Ausgabe vom 05.04.2024
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Extreme Kursausschläge zeigen: die Anleger sind hin- und hergerissen

Extreme Kursausschläge zeigen: die Anleger sind hin- und hergerissen
von Sven Weisenhaus

Die Börsen sind derzeit unberechenbar. Natürlich, exakt vorhersehbar sind Kursbewegungen so gut wie nie. Insofern ist die Börse fast immer unberechenbar. Aber aktuell macht sie es Anlegern besonders schwer. Denn es ist kaum erkennbar, was sich die Börsen eigentlich wünschen, da sie sehr unterschiedlich auf gleichartige Ereignisse reagieren.

Die Fed rudert zurück – na und?

Zinssenkungen stehen derzeit sicherlich ganz oben auf der Wunschliste der Anleger. Jüngst gab es allerdings relativ viele Signale in Richtung späterer und weniger Zinssenkungen. Doch die Anleger haben sich davon kaum beeindrucken lassen. 
Selbst als Raphael Bostic, Chef der regionalen Notenbank von Atlanta, am Mittwoch in einem Interview sagte, dass er angesichts der zähen Inflation die Zinswende erst im 4. Quartal mit nur einer Zinssenkung bis Jahresende erwartet, ließ dies die Anleger kalt. Und mit Blick auf die Kursentwicklung der vergangenen Wochen war dies die erwartbare (Kurs-)Reaktion.

Die Fed rudert zurück – oh Gott!

Umso mehr erstaunt es, dass die Aktienmärkte gestern Abend (MESZ) in recht drastischer Weise auf Tauchstation gegangen sind, nachdem der Präsident der Minneapolis Fed, Neel Kashkari, sagte, er habe bei der Sitzung der US-Notenbank im März zwei Zinssenkungen in diesem Jahr in Aussicht gestellt, sollte die Inflation aber anhalten, könne es auch gar keine Senkung in diesem Jahr geben.
Zuvor meinte der Präsident der Richmond Fed, Thomas Barkin, er halte es für sehr klug, „dass sich die Fed Zeit lässt“. Niemand wolle, dass die Inflation wieder steigt. Und angesichts eines starken Arbeitsmarktes habe die Fed „Zeit, bis sich die Wolken über der Inflation lichten“, bevor sie mit Zinssenkungen beginne.

Starker US-Arbeitsmarkt – und jetzt?

Apropos starker Arbeitsmarkt: Die monatliche US-Arbeitsmarktbericht fiel heute deutlich besser aus als erwartet. Die Zahl der neugeschaffenen Stellen lag im März bei 303.000. Im Durchschnitt hatten Experten mit 212.000 gerechnet, nach 270.000 im Vormonat.

Statt einer Abkühlung am Arbeitsmarkt lässt sich derzeit ein Aufwärtstrend erkennen. Die Arbeitslosenquote ist vor diesem Hintergrund überraschend auf 3,8 % zurückgegangen (Prognose: 3,9 %).

Damit dürfte eine Zinssenkung im Juni wieder unwahrscheinlicher geworden sein und die jüngsten Wortmeldungen der Fed-Mitglieder mehr Gewicht erhalten. In einer ersten Reaktion gaben die Kurse am Aktienmarkt daher auch wieder nach – eine plausible Marktreaktion. Sie drehten dann aber ins Plus, bevor sie sich auf dem Niveau einpendelten, auf dem sie vor dem Arbeitsmarktbericht seitwärts bzw. moderat aufwärts tendierten. Und im weiteren Verlauf ging es immer deutlicher nach oben.

Der Wunsch nach Zinssenkungen UND einer starken Wirtschaft

Was soll man davon halten? Nun, letztlich scheint es so, als seien die Anleger hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch nach Zinssenkungen und dem gleichzeitigen Wunsch nach positiven Wirtschaftsdaten, weil eine geringe Arbeitslosigkeit und eine starke Wirtschaft letztlich zu höheren Unternehmensgewinnen führen und diese am Ende entscheidend für die Aktienkurse sind.

Doch beides zugleich ist kaum zu haben. Denn eine geringe Arbeitslosigkeit und eine starke Wirtschaft gehen meist mit Inflationsrisiken einher. Und in einem solchen Umfeld kann die Fed kaum den Leitzins senken, weil sie damit riskiert, ihn im Falle einer anziehenden Inflation schnell wieder anheben zu müssen.

