EZB kann die Märkte beruhigen
EZB kann die Märkte beruhigen von Sven Weisenhaus Trotz der aktuellen problematischen Entwicklungen im Bankensektor und der dadurch ausgelösten Turbulenzen an den Börsen hat die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrem Zinspfad festgehalten. Wie Anfang Februar angekündigt, wurde auf der aktuellen Ratssitzung beschlossen, die Leitzinsen erneut um jeweils 50 Basispunkte anzuheben. Zukünftige Zinsanhebungen bleiben datenabhängig Im schriftlichen Statement zu diesem Beschluss wurde im Hinblick auf zukünftige Zinsentscheidungen darauf verwiesen, dass „diese von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung festgelegt“ werden. Dieser Passus stand auch bereits im Statement vom 2. Februar. Dazu unterstrich die EZB angesichts der „erhöhten Unsicherheit“ durch „die aktuellen Marktspannungen“, „wie wichtig ein datengestützter Ansatz bei den Leitzinsbeschlüssen des EZB-Rats ist“. Beruhigende Worte Um die Märkte zu beruhigen, fügte die Notenbank gleich zwei Mal den Passus in das aktuelle Statement ein, dass man „über alle geldpolitischen Instrumente“ verfüge, „um das Finanzsystem des Euroraums erforderlichenfalls mit Liquiditätshilfen zu unterstützen.“ Und in der Tat verhielten sich die Börsenkurse nach Veröffentlichung des Statements relativ ruhig. Das war auch über die gesamte Dauer der Pressekonferenz der Fall. In dieser verwies die Notenbank-Chefin Christine Lagarde darauf, dass die aktualisierten Projektionen der EZB-Volkswirte zu Inflation und Wachstum vor den jüngsten Entwicklungen erstellt wurden, die seit der vergangenen Woche auf die Märkte eingeprasselt sind. Und da diese Prognosen die jüngsten Entwicklungen somit nicht umfassen, sei es gegenwärtig nicht möglich, den geldpolitischen Pfad zu bestimmen, so Lagarde. Er wird also, wie im Statement beschrieben, von den zukünftigen Daten abhängen. Auf eine Frage zu den Problemen im Bankensektor antwortete Lagarde noch, dieser sei in einer viel, viel stärkeren Position als 2008. Aktienmärkte zeigen sich erleichtert Insgesamt gelang es der EZB damit, die Märkte zu beruhigen. Denn einerseits haben die Währungshüter durch das Festhalten an der geplanten Zinsanhebung den Eindruck vermittelt, dass in Sachen Banken kein größeres Problem besteht, welches durch weiter steigende Leitzinsen noch verschärft werden könnte. Und andererseits wurde klar vermittelt, dass der zukünftige Zinspfad nun datenabhängig ist und die Märkte somit keine weiteren Zinsanhebungen fürchten müssen, wenn die Daten dies nicht hergeben oder die Banken doch noch größere Probleme bekommen. Und so legten die Aktienmärkte nach Beendigung der Pressekonferenz sogar dynamisch zu. Ein moderates Minus wurde dadurch in ein klares Plus gedreht. Das ist eine bullishe Entwicklung. Die Aktienmärkte haben jetzt eine reelle Chance, die Sorgen um die Banken abzuschütteln. Zumal die Credit Suisse, ein weiteres Sorgenkind des Bankensektors, im Bedarfsfall von der Schweizer Nationalbank mit einem 50 Milliarden Franken schweren Kredit gestützt wird. Wenn nun keine weiteren Problemfälle auftreten, dürfte es in den kommenden Tagen deutlich gemächlicher an den Börsen zugehen. Die hohe Volatilität sollte also abnehmen. Rekordverdächtige Kurssprünge am Anleihemarkt Das hat nicht nur der Aktienmarkt nötig, sondern auch der Anleihemarkt. Denn auch dort ließen sich jüngst rekordverdächtige Kurssprünge beobachten. Im Bund-Future reihten sich dadurch ungewöhnlich viele sehr lange Kerzen aneinander (siehe Ellipse im folgenden Chart). Zuvor hatte der Markt bereits eine Abwärtstrendlinie (dick grün) als Unterstützung und Basis für eine Kurserholung genutzt. Diese beschleunigte sich dramatisch, als Anleger nach den Meldungen um die Silicon Valley Bank in sichere Häfen flüchteten. Doch nach wie vor befindet sich der Bund-Future in einer Abwärtstendenz (roter Trendkanal). Und ich gehe davon aus, dass diese beibehalten wird. Denn eine Zinswende ist nicht abzusehen, höchstens eine Zinspause. Und daher könnte sich ein Short-Trade anbieten. Das Kursziel liegt wieder im Bereich von 132,60 Punkten, wie schon bei dem erfolgreichen Short-Trade, über den ich zuletzt am 28. Februar berichtet hatte. Ich wünsche Ihnen damit Erfolg an der Börse Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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