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Schnäppchenjagd auf Betongold!

Lieber Geldanleger,

 

dem Bauboom im deutsch-sprachigen Raum folgte in den letzten Jahren der Boom bei Immobilien-Aktien. Kein Wunder: „Betongold“-Werte sind nicht nur einfach gestiegen – wie viele andere Aktien auch. Sie sind zusätzlich mit einer hohen KONSTANZ gestiegen. Das ist für uns als Anleger hochattraktiv.

Denn: Steigende Kurse bei geringen Rückschlägen ermöglicht risikooptimiertes Anlegen. Nun hat es viele Aktien aber im Zuge der Corona-Krise doch erwischt. Wo jetzt der Einstieg lohnt.

In der BWL gibt es eigens eine Kennzahl, die Überrendite (gegenüber dem risikofreien Zinssatz) ins Verhältnis zur Volatilität einer Anlage setzt: die Sharpe Ratio. Sie bemisst also die Überrendite pro Einheit des übernommenen Risikos.

Ein kurzes Beispiel zur Verdeutlichung:

Der risikofreie Zins sei 3%.
Die erzielte Rendite der Anlage A sei 4%, ihre Volatilität 1%.
Anlage B erzielte 5% mit einer Volatilität von 2%.
Die Sharpe-Ratio für beide Fälle ist 1.

Am Ende gilt: Je höher die Sharpe-Ratio umso höher die risikoadjustierte Rendite.

Viele Anleger beschäftigen sich zwar nicht mit diesem theoretischen Hintergrund (brauchen sie auch nicht unbedingt zu tun), aber sie spüren instinktiv, dass eine Anlage mit hoher Sharpe-Ratio attraktiv ist – auch weil sie die Nerven schont.

(Es gibt übrigens eine Einschränkung bzw. Ausnahme von dieser Regel. Du als Geldanlage-Report-Leser kennst sie aus vielen älteren Artikeln: Aktien, bei denen der Kurs manipuliert wird. Das sind häufig obskure Titel aus In-Branchen, die quasi aus dem Nichts auftauchen, häufig mit Stammsitz in Kanada, und von kostenlosen Publikationen in den höchsten Tönen angepriesen werden. Je nach „Pusher-Schema“ werden diese Aktien (bei denen die Initiatoren den Freefloat quasi komplett unter Kontrolle haben) kontrolliert Tag für Tag nach oben getrieben, oft in der gleichen prozentualen Größenordnung. Diese Aktien haben dann für die Zeit des Pushs eine extrem hohe Sharpe-Ratio, fallen dann aber gerne mal auf einen Schlag um 50 bis 90(!) nach unten, wenn die Initiatoren des Pushs Kasse machen, also den Markt für diese Aktie mit ihren eigenen Stücken fluten. Vor solchen Titeln musst Du Dich unbedingt in Acht nehmen!).

Einbruch mit Verzögerung

Aber zurück zu den Immobilien-Aktien: Der Kursverlauf vieler Papiere während der Corona-Krise war hier sehr interessant. Hier zum Beispiel der 3-Monats-Chart der DIC Asset (zum Unternehmen komme ich gleich) im Verhältnis zum DAX:

DIC Asset AG (ISIN: DE000A1X3XX4)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 20e/21e/22e
Kurs
A1X3XX / DIC
749 Mio. EUR
10 / 10 / 8
9,47 EUR


Du erkennst an den lila Einkreisungen: Während der DAX bereits in den letzten Februar-Handelstagen geschwächelt hat, haben ganz, ganz viele Immobilien-Aktien – nicht nur DIC Asset – weiter eine hohe relative Stärke gezeigt. Das meinte ich oben mit der geringen Schwankungsbreite. Es besteht eine hohe Resilienz gegen negative externe Einflüsse.

