Liebe/r Leser/in, die CDU-Delegierten haben Friedrich Merz am Samstag eine große Überraschung bereitet: Fast 95 Prozent gaben dem neuen CDU-Chef ihre Stimme. Mit einem so kraftvollen Votum hatte der Sauerländer nicht rechnen können. Gehofft hatte er auf 80 Prozent.
Doch um aus der großen Zustimmung politische Schlagkraft zu gewinnen, muss Merz nun das tun, worunter er selbst ein halbes politisches Leben lang gelitten hat: Er muss nach dem Fraktionsvorsitz greifen, genau so, wie es Angela Merkel vor 20 Jahren tat.
Noch-Fraktionschef Ralph Brinkhaus wird weichen müssen. Denn nur wenn Friedrich Merz im Bundestag als Oppositionschef auf den Bundeskanzler antwortet, erhalten seine Worte das nötige Gewicht. Als Parteichef hinter einem Fraktionsvorsitzenden – auch das lehrt die Ära Laschet – fehlt die nötige Kraft.
Und Merz sollte sich nicht täuschen: In München lauert Markus Söder. Der CSU-Chef beobachtet die Konstellation in der Hauptstadt sehr genau. Es spricht wenig dafür, dass der Franke den Plan einer eigenen Kanzlerkandidatur aufgegeben hat. Friedrich Merz muss neben der Macht in der Partei auch die Macht in der Fraktion in seine Waagschale legen, um im Messen mit dem Bayern das nötige Kampfgewicht aufzubringen.
Ralph Brinkhaus sieht die Situation und weiß: Will der neu gewählte Parteichef auch die Fraktion leiten, wird er sich dem beugen müssen. Doch ob Brinkhaus seinen Platz kampflos räumt, ist die große Frage. Eine Kampfabstimmung vor den Bundestagsabgeordneten würde vor allem Merz schaden, denn das Bild der Einheitlichkeit, dass die CDU dieses Wochenende abgegeben hat, wäre direkt wieder dahin.
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