wie genau hängen Mode und Literatur, Bücher und Kleider zusammen? Gerade hat die Zeitschrift „Vogue“ Bibliothekarinnen zu den Stilikonen des Jahres 2024 erklärt. Den Anfang machte das Modelabel Miu Miu mit der Herbst- und Winterkollektion des letzten Jahres, das Stiftröcke und Twinsets auf den Laufsteg brachte und Models wie Bella Hadid mit schmalen Brillen und schlichten Blusen ausstattete. „Librariancore“ heißt der neue Trend. Unser Volontär Miguel de la Riva wollte wissen, wie Bibliothekarinnen selbst das sehen und ob sie sich über ihren neuen Ikonenstatus freuen. Er hat sich deshalb mit Britta Bommert unterhalten, die in der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin eine der größten modegeschichtlichen Sammlungen der Welt betreut.
Verantwortliche Redakteurin für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.
Wer dafür etwas übrig hat, ist die Politikerin und Psychologin Marina Weisband. In dieser Woche veröffentlichte sie auf ihrem Facebook-Account Fotos von sich vor einer Bücherwand (in der sehr viele Fantasy-Bände zu sehen waren!) in einem selbstgenähten Rock aus mit Büchern bedrucktem Stoff: „BÜCHERZEIT! Ich habe diesen fantastischen Stoff gefunden und beschlossen, mir daraus einen Rock zu nähen“, schrieb sie, fügte sogar die Zeichnungen ihres Entwurfs bei und verriet auch, dass der Stoff von Spoonflower stammte. Wir fragten Marina Weisband spontan, ob sie uns in dieser Woche unsere „Was lesen Sie?“-Frage beantworten wolle, was sie tollerweise gleich tat.
Marina Weisband mit Bibliotheksrock in der Bibliothek Bild: privat
Ende April wird Weisband, die in der Ukraine geboren wurde, im S. Fischer Verlag ein eigenes neues Buch veröffentlichen: „Die neue Schule der Demokratie“. Demokratie müsse gelernt werden, es reiche nicht aus, sie nur zu wollen, sagt sie darin. Da mit Demokratieförderung gar nicht früh genug begonnen werden könne, geht Weisband in Schulen und arbeitet in verschiedenen Projekten mit Kindern und Jugendlichen. Die Schulen seien derzeit nicht gut aufgestellt. Statt selbständig zu werden, gerieten Jugendliche in einen Zustand erlernter Hilflosigkeit – den sie auch als Erwachsene nicht mehr loswerden. Das wiederum sei ein ideales Einfallstor für Extremismus und Populismus.
Zur Frage, warum sich Frauen so anziehen, wie sie sich anziehen, und was sie sich dabei denken, haben die amerikanischen Autorinnen Leanne Shapton, Sheila Heti und Heidi Julavits vor einigen Jahren übrigens den großartigen Band „Frauen und Kleider – Was wir tragen, was wir sind“ herausgebracht. Dafür schickten sie Fragebögen an rund 600 Frauen aus den unterschiedlichsten Milieus, darunter auch an Künstlerinnen wie Cindy Sherman oder die Regisseurin Lena Dunham. Sie interessierten sich vor allem dafür, warum Frauen ihre Kleider trugen. Also für die Geschichte hinter einem abgetragenen Hoodie oder einem Portemonnaie von Marc Jacobs. Denn Kleider sind ja mehr als Mode und erzählen noch ganz andere Dinge über ihre Käuferinnen. In einem Interview zu „Frauen und Kleider“ hat Leanne Shapton erzählt, wie sich ihr Kleidungsstil veränderte, als sie damals als Artdirektorin bei der „New York Times“ zu arbeiten begann. „Ich hatte zuvor immer als Autorin oder Illustratorin zu Hause gearbeitet. Niemand sah, wie ich am Schreibtisch saß“, so Shapton. „Als ich in der Redaktion anfing, trug ich eine Lesebrille, obwohl ich keine brauchte. Sie schuf Distanz zu den Menschen um mich herum, wie eine Schutzkappe.“ Wenn das nicht schon damals „Librariancore“ war!