Als es dann im DAX aber weiter steil abwärts ging, brach diese hohe relative Stärke vieler Immobilien-Aktien plötzlich in sich zusammen. Innerhalb von weniger als zwei Handelswochen hat sich dann der Kurs von DIC mehr als halbiert – und war damit unter dem Strich seit den Hochs noch deutlich stärker gefallen als der DAX (zuletzt gab es wieder eine deutliche Erholung).

Wie ist das möglich?

1. hat das psychologische Ursachen. Wenn wir am Markt Panik erleben und der DAX fünf, sechs Prozent oder sogar teilweise prozentual zweistellig verliert – wie es ja in den letzten Wochen der Fall war – dann wird alles liquidiert, was noch irgendwie zu Geld zu machen ist. Teilweise gibt es auch Zwangsliquidationen, wenn Anleger auf Kredit spekuliert hatten. Dann werden die Aktien verkauft, die sich noch relativ gut gehalten haben. Insbesondere bei relativ kleinen Werten, wo die Markttiefe nicht so hoch ist (also wo z.B. nicht sofort institutionelle Anleger als Käufer einspringen bzw. nicht einspringen können, weil die Aktie zu markteng ist), kann es dann kurzfristig zu extremen Kursverlusten kommen. Auf solche Aktien sind dann häufig private Trader spezialisiert, die hier auf Schnäppchenjagd gehen.

2. hat sich aber im Verlauf der Corona-Krise die Situation zwischenzeitlich so zugespitzt, dass – ausgehend von den USA – die Kreditmärkte zusammenzubrechen drohten. Und an diesem Punkt geraten dann natürlich auf einmal auch Immobilien-Aktien ins Blickfeld, denn reibungslos funktionierende Kreditmärkte sind ja quasi ein Grundpfeiler des Geschäftsmodells für diese Unternehmen. Quasi alle börsennotierten Immobilien-Aktien arbeiten mit mehr oder weniger hohem Fremdkapitaleinsatz und sind deshalb auf entsprechende Refinanzierungsmöglichkeiten angewiesen. Drohen diese wegzufallen wird das gesamte Geschäftsmodell in Frage gestellt.

Bevor wir nun also auf Schnäppchenjagd gehen, sollte uns klar sein, dass es eine absolute Sicherheit auch bei eigentlich soliden, börsennotierten Immobilien-Aktien nicht geben kann. Wenn systemische Gefahren auftauchen – also ein kompletter Zusammenbruch des Finanzsystems im Raum steht – dann gehen auch solide Immobilienpapiere in die Knie. Das muss uns klar sein.

Wenn man dieses absolute Worst Case-Szenario – wo es dann letztlich für uns als Anleger ohnehin keine wirkliche Rettung bzw. keinen gangbaren Ausweg mehr gäbe – aber mal außen vor lässt, dann wird es spannend: Denn es gibt gewaltige Unterschiede beim Chance-Risiko-Profil der einzelnen börsennotierten deutschen bzw. in Deutschland notierten Immobilienunternehmen (einige haben ja aus steuerlichen Gründen Luxemburg als offiziellen Unternehmenssitz, werden aber an deutschen Börsen gehandelt).

Wohn-Immobilien vs. Gewerbe-Immobilien

Grundsätzlich sind Immobilien-Aktien mit dem Schwerpunkt auf „Wohnimmobilien“ weniger betroffen. Klar: Die Nachfrage nach Wohnungen sinkt ja zunächst nicht. Jeder zieht sich in der Krise ins Eigenheim zurück – aktuell ja sogar zwangsweise. Der Staat hat für säumige Mieter Unterstützung angekündigt, so dass keiner seine Wohnung verliert. Und die Vermieter haben auch kein Interesse in dieser Marktphase ihre Mieter vor die Tür zu setzen.

