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Bankenbrief

Wichtiges vom 2. Oktober 2020

Das Thema

EZB startet Testphase für digitalen Euro

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird Mitte Oktober Tests mit einem digitalen Euro beginnen. Zeitgleich startet ein Konsultationsverfahren der Notenbank, bei dem Bürger, Wissenschaftsvertreter, der Finanzsektor und Behörden ihre Bedenken äußern können. Das gab die EZB heute bekannt. Sie veröffentlichte auch den Bericht einer Taskforce zu möglichen Szenarien für den Einsatz von digitalem Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency – CBDC). "Unsere Aufgabe ist es, das Vertrauen in unsere Währung zu sichern. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass der Euro für das digitale Zeitalter gerüstet ist", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. "Wir sollten darauf vorbereitet sein, einen digitalen Euro einzuführen, sollte dies erforderlich werden." Die Notenbank erklärte, eine solche elektronische Form von Zentralbankgeld könnte von der breiten Bevölkerung genutzt werden – genauso wie Bargeld, nur in digitaler Form. Die Währungshüter versicherten, ein digitaler Euro wäre eine Ergänzung zum Bargeld, kein Ersatz: "In jedem Fall wird das Eurosystem auch weiterhin Bargeld ausgeben." Die EZB will nach dem Konsultationsverfahren bis etwa Mitte kommenden Jahres entscheiden, ob der digitale Euro eingeführt wird. Der Bankenverband begrüßte die Entscheidungen der Notenbank grundsätzlich: "Mit ihrer Position zu digitalem Zentralbankgeld setzt die EZB ein wichtiges Zeichen. Der digitale Euro ist ein Zukunftsthema mit höchster Bedeutung für die Sicherheit und Stabilität der europäischen Finanzmärkte", sagte Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes. "Die jetzt folgende Diskussion muss sicherstellen, dass Banken eine zentrale Rolle bei der Ausgabe eines digitalen Euros haben."

Meldungen

FIU durchleuchtet Grenke-Geschäfte

Die Financial Intelligence Unit (FIU), die Geldwäsche-Spezialeinheit des deutschen Zolls, geht gegen das Leasingunternehmen Grenke vor. Fünf von acht eingegangenen Geldwäscheverdachtsfällen seien nach einer Erstprüfung direkt an die Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet worden, hieß es in einem Medienbericht von heute. Zudem hat die Einheit ihren eigentlichen Auftrag inzwischen ausgeweitet: "Im Rahmen der Analyseoperation prüft die FIU – über ihren gesetzlichen Kernauftrag hinaus – insbesondere mögliche Deliktsbezüge zu Anlagebetrug, Insiderhandel und Marktmanipulation", eventuell auch weitere Delikte, schrieb das Bundesfinanzministerium in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Die Untersuchung der FIU steht im Zusammenhang mit Vorwürfen des Analysehauses Viceroy Research gegen Grenke.


Goldman Sachs kauft GM-Kreditkartensparte

Die US-Großbank Goldman Sachs übernimmt die Kreditkartentochter des Autokonzerns General Motors. Das wurde heute unter Berufung auf Insider berichtet. Demnach zahlt das Geldhaus 2,5 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) und bekommt den Vorzug vor der britischen Bank Barclays.


FinMatch kooperiert mit KfW

Die staatliche Förderbank KfW und die Kreditvermittlungsplattform FinMatch haben eine Partnerschaft beschlossen. Wie heute berichtet wurde, will die Förderbank Antrags- und Zusageprozesse zwischen Hausbanken und KfW vereinfachen und dafür das Know-how des Fintech-Unternehmens nutzen. Nach Beginn der Corona-Pandemie beantragten bereits viele Unternehmen staatliche Hilfen über FinMatch.


Bericht: Intesa Sanpaolo kauft Bank Reyl

Der Schweizer Vermögensverwalter Reyl wird von der italienischen Großbank Intesa Sanpaolo übernommen. Das wurde heute unter Berufung auf Insider berichtet. Beide Geldhäuser wollten sich nicht dazu äußern. Neben der Bank Reyl gehört seit 2017 bereits die Genfer Privatbank Morval zum Portfolio des Turiner Instituts.


Eurozone: Inflation im September erneut negativ

Die Verbraucherpreise im Euroraum sind im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,3 Prozent gefallen. Das gab die europäische Statistikbehörde Eurostat heute nach einer ersten Schätzung bekannt. Bereits im August war die Inflationsrate auf minus 0,2 Prozent zurückgegangen. Im September verbilligte sich vor allem Energie (minus 8,2 Prozent), unverarbeitete Lebensmittel verteuerten sich hingegen um 3,1 Prozent.

Die Köpfe

Donald und Melania Trump positiv auf Coronavirus getestet

Vier Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl haben sich Amtsinhaber Donald Trump und First Lady Melania mit dem Coronavirus angesteckt. "Wir werden unsere Quarantäne und Erholung sofort beginnen. Wir werden das gemeinsam durchstehen", schrieb Trump heute Morgen auf Twitter. Der Präsident hat alle Wahlkampfauftritte der nächsten Tage abgesagt, ob das nächste TV-Duell mit Joe Biden stattfinden kann, ist ungewiss. Weltweit reagierten die Finanzmärkte mit Kursverlusten. So verlor der Dax in Frankfurt bis zum Mittag 0,7 Prozent.


