Der SZ-Newsletter fürs Fußballwochenende.
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27. September 2024
Morgen im Stadion
Der SZ-Newsletter fürs Fußballwochenende
Philipp Schneider
Sportredakteur
SZ Mail
Guten Tag,
in Theodor Fontanes sagenhaftem Spätwerk wohnt ein Major a. D. in einem Herrenhaus an einem See in der Mark Brandenburg. Und weil in dem Roman wie im richtigen Leben alles mit allem zusammenhängt, tragen der alte Dubslav sowie Haus, See und Roman denselben Namen: Stechlin. Im Innern sinnieren die Figuren über den Umbruch in ein neues Zeitalter, während draußen der See die wundersame Eigenschaft hat, aufzubrausen und sogar einen roten Hahn aufsteigen zu lassen, sobald irgendwo in der Welt etwas rumort und aufbricht; sei es eine soziale Revolte oder ein Vulkan.

Es ist noch nicht so weit, dass die bayerische Schlösser- und Seenverwaltung kurz davor stünde, den Tegern- in Hoeneßsee umzutaufen, aber doch sind die Parallelen zum FC Bayern unverkennbar: Oberhalb von Bad Wiessee wohnt ein Manager a. D., und wenn er von der Terrasse hinunterblickt, stellt er mit wachsender Zufriedenheit fest, dass sich dort nicht die kleinste Welle kräuselt. Womit Hoeneß angesichts einer Bilanz der Bayern von sechs Spielen, sechs Siegen und gegnerverlachenden 29 Toren nicht alleine ist. „Dieses Mal müssen wir es uns nicht mal schöntrinken“, witzelte Thomas Müller über den obligatorischen Wiesn-Besuch der Mannschaft.

Der Umbruch in ein neues Zeitalter, das war für die Bayern der Wechsel vom Trainer Thomas Tuchel zu Vincent Kompany. Es ist dabei nicht nur Kompanys Raupe-Nimmersatt-Fußball, der Hoeneß sein inneres Feng-Shui hat wiederentdecken lassen. Seit jenem Tag im März 2023, als die ehemaligen Bosse Kahn und Salihamidzic den heutigen Bundestrainer Julian Nagelsmann vor die Tür gesetzt hatten, woraufhin Hoeneß und Rummenigge wieder aus der Kulisse traten, war kaum eine Woche vergangen, in der er von seiner Terrasse aus nicht einen roten Hahn aus dem Tegernsee steigen sah. Tuchel zündete auf Pressekonferenzen genüsslich den eigenen Laden an. Tuchel forderte neue Spieler. Irgendwas war immer.

Der neue Trainer hingegen macht mit seinem letztlich nur moderat aufgepeppten Kader den Eindruck, er würde sich eher selbst einwechseln, bevor er öffentlich weitere Verstärkung fordert. Alles an Kompany sagt: Ich bin so dankbar, hier sein zu dürfen! Das ist traditionell eine gute Haltung, um den Bossen zu gefallen.

Allerdings wäre der FC Bayern nicht der FC Bayern, liefe im Hintergrund nicht trotzdem der nächste Poker: der um Leverkusens Jahrhunderttalent Florian Wirtz, 21. Mein Kollege Philipp Selldorf hat mit Florian Wirtz’ Manager Hans Wirtz darüber gesprochen, der, genau, auch Florian Wirtz’ Vater ist. Die Geschichte über die Zukunftspläne des Nationalspielers können Sie hier lesen (SZ Plus).
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Florian Wirtz: Komplimente Richtung Süddeutschland
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Das Spitzenspiel der Bayern gegen Leverkusen am Samstag (18.30 Uhr) wird dann einen ersten Hinweis darauf geben, ob sich der mutige Offensivansatz des Trainers Kompany auch gegen starke Gegner als robust genug erweist. Der Coach jedenfalls kündigte am Freitag „Dominanz“ an, in „jeder Phase des Spiels“. Vor dem inneren Auge sah mancher Zuhörer zwei weit aufgerückte Innenverteidiger – und einen langen Leverkusener Pass in die Great Plains vor dem Münchner Tor. Vielleicht erweisen die sich noch, um es wieder mit Fontane zu sagen, als ein zu weites Feld.

Ich wünsche Ihnen ein spannendes Fußballwochenende, 
Philipp Schneider
Sportredakteur
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