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Bankenbrief

Wichtiges vom 24. Januar 2019

Das Thema

EZB hält unverändert Kurs

Europas Währungshüter halten das Geld weiterhin billig. Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent, wie der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) heute in Frankfurt entschied. Banken erhalten somit frisches Geld bei der Notenbank zum Nulltarif, müssen aber weiterhin 0,4 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Die Gewinne der Banken würden durch die Negativzinsen nicht wesentlich beeinträchtigt, erklärte EZB-Präsident Mario Draghi. Sparer müssen sich indes noch gedulden, einige Volkswirte rechnen angesichts zunehmender Risiken für die Konjunktur inzwischen damit, dass die Notenbank mit der ersten Zinserhöhung bis ins Jahr 2020 warten wird. Die Notenbank selbst teilte mit, dass "die EZB-Leitzinsen mindestens über den Sommer 2019 und in jedem Fall so lange wie erforderlich auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden, um eine fortgesetzte nachhaltige Annäherung der Inflation an ein Niveau von unter, aber nahe 2 Prozent auf mittlere Sicht sicherzustellen". Denn die Wachstumsrisiken seien "nach unten" gerichtet, sagte Draghi nach der Sitzung des Rats der Zentralbank. Die Unsicherheit über die künftige wirtschaftliche Entwicklung sei gestiegen. Auf der vorherigen Sitzung im Dezember hatte Draghi noch von ausgewogenen Risiken gesprochen. Dennoch betonte er, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in der Eurozone gering sei. Er warnte aber vor zusätzlichen Belastungen: "Die andauernden Unsicherheiten, insbesondere in Bezug auf geopolitische Faktoren und die Bedrohung durch den Protektionismus, lasten auf dem Wirtschaftsklima."

Die Meldungen

BMF: Sprechen als Commerzbank-Großaktionär auch mit anderen

Eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums (BMF) hat heute bekannt gewordene Gespräche des BMF mit der Commerzbank und Anteilseignern des Geldhauses als normale Kommunikation eines Großaktionärs bezeichnet. "In dem Zusammenhang finden naturgemäß auf verschiedenen Ebenen Gespräche in unterschiedlichen Formen zwischen dem BMF und der Commerzbank statt", sagte sie. Darüber hinaus pflegten Finanzminister Olaf Scholz und Staatssekretär Jörg Kukies im Rahmen der Aufgabenwahrnehmung Kontakte mit einer Vielzahl von Akteuren. Zuvor waren Gespräche von Scholz und Staatssekretär Kukies mit der Bank und dem US-Investor Cerberus bekannt geworden.


US-Demokraten wollen Verhältnis Trumps zu Deutscher Bank untersuchen

Die Geschäftsbeziehungen zwischen Donald Trump und der Deutschen Bank sollen untersucht werden. Das gaben die US-Demokraten im Repräsentantenhaus, Maxine Waters und Adam Schiff, in der Nacht zu heute bekannt. Waters ist Vorsitzende des Finanzausschusses, Schiff leitet das Geheimdienstkomitee. "Die Bank hat eine Anfrage der House Financial Services and Intelligence Committees erhalten", teilte ein Sprecher der Deutschen Bank heute mit. "Die Bank steht im konstruktiven Dialog mit diesen Komitees, um diese bei ihren Aufsichtsfunktionen bestmöglich zu unterstützen. Wir werden weiterhin bei allen offiziellen Untersuchungen die benötigten Informationen zur Verfügung stellen." Die Deutsche Bank galt zeitweise als Trumps Hausbank und hatte ihm vor seiner Präsidentschaft hohe Kredite gewährt.


EU-Parlament: Ohne Backstop kein Ja zum Brexit-Vertrag 

Die Brexit-Verantwortlichen des EU-Parlaments haben sich heute gegen neue Verhandlungen über den mit Großbritannien ausgehandelten Vertrag ausgesprochen. Zudem kündigten sie an, dass das Parlament keiner Einigung zustimmen werde, bei der auf die Notfallklausel zur Vermeidung von Grenzkontrollen zwischen Irland und Nordirland – den sogenannten Backstop – verzichtet wird. 