Natürlich gibt es trotzdem gewisse Preiseffekte. Wohnungen verlieren in Wirtschaftskrisen an Wert. Das spiegelt sich auch in den Kursen der Aktien wider. Hier als Beispiel der Chart von Vonovia (WKN: A1ML7J | Kürzel: VNA), dem aktuell nach Marktkapitalisierung größten deutschen Immobilien-Unternehmen. Vonovia ist ein DAX-Wert, der auf Wohn-Immobilien spezialisiert ist.

Die Aktie hat vom 52-Wochen-Hoch aktuell (Stand 27.03.) rund 22 Prozent verloren. Im Tief waren es kurz sogar mal 32 Prozent. Aber insgesamt schlägt sich die Aktie relativ gut und hat momentan zumindest die Korrekturtiefs aus dem Juni und September wieder erreicht:

Vonovia (ISIN: DE000A1ML7J1)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 20e/21e/22e
Kurs
A1ML7J / VNA
23 Mrd. EUR
9 / 11 / 13
42,94 EUR


Vonovia dürfte die Krise ziemlich unbeschadet überstehen, bietet aber eben auch – auf Sicht von ein bis zwei Jahren – keine übermäßig attraktive Kurschance mehr. Die Aktie ist ein klassisches Basis-Investment.

Geheim-Tipp: DeFaMa

Stärker betroffen ist die „andere Gruppe“, also Aktien von Unternehmen, die stärker in Gewerbe-Immobilien investieren. Hier ist es im Prinzip so, dass sich die Trends, die ohnehin da sind, durch die Krise jetzt verschärfen. Das heißt, wenig Probleme haben Firmen, die z.B. vor allem Lebensmittel-Discounter als Mieter haben.

DeFaMa (A13SUL | DEF) z.B. ist ein sehr solides und von Matthias Schrade (einem ehemaligen Kollegen von mir, den ich sehr schätze) hervorragend gemanagtes Unternehmen in diesem Segment:

DeFaMa Deutsche Fachmarkt AG (ISIN: DE000A13SUL5)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 20e/21e/22e
Kurs
A13SUL / DEF
59 Mio. EUR
28 / 11 / 10
13,35 EUR


Ihr seht auch hier den Effekt wie bei DIC Asset oben: Die Aktie hat sich sehr lange, sehr gut gehalten, ist dann aber im Zuge der Verschärfung der Krise doch noch unter Druck geraden. Der Kursabschlag vom Hoch hält sich mit momentan 24% aber noch sehr in Grenzen. DeFaMa ist meiner Ansicht nach „solider Geheimtipp“ mit aktuell sehr attraktiver Bewertung und klar kaufenswert.

Verschärfen tun sich die Probleme bei den Firmen, bei denen ohnehin schon klare Abwärtstrends erkennbar waren, also z.B. bei der Deutschen Euroshop (748020 | DEQ). Die sind auf Shopping-Center spezialisiert, wo die Leerstandsraten seit Jahren steigen, weil immer mehr Konsumenten E-Commerce vorziehen. Die Aktie befand sich schon vor der Corona-Krise seit rund fünf Jahren im Abwärtstrend und hat sich nun in der Krise innerhalb eines Monats nochmal halbiert:

Deutsche EuroShop AG (ISIN: DE0007480204)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 20e/21e/22e
Kurs
748020 / DEQ
703 Mio. EUR
7 / 6 / 6
11,38 EUR


Die Aktie könnte bei einer Entspannung der Krise kurzfristig auch kräftig steigen, aber ich rate dennoch von einem Investment ab, weil sich der übergelagerte negative Trend aus meiner Sicht nicht verändern wird.

Apropos übergelagerte Trends: Gegen die kämpft auch die Aareal Bank (540811 | ARL), einer der größten deutschen Immobilien-Finanzierer. Im Wesentlichen sind hier 3 Mega-Trends auszumachen:

 


 

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Trend 1: Airbnb statt Hotel!

Vermittlungs-Plattformen wie Airbnb machen Hotels zunehmend Konkurrenz: Günstigere Preise und ein authentischeres Urlaubserlebnis sind starke Argumente für den Newcomer.