Mit unserem Kollegen Niklas Maak hat Leanne Shapton im Hanser Verlag gerade ein neues Buch herausgebracht: „Eine Frau und ein Mann“. Und Heidi Julavits, eine der anderen Autorinnen von „Frauen und Kleider“, verbringt gerade ein Jahr in Berlin als Fellow der American Academy, wo sie ebenfalls an einem neuen Buch arbeitet. Wahrscheinlich sitzt sie dort gerade in der Bibliothek und schreibt. Was sie wohl anhat? Und was wohl die tragen, die sie dort umgeben?
Wenn es auch für Sie einen besonderen Zusammenhang zwischen Mode und Literatur gibt, schreiben Sie uns an Literatur-NL@faz.de und erzählen Sie davon. Gratulieren möchten wir Beate Fenske aus Rietschen, die das Literaturrätsel vom 19. Januar gewonnen hat. „Schlitten“ war das richtige Lösungswort. Das Exemplar des Buchs „Die Geheimnisse des Tibers. Rom und sein ewiger Fluss“ von Birgit Schönau ist auf dem Weg.
Viel Spaß bei der Lektüre!
Ihre Julia Encke
Schnittmuster von Marina Weisbands sebstgenähtem Bücherrock. Bild: privat
An dieser Stelle wollen wir künftig gelegentlich auf die Lesereisen von Autorinnen und Autoren hinweisen, deren Bücher wir bereits vorgestellt haben.
Am Donnerstag, 8. Februar, ist Emma Braslavsky mit ihrem neuen Roman „Erdling“ in Weimar zu Gast, am Dienstag, 13. Februar, kommt sie nach Kiel, und am Freitag darauf, dem 16. Februar, liest sie in Berlin. Carolin Amlingers Rezension in der F.A.Z. trägt den Titel „Hilfe, Sahra Wagenknecht ist von Außerirdischen entführt worden“, die Folge des Bücher-Podcasts, in der die Autorin mit Maria Wiesner und Fridtjof Küchemann über ihr Buch spricht, haben wir „An den Aliens kann es nicht liegen“ überschrieben.
Zeruya Shalev reist mit ihrem Debütroman „Nicht ich“ , der nach dreißig Jahren auch in deutscher Übersetzung veröffentlicht wurde, durch Deutschland und die Schweiz. An diesem Freitag, dem 2. Februar, tritt sie in Stuttgart auf, am Samstag, 3. Februar, in München, am 4. Februar kommt sie nach Frankfurt am Main, am 5. wird sie St. Gallen, am 6. in Basel und am 7. Februar in Zürich zu erleben sein. Kurz vor Weihnachten haben wir ein Gespräch veröffentlicht, das Julia Encke mit Zeruya Shalev geführt hat, über ihr Buch, das Schreiben und die aktuelle Situation: „Ich bin schockiert, trauere und hoffe“
Gleich zum Erscheinen hat Andreas Platthaus Iris Wolffs neuen Roman „Lichtungen“ in der F.A.Z. besprochen: „Ins Früher geführt“ heißt der Artikel. Kurz darauf war die Autorin im Bücher-Podcast bei Maria Wiesner und Fridtjof Küchemann zu Gast. Am Montag, 5. Februar, wird sie in Köln zu erleben sein, am 6. in Hamburg und am 8. Februar in Marbach am Neckar.
Seine Literatur hat die unterschiedlichsten Disziplinen beeinflusst: Die Beilage „Bilder und Zeiten“ zu Kafkas hundertstem Todesjahr als PDF zum Herunterladen.
Welches Buch trägt man gerade? Der neue Fashiontrend „Librariancore“ bringt Sex-Appeal in die Welt der Bücher und des Lesens – setzt aber auf ein Klischeebild von Bibliothekarinnen. Von Miguel de la Riva
Eine Freundschaft über die Jahrzehnte, das Leben in einem preisgegebenen Land, ein Roman, der rückwärts erzählt wird: Iris Wolff spricht über ihr Buch „Lichtungen“ – und es gibt ein neues Literaturrätsel. Von Maria Wiesner und Fridtjof Küchemann
Künstliche Intelligenz (KI) kann dabei helfen, ein eigenes Buch zu schreiben. Vorausgesetzt, man ist so kritisch wie eine fiese Lektorin und ohne Nachsicht gegenüber dem kurzen Gedächtnis der Maschine. So geht’s. Von Marcus Schwarze
Jede Woche fragen wir Menschen aus dem Kulturbetrieb, was sie lesen und welches Buch in ihrem Schrank sie ganz bestimmt nicht lesen werden. Diesmal antwortet die Psychologin, Politikerin und Autorin Marina Weisband.
