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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 30.05.2023 | Wolken und Sonne bei max. 22°C. | ||
+ Samba, Müll und Glitzer: Die Rückkehr des Karnevals der Kulturen + Finanzsenator Evers offen für Einsatz von KI in Behörden + Berliner Autorin Katja Oskamp gewinnt Dublin Literary Award + |
von Lotte Buschenhagen |
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Guten Morgen, Berlin ist zurück. Nach drei Jahren Pause ist der Karneval der Kulturen wieder durch Kreuzberg gezogen. Ich habe für den Tagesspiegel live berichtet – mein Fazit: Ja, in den Nebenstraßen stapelt sich der Müll, und ja, das stört. Ja, es war unglaublich voll. Aber der Karneval war kein stupides Saufgelage, keine verzichtbare Party. Berlin ist am Sonntag wieder zusammengekommen – endlich. Ein bisschen ist Kreuzberg in seinen natürlichen Zustand zurückgekehrt, als sich Fremde gegenseitig aufs Trafohäuschen gehievt haben. Als die Betreiberin eines Essensstands ihrer nach Kleingeld kramenden Kundin gesagt hat: „Ist gut, Schatzi.“ Als zwei Rentner am Fenster synchron zu Technobeats geschunkelt haben – während unter ihnen ein junger Mann mit Glitzerschminke und Tanga meisterhaft den Samba getanzt hat. Es gibt viele Gründe, vom Karneval genervt zu sein. Aber es gibt noch mehr, ihn zu feiern. Nur ohne Glasflaschen, bitte. | |||
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Noch mehr als der Müll nervt in Berlin die – korrekt! – chronische Behördenmisere. Die geht auch darauf zurück, dass schon heute sensationelle 7000 Berliner Verwaltungsstellen unbesetzt sind. Jetzt kommt Finanzsenator Stefan Evers zur Rettung – also, schauen wir mal. Die Attraktivität der Behörden als Arbeitgeber solle „eines der Hauptthemen seiner Amtszeit“ werden, sagt der CDU-ler im Tagesspiegel-Interview. „Mein Ziel ist, dass Leute bald sagen: Wow, Du hast es in die Berliner Verwaltung geschafft!“ Außerdem will Evers mehr digitalisieren und auf Künstliche Intelligenz setzen: Die solle dabei helfen, Bearbeitungszeiten zu verkürzen und Beschäftigte zu entlasten. „Mir fehlt nicht die Fantasie für digitale Bürgerämter, die keinen Behördengang mehr erfordern.“ Auch bei der Beratung möchte der Senator KI-basierte Chatbots einsetzen. Auf die Frage, ob er sich auf seine neuen Kollegen freut, antwortet Chatbot Bobbi übrigens passiv-aggressiv mit der Dienstleistung „Ausbildungsförderung für Schülerinnen und Schüler (Schüler-BAföG)“. | |||
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Im September soll eine Berliner Institution schließen: die Stadtklause am Anhalter Bahnhof. Laut Checkpoint-Informationen läuft der Mietvertrag aus, eine Verlängerung soll es nicht geben. Das Ende der Stadtklause wäre nicht nur fatal für Tagesspiegel-Weihnachtsfeiern, sondern für den ganzen Kiez: Die Kneipe ist ein seltener Urberliner Treffpunkt in einem Viertel, das weitgehend durchgentrifiziert ist. Aktuelle Bauvorhaben am Grundstück sind dem Bezirksamt Xhain zwar nicht bekannt, aber: 2021 habe der Eigentümer in einem Vorbescheidsantrag angefragt, ob der Bau eines neuen, 48 Meter hohen Hauses möglich sei. Außerdem habe er sich erkundigt, ob der Abstand zu Nachbargebäuden verringert werden dürfe, schreibt das Bezirksamt – und, ob das Gebäude vom Zweckentfremdungsverbot befreit werden könne. Dieses Gesetz würde den Eigentümer zur Wiederherstellung von abgerissenem Wohnraum verpflichten. Der Bezirk hat 2021 alle Fragen mit klarem „Nein“ beantwortet. Gibt es jetzt neue Pläne? Das wüssten wir auch gern – die Verantwortlichen konnte der Checkpoint bisher nicht erreichen. Wir bleiben dran! | |||
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Die Berliner Aggro-Krähen verwüsten nicht nur Friedhöfe in Marzahn (CP von Freitag), sondern legen auch den Verkehr lahm – zumindest den in der Verkehrsschule Wilmersdorf. Hier haben die Krawallvögel so lange Menschen attackiert, bis die Schule in der letzten Woche für einige Tage schließen musste. Während der Pause hat das Team Krähenattrappen aufgehängt, „um weitere Hitchcock-Szenen (‘Die Vögel’) zu vermeiden“. Damit wurden die „Problem-Krähen“ erfolgreich vom Gelände vertrieben, schreibt die Schule auf der Bezirkswebsite. Leider „attackieren sie aber noch im Umfeld (Bundesallee und Waghäuseler Straße) von Zeit zu Zeit Passanten“. Eine kurze Google-Suche empfiehlt Kopfbedeckung und Schirm zur Abwehr, falls sich kein Umweg findet – wir wünschen Ihnen Glück. | |||
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April, Juni, Hauptsache Herbst: Der Abschlussbericht der Enteignungskommission verspätet sich um zwei Monate. Statt Ende April kommt das Papier nun am 28. Juni – spektakuläre zwei Tage vor der parlamentarischen Sommerpause. Als Gründe kursieren diverse Erklärungen: Zum Beispiel die vielen Abstimmungen, die für den Bericht notwendig sind. Außerdem seien nicht alle Mitglieder bei allen Sitzungen anwesend gewesen, wie mein Kollege Robert Kiesel erfahren hat. Obendrein wird auf Versuche politischer Einflussnahmen verwiesen: Die CDU habe in den Koalitionsverhandlungen gefordert, eigene Vertreter:innen in die Kommission aufzunehmen. Auch dieser Vorschlag wurde im Gremium diskutiert – und fallengelassen. Inhaltlich wird sich der Abschlussbericht aber voraussichtlich nicht groß vom Zwischenbericht im Dezember unterscheiden. Laut Tagesspiegel-Informationen hält die Mehrheit der Gremiumsmitglieder die Vergesellschaftung für rechtlich möglich. | |||
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Behördenbingo, Folge 2367767: Sorry, wir müssen leider die Birnbäume in Ihrer Straße fällen, weil sie Birnen tragen. Da es sich bei den 70 Bäumen in der Immanuelkirchstraße (Prenzlauer Berg) um eine „falsche Charge“ handelt, will der Bezirk alle Bäume fällen und austauschen. Vor wenigen Tagen wurden die Pflanzen bereits stark beschnitten, berichten Anwohnende meinem Kollegen Christian Hönicke (Pankow-Newsletter hier). Grund für die geplanten Fällungen sei die „Rutschgefahr“ durch die Birnen, so der Bezirk – eigentlich seien Birnbäume bestellt worden, die nicht fruchten. Sollten Sie mal ein Beispiel für den deutschen Behördenwahnsinn brauchen: voilà. | |||
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