Das macht Hotel-Immobilien unattraktiver und entsprechend werden in diesem Bereich tendenziell auch die Investitionen zurückgefahren. Weniger Investitionen bedeuten, dass weniger Kredite benötigt werden, was wiederum zu weniger Zinseinnahmen für die Aareal Bank führt, für die die Hotelfinanzierung immerhin rund ein Fünftel der Umsätze ausmacht.

Trend 2: E-Commerce wird immer beliebter!

Der Kauf im Internet ist bequemer mit hoher Preistransparenz und oft zeitsparender. E-Commerce passt zu unserem modernen Lebensalltag.

Der Leidtragende ist der Einzelhandel. Einige börsennotierte Unternehmen aus dem Mode-Segment sind bereits insolvent (z.B. Gerry Weber), andere haben große Schwierigkeiten (z.B. Tom Tailor), aber auch im Elektronik-Einzelhandel (Ceconomy) und teilweise sogar im Großhandel (Metro) sieht es bitter aus. Die betreffenden Aktien, allesamt ohnehin Underperformer, haben nun in der Krise nochmals überproportional verloren.

Das zieht sich dann bis ins Immobilien-Segment durch. Mehr als 20 Prozent des Geschäfts machen bei der Aareal Bank Einzelhandels-Immobilien aus. Fast tragisch, dass dieser Bereich nun auch noch von der Corona-Krise besonders stark betroffen ist.

Trend 3: Heimarbeit wird immer beliebter!

«Home-Office» ist das Schlüsselwort schlechthin, wenn es um die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus im Berufsalltag geht. Überall wo es irgendwie geht wird auf Heimarbeit umgestellt. Das wird in diesem Ausmaß nicht dauerhaft so bleiben, aber es verstärkt einen ohnehin schon vorhandenen Trend weiter:

Einer Umfrage des Marktforschungs-Instituts Bitkom zufolge erwarten 43% aller befragten Unternehmen, dass der Anteil der Arbeitnehmer, die von zu Hause aus arbeiten, in den nächsten fünf bis zehn Jahren steigen wird.

Dafür gibt es eine ganze Palette von Gründen: Angefangen mit der zunehmenden Bedeutung der IT- und Dienstleistungs-Branche (auch Call-Center etc.), die geradezu prädestiniert für Heimarbeit sind über die Möglichkeit für die Unternehmen dadurch Kosten einzusparen bis hin zu den Vorteilen für die Arbeitnehmer selber (kein Pendeln zum Arbeitsplatz, Zeitersparnis, freiere Zeiteinteilung).

Büro-Immobilien stehen bei der Aareal Bank für 45 Prozent der Umsätze. Das heißt, die Frankfurter, die an sich bisher ein gutes und rentables Geschäftsmodell hatten, kämpfen also gleich an mehreren Fronten gegen ihnen zuwider laufende Trends.

Und Banken haben ja zusätzlich auch noch mit der aufstrebenden Fintech-Konkurrenz zu kämpfen, die die Digitalisierung des Bankwesens und damit auch die Digitalisierung der Kreditvergabe anstrebt, auch zunehmend im Immobilien-Bereich. Mit Hypoport und Co. gibt es hier ja exorbitante Erfolgsgeschichten am Markt.

Der Aareal Bank bläst quasi der Gegenwind mitten ins Gesicht. Hier der ernüchternde 5-Jahres-Chart:

Aareal Bank (ISIN: DE0005408116)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 20e/21e/22e
Kurs
540811 / ARL
937 Mio. USD
6 / 7 / 6
15,08 EUR


Hier gilt aus meiner Sicht das Gleiche wie bei der Deutschen EuroShop: Klar gibt es auch hier kurzfristig deutliches Erholungspotenzial, aber ich halte es nicht für eine gute Idee in die Aktie eines Unternehmens zu investieren, das voraussichtlich dauerhaft gezwungen ist, gegen den Strom zu schwimmen.