Targobank mit Eigenkapitalrendite von 40 Prozent

Die Targobank dürfte eine der renditestärksten Geldhäuser hierzulande sein. Das ergaben heute veröffentlichte Recherchen des Portals "Finanz-Szene". Demnach hat das Institut zwischen 2015 und 2017 im Schnitt eine Eigenkapitalrendite vor Steuern von rund 40 Prozent erzielt. 2017 waren es auf Basis eines Eigenkapitals von 1,441 Milliarden Euro und eines Vorsteuergewinns von 664 Millionen Euro sogar 46 Prozent. Als ein Grund dafür wurde genannt, dass sich die Bank fast zum Nulltarif refinanziere. So standen Zinserträge und Zinsaufwendungen in einem Verhältnis von 26:1.


Österreichische Bank holt Berenberg-Team

Die Hypo-Bank Burgenland will ihre Aktivitäten im Anleihebereich ausbauen und hat deshalb ein achtköpfiges Team von der Privatbank Berenberg in Wien abgeworben. Das gab das Geldhaus heute bekannt. Es handele sich um ein "eingespieltes" Team unter der Leitung von Robert Hengl, hieß es.


Eurozone: Wirtschaftsstimmung im Tief

Der Einkaufsmanagerindex im Euroraum ist im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Punkte auf 50,7 gefallen. Das ist der tiefste Stand seit Juli 2013, wie das Forschungsinstitut Markit heute mitteilte. Analysten hatten im Mittel mit einem Anstieg auf 51,4 Punkte gerechnet. "Aufgrund der erstmals seit über vier Jahren rückläufigen Nachfrage näherte sich die Eurozone im Januar der Stagnation weiter an", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson.


China: App zeigt verschuldete Personen im Umkreis an

Eine neue Erweiterung der App WeChat, dem chinesischen Gegenstück zu WhatsApp, zeigt Menschen im Umkreis von bis zu 500 Metern an, die verschuldet sind. Chinesen sollen dadurch angeregt werden, Menschen bei den Behörden zu melden, die als verschuldet gelten, aber nicht so wirken. Das wurde heute unter Berufung auf eine dem Staat gehörende Zeitung in China berichtet. 


Altersversorgung der Deutschen wichtigstes Thema

Icon Top NewsDie Deutschen beschäftigt vor allem die Frage, ob sie im Alter gut versorgt und betreut werden. Das sagten 57 Prozent der Bundesbürger in einer Studie der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen, auf die der Bankenverband in einem Blogbeitrag hinweist. Die Stiftung hatte 2.000 Bundesbürger im Alter von 14 Jahren an befragt. Mit 56 Prozent auf Platz zwei rangiert der Wunsch nach Frieden. Welche Fragen die Deutschen noch beschäftigen, lesen Sie hier:

Die Köpfe

Jordan verteidigt Geldpolitik der SNB

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird die Zinsen auf dem bisherigen Rekordtief halten und könnte sie bei Bedarf weiter absenken. Darauf hat heute SNB-Präsident Thomas Jordan in einem Interview hingewiesen. "Die momentane Geldpolitik ist die richtige und wir werden sie noch eine Weile fortsetzen", sagte er. Die größten Gefahren in diesem Jahre drohten durch politische Fehler. Dazu zählte Jordan den Handelskonflikt zwischen China und den USA sowie den Brexit.


Barnier: Briten müssen sich bewegen

Michel Barnier, Chefunterhändler der Europäischen Union (EU) für den Brexit, hat neue Gespräche mit Großbritannien nicht ausgeschlossen. Allerdings müssten sich die Briten bewegen, sagte er in einem heute gesendeten Interview. Die Briten hätten mehrere rote Linien gezogen und so Blockaden errichtet. Sie wollten keinen Binnenmarkt mit der EU mehr haben und den Europäischen Gerichtshof nicht anerkennen. Sie lehnten den freien Handels- und Personenverkehr ab und wollten unabhängig sein in der Handelspolitik. "Wenn sich da etwas auf britischer Seite bewegen sollte bei diesen roten Linien, ja, dann sind wir bereit darüber zu sprechen. Ich hoffe, dass dies geschieht und das ist auch möglich." 


Staley: Banken werden bei nächster Krise Puffer sein

Jes Staley, Chef der britischen Großbank Barclays, hält eine neue Finanzkrise für "mehr als wahrscheinlich". Das sagte er heute in einem Interview in Davos. "Dieses Mal gibt es aber die Chance, dass die Banken die Folgen abpuffern könnten und nicht der Auslöser" der Krise seien, betonte er. 