Johnson schaltet sich in Brexit-Gespräche ein

Der britische Premierminister Boris Johnson wird morgen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprechen. Dabei soll es um eine Bestandsaufnahme der bisherigen Verhandlungen und um mögliche weitere Schritte auf dem Weg zu einem Handelsabkommen gehen, wie ein Johnson-Sprecher heute sagte. Die Verhandlungsteams beider Seiten waren heute ohne Ergebnisse auseinandergegangen.


McGuinness: Handel mit Finanzdienstleistungen wird sich verändern

Mairead McGuinness, designierte EU-Kommissarin für Finanzdienstleistungen, Finanzstabilität und Kapitalmarktunion, hat vor den Folgen des endgültigen Brexit gewarnt. Der Handel mit Finanzdienstleistungen werde von Januar an ein anderer sein, egal ob es einen Vertrag mit Großbritannien gebe oder nicht, sagte sie heute bei einer Anhörung vor dem Europaparlament. "Wir müssen vermeiden, bei wichtigen Finanzdienstleistungen übermäßig von einem Drittland abhängig zu sein", betonte McGuinness.


Käärmann: Fintechs werden wegen Corona genauer geprüft

Die Corona-Krise setzt viele Fintech-Unternehmen unter Druck. Das sagte Kristo Käärmann, Chef des Zahlungsanbieters TransferWise, in einem heute veröffentlichten Interview. "Die Geschäftsmodelle werden jetzt genau unter die Lupe genommen", betonte er. Zudem müssten alle Fintech-Firmen potenziellen Investoren klarmachen, wie sie finanziell tragfähig arbeiten wollten.


ApoBank beruft Friese und Wessling in den Vorstand

Der Aufsichtsrat der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (ApoBank) hat zwei vakante Vorstandsposten mit Jenny Friese und Holger Wessling besetzt. Das teilte das Geldhaus heute mit. Wessling leitet mit sofortiger Wirkung den Bereich Privatkunden. Vorbehaltlich der Zustimmung durch die Aufsichtsbehörde wird Friese von Anfang 2021 an das Ressort Großkunden und Märkte verantworten. Sie war zuletzt Bereichsvorstand bei der Commerzbank.

Die Tweets des Tages

"Der erste Anlauf beim digitalen Euro muss sitzen. Die europäische Souveränität steht auf dem Spiel", sagt Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes. Die Europäische Zentralbank @ecb will den Euro "fit für das digitale Zeitalter" machen, so EZB-Chefin @Lagarde. Doch viele Fragen bleiben bei diesem wichtigen Zukunftsthema ungeklärt, sagt der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands Andreas Krautscheid: go.bdb.de/yTde6


Kann jemand meine Identität stehlen? Ja, zumindest die digitale: Bei einem #accounttakeover verschafft sich ein Krimineller die Zugangsdaten z. B. eines Mail-Accounts und kann diesen für #Onlinebetrug missbrauchen. Wie man sich davor schützen kann: go.bdb.de/UiT2I #ECSM

Am Vortag meistgeklickt

Was Arbeits- und Steuerrecht für das Homeoffice bedeuten

Die meisten werden sich wohl inzwischen an das Arbeiten von zu Hause aus gewöhnt haben. Doch bei vielen herrscht Unsicherheit, welche arbeits- oder steuerrechtlichen Vorschriften gelten. So darf beispielsweise ein Arbeitgeber nicht einseitig das Arbeiten im Homeoffice anordnen. Eine schriftliche Anweisung im gegenseitigen Einvernehmen kann allerdings Steuervorteile bringen. Welche Arbeitszeiten in der Wohnung gelten und warum Kurzarbeiter bei berufsbedingten Anschaffungen vorsichtig sein müssen, lesen Sie hier:

Was die nächsten Tage wichtig wird

Am Samstag jährt sich die deutsche Wiedervereinigung zum 30. Mal. Die zentrale Feier zum Tag der Deutschen Einheit beginnt am Vormittag in Potsdam. – Die Euro-Gruppe tagt am Montag unter der Leitung ihres neuen Chefs Paschal Donohoe online. – EU-Chefunterhändler Michel Barnier kommt nach Berlin, um mit Bundeskanzlerin Angela Merkel den Stand der Brexit-Verhandlungen zu besprechen.

Der Nachschlag

Remote Bürofreundschaften bewahren

Experten wissen: Nirgends werden Freundschaften so schnell geschlossen wie am Arbeitsplatz. Die Kehrseite der Medaille: Freundschaften im Büro sterben ebenso schnell, wenn es keine gemeinsamen Erlebnisse mehr gibt. In Zeiten von Corona ist dies viel schwieriger geworden. Wer also seine Bürofreundschaften erhalten will, muss investieren. Beispielsweise durch Telefongespräche während der Mittagszeit. Weitere Tipps und warum das Arbeiten im Homeoffice auch neue Chancen für das soziale Gefüge am Arbeitsplatz bietet, lesen Sie hier:

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