Andererseits ist es nun natürlich auch nicht so, dass künftig keine Büro-Immobilien mehr gebraucht werden würden. In vielen Branchen geht es gar nicht ohne Präsenz vor Ort (Supermärkte, Drogerien etc.), in anderen ist es zumindest sehr wichtig, dass sich einige Mitarbeiter vor Ort befinden. Zudem: Die ganze «Home-Office»-Thematik bringt auch Probleme mit sich, die angesichts des momentanen Corona-Notstands in den Hintergrund treten, die aber bald wieder umso deutlicher zum Vorschein kommen werden:

Das fängt an bei der Büroausstattung, die der Arbeitgeber ja trotzdem liefern muss und geht über die Einhaltung von Arbeitsplatzrichtlinien und Versicherungsfragen bis hin zur Datenschutz-Thematik und Industrie-Spionage. Nicht selten könnte hier das Unternehmen angesichts dieser Vielfalt an Thematiken und der typisch deutschen Neigung zur Regulierung zum Urteil kommen, dass es besser ist, seine «Schäfchen» vor Ort zu versammeln.

DIC Asset: Zu stark abgestrafte Qualitäts-Aktie!

Deshalb besteht aus meiner Sicht auch kein Grund auf Büro-Immobilien spezialisierte Unternehmen von vorneherein als Investments auszuschließen. Und damit wären wir wieder bei DIC Asset:

Die seit 2002 aktiven Frankfurter haben ihren Fokus auf deutschen Gewerbe-Immobilien und streben eine renditeorientierte Investitions-Politik an. Das heißt, es wird «nicht um jeden Preis gekauft». Eigene Immobilienmanagement-Teams in sechs Niederlassungen an regionalen Portfolio-Schwerpunkten betreuen dabei die Mieter direkt (zumindest theoretisch wird ein «partnerschaftliches Verhältnis zu den Mietern» angestrebt). Die DIC Asset AG ist seit Juni 2006 auch im SDAX notiert, dem kleinsten Index der DAX-Familie und ist zugleich im internationalen EPRA-Index für die bedeutendsten Immobilien-Unternehmen Europas vertreten.

Das Unternehmen hat also bereits eine gewisses Standing, ist aber noch sehr entwicklungsfähig – und entsprechend wachstumsorientiert. In 2020 sollen neue Objekte mit einem Volumen von rund 1,6 Mrd. bis 1,9 Mrd. Euro angekauft werden, davon rund 500 Mio. bis 600 Mio. Euro im Commercial Portfolio (wo DIC als Eigentümer agiert) und der Rest im Institutional Business, wo DIC der von Kunden mandatierte Immobilien-Manager ist.

Entsprechend die Ziele eine Steigerung der Bruttomieteinnahmen (> 100 Mio. Euro für 2020) und wachsende Erträge aus dem Immobilien-Management (ca. 95 Mio. Euro in 2020). Auch gezielte Verkäufe in einem Volumen von rund 400 Mio. Euro stehen auf der Agenda. Im Juni 2019 wurde die GEG German Estate Group AG erworben, die ihren Schwerpunkt im Bereich der Immobilien-Entwicklung hat. Dieses Segment könnte im Zuge der Corona-Krise stärker leiden.

Trotzdem ist das aus meiner Sicht kein ausreichender Grund dafür, dass die Aktie derart stark nach unten geprügelt worden ist. DIC Asset ist heute wesentlich weniger stark verschuldet als zum Zeitpunkt der Finanz- und Immobilienkrise und die hat man ja auch überlebt. Die Verschuldung wurde in den letzten Jahren sukzessive abgebaut.

Gleichzeitig ist der Net Asset Value, also das Nettovermögen, massiv gestiegen (DIC selber gab dieses Ende Januar mit 22,26 Euro an inkl. GEG) und dürfte selbst bei einem entsprechenden Sicherheitsabschlag durch die jüngsten Entwicklungen aktuell bei rund 18 bis 20 Euro je Aktie liegen. Damit beträgt der Abschlag beim aktuellen Kurs von 9,50 Euro satte 47 bis 53 Prozent.

