Die Theorie, dass das pandemische Coronavirus Sars-CoV-2 durch einen Unfall im Institut für Virologie der chinesischen Stadt Wuhan in die Welt gekommen ist, sei nicht auszuschließen, wenn auch „derzeit nur eine Möglichkeit“. Das räumt der Berliner Virologe Christian Drosten in einem Interview in der „Süddeutschen Zeitung“ von heute (9. Februar) ein. Drosten hatte zuvor, etwa in einem Beitrag im Wissenschaftsjournal „The Lancet“, Spekulationen in diese Richtung schroff zurückgewiesen.
Angeregt durch den ebenfalls in Zeitungsinterviews geäußerten indirekten Vorwurf des Hamburger Physikprofessors Roland Wiesendanger, er habe bei der Vertuschung gefährlicher Experimente in Wuhan geholfen, wehrt sich Drosten gegen diese „haltlosen Anschuldigungen“. Aber er räumt ein, „überrascht“ zu sein, dass die chinesischen Kollegen gemeinsam mit US-Experten „Gain-of-Function-Experimente“ gemacht hätten. Dabei habe man in Fledermausviren neue Proteine eingebaut, die bewirkten, dass sich diese Viren besser vermehren konnten.
Zur Frage nach den Sicherheitsvorkehrungen sagt Drosten, die Projektberichte aus Wuhan enthielten „nicht alle Details“. Allerdings hätte Sars-CoV-2 bei den Experimenten „nicht herauskommen können“. Er habe in „The Lancet“ zwar seine „Hand ins Feuer gelegt“ für die chinesischen Virologen, sei aber über diese Projekte eben nicht informiert gewesen. In der „Süddeutschen Zeitung“ spekuliert Drosten nun, dass der pandemische Quälgeist aus örtlichen Zuchtfarmen entkommen sein könnte. Die dort gehaltenen Tiere wären als „Zwischenwirte“ zwischen Fledermaus und Mensch vorstellbar. Drosten fordert den „Willen Chinas“ ein, nähere Daten zu liefern.
Kurt-Martin Mayer, Wissen & Gesundheit |