée, ein Mastermind, multilingual, und hippo-genial (ebenso one to watch). Auch die Cadre Noir Reiterin Pauline Basquin macht Spaß anzuschauen (11.15 Uhr, wer sich es notieren möchte).