Das ist aus meiner Sicht übertrieben zumal DIC ja eher in den Metropolregionen aktiv ist und dort in den besseren und teilweise sogar besten Lagen. Das Leerstandsrisiko sollte daher geringer sein als bei vielen Wettbewerbern.

Was aktuell auch vollkommen in den Hintergrund gedrängt wird: Im Zuge der Corona-Krise sinkt das reale Zinsniveau ja ebenfalls nochmals. Das kurbelt prinzipiell die Nachfrage nach Immobilien an und Immobilien-Firmen wie DIC können sich selbst noch günstiger refinanzieren. Umgekehrt gilt das was Lars im Video gesagt hat: Die Krise wird richtig teuer und die Immobilien-Besitzer werden für diese Krise auch bezahlen müssen. Die Besitzer sind «immobil», kommen nicht weg mit ihren Besitztümern. Das macht es attraktiv für den Staat ihnen in die Tasche zu greifen, sei es in Form einer Corona-Steuer oder höheren Grundsteuern.

Mein Fazit: Nach dem Kurssturz ist es reizvoll bei Immobilien-Aktien auf Schnäppchenjagd zu gehen. Zu beachten ist allerdings, dass die grundlegenden Trends im Immobilien-Sektor sich nicht verändern werden und letztlich die Verlierer von vor der Krise auch die künftigen Verlierer sein dürften und die Gewinner von vor der Krise auch danach wieder die Gewinner.

Meine Favoriten sind DIC Asset und DeFaMa. Deutsche EuroShop und die Aareal Bank sind maximal für kurzfristige Rebound-Spekulationen geeignet, sollten aber tendenziell eher gemieden werden. Vonovia ist das richtige Papier für defensive Anleger, die auf eine hohe Dividende und viel Sicherheit wertlegen.

P.S. Eine etwas ältere aber auch aufschlussreiche Analyse von mit zu CR Capital Real Estate ist hier abrufbar.


ExxonMobil: Öl-Riese im Sonder-Angebot!

Nach dem dramatischen Einbruch des Öl-Preis am 9. März 2020 um bis zu 30(!) Prozent ein, ist in der Öl-Branche nichts mehr wie vorher. Weil die Verhandlungen der OPEC u.a. mit Russland um eine weitere Kürzung der Fördermenge gescheitert sind, dürfte der Markt nun mit Öl regelrecht geflutet werden bei rückläufiger Nachfrage. Der Öl-Preis fiel fast ungebremst weiter bis auf zuletzt 22,50 US-Dollar je Barrel der US-Sorte WTI. Diese Preisniveaus werden meiner Ansicht nach aber nicht von Dauer sein. Zu dieser Thematik gibt es am Sonntag auch ein neues Video auf meinem YouTube-"Aktien Kanal".

Das Beste, was wir im Öl-Sektor kriegen können, ist die Aktie von ExxonMobil. Das Unternehmen hat ein unglaublich starkes Portfolio an Vermögensgegenständen und ist extrem breit aufgestellt. Abgesehen von Saudi Aramco gibt es keinen größeren Player in der Branche. Besonders stark ist ExxonMobil in dem Bereich, der in den USA als "Upstream" bezeichnet wird, also quasi die Förderung von Öl aus dem Boden inklusive der Speicherung. Hier hat der Öl-Riese sein Geschäft in drei Segmente aufgeteilt. Erstens die Assets im Permian Basin, die als unkonventionell bezeichnet werden, weil sie ölschieferbasiert sind. Zweitens die Assets im Tief-wasserbereich in Guyana und Brasilien und drittens die Flüssiggas-Vorkommen in Papua Neu-Guinea und Mozambique. Diese drei Bereiche werden in 2020 voraussichtlich für mehr als die Hälfte der Umsätze verantwortlich sein und liefern bei normalisierten Öl-Preisen zweistellige operative Renditen.

