Thema:
Privates Carsharing – Ist es das Mobilitätskonzept der Zukunft?

Autor: Hannah Reuter, FIRMENPUNKT GmbH

Viele Unternehmen haben Carsharing für sich entdeckt. In Städten stehen die Flotten von car2go und
DriveNow beinahe omnipräsent zur Verfügung. Doch wer sich auch mal aus der Stadt hinaus ins
wilde, ungezähmte Land traut, stellt schnell fest, ohne eigenes Auto geht hier nichts. Weder zum
Einkauf, noch zum Sport oder gar zur Arbeit kommt man hier ohne Auto.

Das bedrückt vor allem junge Menschen, die sich ein eigenes Auto nicht leisten können. Alleine
mindestens 3.000€ eine Vollkasko Versicherung pro Jahr. Eine Teilkasko kostet immerhin nur noch
die Hälfte. Der Sprit, der Verschleiß, das Auto selbst. Kaum ein Auszubildender oder Student kann
sich das ohne die Hilfe der Eltern leisten.

Umso schöner ist der Gedanke an ein privates Carsharing-Programm. Für wenig Geld das Auto eines
Nachbarn nutzen, während dieser es nicht braucht. Gezahlt werden dabei die gefahrenen Kilometer
und versichert ist das Auto über das Carsharing-Unternehmen, welches als Mittler dient.

Klingt zu schön um wahr zu sein? Ja, jetzt noch.

Doch das Berliner Unternehmen GETAWAY  bietet jetzt eine appbasierte Carsharing-Plattform samt
Versicherung und Tankkarte.


 
Und wie funktioniert das Ganze? Erstmal müssen sich ein paar Leute finden, die ihr Auto über eine
App anbieten wollen. Diese laden sich dann die unternehmenseigene App herunter. Zur
Registrierung muss der Anbieter lediglich seinen Fahrzeugschein abfotografieren. Das Unternehmen
überprüft dann alle Daten und schickt anschließend innerhalb einer Woche einen Techniker vorbei,
der ein sogenanntes SafetyKit in das Auto einbaut. Die Installation des SafetyKits dauert ca. eine
Stunde. Mit Hilfe dessen kann das Auto geöffnet, verschlossen und per GPS geortet werden.
Anschließend muss das Auto nur noch in den Fuhrpark integriert werden und steht danach immer
dann jedem Nutzer der App zur Verfügung, wenn der Besitzer es nicht braucht.

Die Nutzer können in der App sehen wo und welche Autos momentan in ihrem Umkreis zur
Verfügung stehen und sich eines davon aussuchen. Die einzige Prämisse, zum angegebenen
Zeitpunkt, muss das Auto wieder an seinem Platz oder wenigstens in dessen Nähe stehen.

Wie kann ein Unternehmen so Geld verdienen? GETAWAY arbeitet auf Provisionsbasis und verdient
pro gefahrenem Kilometer mit. Also ergibt sich sozusagen eine dreifache Win-Situation. Der Verleiher
verdient dadurch, dass sein Auto in Bewegung ist. Den Preis pro gefahrenem Kilometer kann er selbst
festlegen. Davon geht dann die Provision direkt an GETAWAY. Und der Fahrer ist happy, da er fahren
darf, ohne sich zuvor mit komplizierten Mietverträgen rumprügeln zu müssen. Also win-win-win.

Naja gut, momentan gibt es da noch ein paar kleinere Problemchen. Anfang Juli schrieb mobility
mag, das Unternehmen habe erst 550 angemeldete Autobesitzer, auf bereits 1500 Kunden. Dass so
GETAWAY noch nicht rentabel arbeiten kann, ist wohl offensichtlich. Deshalb setzt das Unternehmen
jetzt auf medienwirksame Werbung. N-tv, wired, Tagesspiegel und Gründerszene berichteten über
das Unternehmen und zuletzt auch ProSieben.

Insgesamt ist das Konzept von GETAWAY sehr klug überlegt. Dafür, dass wir unsere Autos im
Durchschnitt nur eine Stunde pro Tag nutzen, sind sie eigentlich zu teuer. Also warum sollten wir
dann unser Auto nicht für uns arbeiten lassen? Vielleicht kommt nicht viel dabei rum, aber nicht viel
ist immer noch besser als gar nichts. Versichert ist das Auto übrigens auch über GETAWAY. Gothaer
Versicherung ist eine Partnerschaft mit dem Unternehmen eingegangen. Und auch für Bußgelder hält
GETAWAY eine Lösung parat. Der Fahrzeugführer wird über das System ausfindig gemacht und
bekommt den Bußgeldbescheid ganz bequem zu sich nachhause.

Aber was ist mit dem Datenschutz? Für uns oft eine der wichtigsten Fragen. Natürlich verspricht
GETAWAY mit den Daten keinen Unfug zu treiben, oder wie sie es auf ihrer eigenen Webpage
ausdrücken „Was in der Flotte passiert, bleibt auch in der Flotte.“ Natürlich ist ein mulmiges Gefühl
verständlich in Anbetracht der Tatsache, dass man das eigene Auto in jedem Moment theoretisch
orten kann, aber dies bedeutet ja auch wiederum, dass der Vermieter, es im Ernstfall auch orten
kann. Also wird nur eine Kleinigkeit der eigenen Privatsphäre aufgegeben, um dafür im Notfall einen
Vorteil zu erlangen. Dasselbe gilt im Übrigen für den Diebstahlschutz bei Smartphones. Der
funktioniert prinzipiell nämlich ähnlich.

Im Großen und Ganzen haben die Entwickler von GETAWAY ein funktionierendes Konzept auf die
Beine gestellt, wodurch es Menschen ohne Auto ermöglicht wird eines schnell und unkompliziert zu
nutzen und Menschen mit Auto dieses unkompliziert, zumindest nach der Installation des SafetyKits,
nutzen können um Geld zu verdienen.

Der einzige Nachteil, den GETAWAY gegenüber anderen Anbietern hat, ist dass das Auto
verständlicherweise wieder zurück an seinen Platz gebracht werden muss. Es ersetzt also in dieser
Hinsicht nicht die klassische Taxifahrt vom Bahnhof nach Hause. Aber das soll es ja auch nicht.
GETAWAY ist sowohl für größere Fahrten, wie z.B. einen Tagesauslug geeignet, als auch für kleine
Strecken, wie von zuhause zum Supermarkt und zurück. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass im
Umfeld Autos angemeldet sind. Ob sich GETAWAY durchsetzen kann, wird sich zeigen. Wir können
jedenfalls gespannt sein, was in nächster Zeit auf dem Carsharing-Markt noch so alles passieren wird.

 

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