Daher dürften die Anleger noch eine Weile hin- und hergerissen bleiben. Und das wird wahrscheinlich zu weiteren unberechenbaren Kursausschlägen führen. Bullishe und bearishe Signale könnten sich daher schnell abwechseln. Und aus einem solchen Markt sollte man sich möglichst heraushalten.

Gewinnmitnahmen

Ich habe daher bereits Konsequenzen gezogen und bei meinen Börsenbriefen Positionen geschlossen. Aus dem Depot des „Börse-Intern Premium“ habe ich alleine in dieser und der vergangenen Woche 6 Trades beendet (siehe folgende Tabelle).

Bei Gerresheimer, KION, TUI und Hornbach habe ich Gewinne mitgenommen, damit diese nicht mehr verloren gehen, sollte es zu einer längst überfälligen Korrektur am Gesamtmarkt komen. Und New Work, Kloeckner und Evonik (teils per Stop-Loss) habe ich verkauft, um Verluste zu verhindern, falls mit den jüngsten Kurseinbrüchen eine größere Korrektur begonnen hat und in deren Rahmen alles mit nach unten gezogen wird.

DAX rutscht mit hoher Dynamik unter die Rechteckgrenze

Diese Gefahr besteht, weil zum Beispiel der DAX nun doch unter die Rechteckgrenze bei 18.270 Punkten gefallen ist. Vor allem die hohe Abwärtsdynamik ist dabei kritisch zu werten.

Zumal der deutsche Leitindex mit einem Rückgang um 2,58 % vom Hoch bereits den größten Kursverlust seit der ABCDE-Korrektur vom Jahreswechsel hinnehmen musste. Dies spricht dafür, dass nun zumindest erneut eine solche Konsolidierung bevorsteht, auch weil die Bullen einen kräftigen Schuss vor den Bug bekommen haben, wie ich den Lesern des „Target-Trend-Spezial“ heute bereits schrieb. „Und einige Anleger dürften daher nun Zweifel an der Stabilität der Kurse auf dem erreichten Niveau haben. Es könnten daher weitere Gewinnmitnahmen folgen“, hieß es dazu.

Dow Jones rutscht auf das Niveau vom 31. Januar zurück

Dies gilt vor allem auch mit Blick auf den Dow Jones, der durch die jüngsten Kursverluste am stärksten angeschlagen wirkt. Denn mit einem Minus von (nur) 3,33 % vom Hoch ist er bereits auf das Niveau vom 31. Januar zurückgefallen (siehe roter Pfeil im folgenden Chart). Die Kursgewinne von 2 vollen Monaten wurden also binnen nur 4 Handelstagen vollständig ausradiert.

Zugleich war dies der größte Kursrückgang seit Ende Oktober, also seit mehr als 5 Monaten. Es würde mich schon sehr wundern, wenn das nicht zumindest einige Bullen verscheucht hat, die sich nun vorerst nicht mehr zurück in den Markt wagen, bis sich die Lage etwas beruhigt hat.

Gewinne mit Short-Positionen

Jedenfalls konnten wir beim „Target-Trend-CFD“ die aktuellen Kursrücksetzer gewinnbringend nutzen. Am Dienstag habe ich zwei Short-Positionen auf den Dow Jones und gestern eine auf den Nasdaq 100 mit Gewinn beendet.

Insgesamt wurden dadurch 721,58 € ins Portemonnaie gespült. Bei einem Kapitaleinsatz von ca. 4.430 € errechnet sich eine Rendite von mehr als 16 % binnen nur etwas mehr als 2 Wochen.

Jetzt hoffe ich sehr, dass sich die Gegenbewegung der Aktienindizes deutlich ausdehnt. Denn ich habe noch weitere Short-Positionen auf den Dow Jones, den Nasdaq 100 und den Euro STOXX 50 im Markt. Und damit auch diese jeweils einen Gewinn abwerfen, braucht es eine größere Korrektur, weil diese teils tief im Minus liegen.

Ich bin daher sehr gespannt, ob der Markt die heutige Kurserholung ins Wochenende retten kann oder es am Abend erneut zu herben Kursverlusten kommt.


Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr 
Sven Weisenhaus 
www.stockstreet.de




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