ExxonMobil hat dabei jede Menge Entwicklungsmöglichkeiten. Die bestätigten Ressourcen im Permian Basin liegen bei 10 Milliarden Barrels (1 Barrel = 159 Liter. Erst 20 Prozent dieser vorhandenen Ressourcen wurden bisher entwickelt. Ziel ist es die tägliche Produktion dort bis auf über eine Million Barrel pro Tag zu erhöhen. Von 2015 bis 2019 hat die Produktion von 50.000 auf 250.000 Barrel je Tag zugelegt. 2020 sollen es bereits 400.000 Barrel sein usw.

Selbst bei einem Verkaufspreis von nur 35 US-Dollar je Barrel verdient ExxonMobil hier prozentual zweistellige Renditen. Besonders interessant dabei: ExxonMobil schafft es die Kosten – u.a. für den Transport des Öls – immer weiter zu drücken und damit auch den Breakeven-Preis beim Öl, also dem Preis ab dem ExxonMobil Geld verdient.

Im Guyana-Basin zeichnet sich ExxonMobil momentan vor allem durch die hohe Trefferquote bei den Bohrungen aus. 16 von 18 bisher gebohrten Löchern waren hier Treffer. Fünf weitere aussichtsreiche Bohrungen sind für 2020 geplant, die potenziell Milliarden an weiteren Ressourcen hinzufügen könnten. Insgesamt will man die Produktion in Guyana bis 2025 auf mehr als 750.000 Barrel pro Tag erhöhen.

Die nächste Wachstumsregion, wo ExxonMobil erst jetzt so richtig starten wird, ist Brasilien. Hinzu kommt als Wachstumsmarkt der Flüssiggas-Bereich (LNG), wo man speziell in Mozambique aussichtsreiche Assets hat. Gemessen wird die Produktion hier in mta (= Millionen Tonnen pro Jahr). Die Projekte in Mozambique haben eine gigantische Produktion von 40 Mta. ExxonMobil gehört hier ein Anteil von 25 Prozent an den gesamten Vorkommen. Hinzu kommen mehr als 25 Mta in Papua-Neuguinea. Das alles ist nur das "Upstream"-Geschäft.

Hinzu kommen sehr bedeutende Assets im Bereich Öl-Raffinerien und die Chemie-Sparte (Produktion von u.a. Motoröl). Letztere weist auch eine hohe Resilienz hinsichtlich der Klima-Thematik auf. ExxonMobil ist eine wahre Cashflow-Maschine. In den kommenden fünf Jahren soll der freie Cashflow insgesamt bei ca. 150 Milliarden US-Dollar liegen (immer vorausgesetzt der Öl-Preis normalisiert sich wieder). Noch mehr, nämlich 180 bis 210 Milliarden US-Dollar, will man in diesem Zeitraum in das eigene Wachstum investieren.

Nach dem massiven Kursverfall steigt die Dividenden-Rendite auf über 8 Prozent und das 2021er-KGV fällt auf ca. 18 (auf Basis der neuen Schätzungen der Analysten), dürfte bei normalisiertem Öl-Preis im Bereich von 50 bis 70 US-Dollar je Barrel aber weit in den einstelligen Bereich fallen.

ExxonMobil Corp. (ISIN: US30231G1022)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 20e/21e/22e
Kurs
852549 / XOM
164 Mrd. USD
43 / 18 / 10
37,12 USD


Mein Fazit: Das beste und kapitalstärkste klassische Öl-Unternehmen. Klarer Langfristkauf für Schnäppchen- und Dividendenjäger.

Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert. Es können daher keine Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.


 

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Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen &
ein schönes Wochenende wünscht Dir

Dein
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

>> Die nächste Ausgabe erscheint am 4. April

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