Wieland: Zinsen zurzeit bis zu 3 Prozent zu niedrig

Der Wirtschaftsweise Volker Wieland hat die Europäische Zentralbank (EZB) aufgefordert, sie solle die Transparenz ihrer Geldpolitik erhöhen. Das sagte er in einem heute veröffentlichten Interview. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung habe bereits 2018 angeregt, dass die EZB nach dem Vorbild der US-Notenbank Umfragen unter den Ratsmitgliedern vornehme. Dabei könnte man die Währungshüter einmal pro Quartal fragen, welchen Entwicklungspfad sie für Notenbankzins, Inflation, Wachstum und Arbeitslosigkeit für die Zukunft erwarten. Zudem kritisierte Wieland, dass die Leitzinsen im Euroraum – gemessen an der sogenannten Taylor-Regel – derzeit rund 2 bis 3 Prozent zu niedrig lägen.


Enders: Airbus könnte Großbritannien verlassen

Thomas Enders, Chef des Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus, hat Großbritannien bei einem No-Deal-EU-Austritt mit dem Ende der Airbus-Produktion in dem Land gedroht. "Wenn es einen Brexit ohne Abkommen gibt, müssen wir bei Airbus möglicherweise sehr schädliche Entscheidungen für Großbritannien treffen", sagte er heute in einer Videobotschaft. "Bitte hört nicht auf den Wahnsinn der Brexiteers, die behaupten, dass wir, weil wir hier riesige Fabriken haben, uns nicht bewegen werden und immer hier sein werden." Es gebe auf der Welt Länder, die gerne Tragflächen für Airbus bauen würden, betonte Enders. Die britische Luftfahrtindustrie stehe nun am Abgrund.

Der Tweet des Tages

Die Zukunft vorherzusehen, ist dem Menschen nicht gegeben. Wenn er es doch könnte, was wären dann die wichtigsten Fragen, auf die er eine Antwort haben wollte? Einige Erkenntnisse heute in unserem Blog go.bdb.de/Gi2mE

Am Vortag meistgeklickt

Studie: Amazon und Co. werden zu Bank-Konkurrenten

Fast jede dritte europäische Bank rechnet damit, dass Technologie-Unternehmen wie Google, Amazon oder Facebook in den kommenden drei Jahren zu ihren wichtigsten Wettbewerbern werden. Das ergab eine gestern veröffentlichte Studie des IT-Dienstleisters Cognizant, für die mehr als 300 Führungskräfte europäischer Geldhäuser befragt wurden.

Was morgen wichtig wird

Die Deutsche Bundesbank veröffentlicht am Vormittag die Falschgeld-Statistik für 2018. Zudem beginnt in Frankfurt am Nachmittag die zweitägige Veranstaltung 20+, bei dem 200 junge Menschen in Workshops zu den Themenbereichen Zukunft Europa, Digitalisierung, Herausforderung der Ökonomie und nachhaltiges Wirtschaften arbeiten können. Vorstände der Bundesbank und weitere Mitarbeiter sind dabei. Am frühen Abend stellt sich Bundesbank-Präsident Jens Weidmann den Fragen der Teilnehmer. – In Davos geht das diesjährige Weltwirtschaftsforum zu Ende. – In Stuttgart beginnt der Prozess um die Musterfeststellungsklage der Schutzgemeinschaft für Bankkunden (SfB) gegen die Mercedes-Benz Bank. Die SfB hält die Widerrufsklauseln bei Kreditverträgen für unzulässig. – Das Ifo Institut veröffentlicht seine Daten zum Geschäftsklima Index.

Der Nachschlag

So bringen Sie Schwätzer zum Schweigen

Ein Geschäfts-Meeting nimmt einfach kein Ende, weil mal wieder ein Kollege kein Ende findet. Wer wortreich wenig sagt, nervt einfach nur. Forscher des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik empfehlen in einer solchen Situation, möglichst nicht zu blinzeln. Die Botschaft an den Schwätzer: "Die Informationen, die ich von Dir gehört habe, genügen für meine Zwecke." Kommunikations-Expertin Isabel Garcia hat weitere Tipps gegen Vielrednerei entwickelt. So kann beispielsweise eine nicht erwartete Antwort den Redefluss unterbrechen. In welcher Situation die reine Wahrheit hilft, lesen Sie hier:

 

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