Kurs halten: Bei einem Diskussionsabend in Potsdam zieht Olaf Scholz seine schärfste Sprachkritikerin Juli Zeh rhetorisch auf seine Seite. Am Ende übernimmt sie sogar sein Vokabular. Von Tobias Lehmkuhl
Grausame Schule, die man nicht verlassen kann: Moritz Sostmann bringt Serhij Zhadans Okkupationsroman „Internat“ in Münster poetisch-artistisch auf die Theaterbühne. Von Kerstin Holm
Oprah Winfreys Leben ist ein wahr gewordener amerikanischer Traum. An diesem Montag feiert die als „Beichtmutter der Nation“ berühmt gewordene Talkmasterin, Medienunternehmerin und Milliardärin ihren 70. Geburtstag. Von Ursula Scheer
Seit zwei Wochen tobt ein Streit um die Ernennung von Sylvain Tesson zum Schirmherren eines Literaturfestivals. Nun hat sich der Schriftsteller erstmals selbst geäußert.
Unglaublich, aber wahr: Erst jetzt zum 150. Geburtstag von Hugo von Hofmannsthal erscheint die erste Biographie. Sie legt Zeugnis ab von einem Leben voller Unruhe und Sehnsucht – und beweist in seinem Werk eine bezwingende Modernität. Von Sandra Kegel
Er schrieb Kinderbücher, Reiseliteratur und die berühmten Kriminalromane um den Gendarmerieinspektor Simon Polt. Jetzt ist Alfred Komarek mit 78 Jahren gestorben. Von Martin Lhotzky
Clara Törnvall wurde erst mit 42 Jahren als autistisch diagnostiziert. In ihrem Buch erzählt sie davon, wie schwer es ist, als Frau eine auf Männer ausgerichtete Diagnose zu bekommen. Am besten ist das Buch aber dort, wo es gar nicht um Autismus geht. Von Novina Göhlsdorf
Konstellationen der Ermöglichung eines literarischen Welterfolgs: Thomas Sparr hat mit dem Wissen und der Diskretion des erfahrenen Lektors ein Buch über „Das Tagebuch der Anne Frank“ geschrieben. Von Patrick Bahners
Der Präsident des Bundesamts will schlafende Bürger wecken: Ausgerechnet jetzt möchte Ronen Steinke, ein auf Rechtspolitik spezialisierter Journalist, den Verfassungsschutz abschaffen. Von Patrick Bahners
Mehr Eigensinn, als ihre Zeit verkraften konnte: Diese Dichterin wusste die trostlosen Seiten einer aufgeklärten und rein rationalen Weltsicht in Worte zu fassen. Von Kristina Maidt-Zinke
Von wegen Fraß der Würmer: Das Sachbuch „Radieschen von unten“ von Katharina von der Gathen und Anke Kuhl nähert sich dem Tod mit Respekt, Ehrlichkeit und Faszination. Und klärt darüber auf, wo im Tierreich die Unsterblichkeit zu finden ist. Von Oliver Jungen
Wo Pippi Sachensucher ist, ist Henry Sachenfinder. Warum das viel mit seinem eigenen großen Verlust zu tun hat, erzählt Maja Konrad in ihrem Debüt. Von Eva-Maria Magel
Lösen Sie jetzt den Rabattcode ein und sichern Sie sich Ihre Vorteile: Lesen Sie die F.A.S. 3 Monate mit 50% Rabatt und sichern Sie sich ein Dankeschön gratis!
Die interessantesten News jetzt auch über WhatsApp erhalten. Übersichtlich und kompakt für Sie zusammengefasst. Direkt hier über unseren Kanal informieren und folgen.
Die Vase von KPM Berlin, versehen mit dem „Kluge Kopf Signet“ der F.A.Z., ist eine Multifunktionslösung, die als Vase, Karaffe und Diffuser verwendet werden kann.
HRB 7344, Amtsgericht Frankfurt am Main, USt.-IDNr.: DE 114 232 732 Geschäftsführer: Thomas Lindner (Vorsitzender), Dr. Volker Breid Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler