Zu Samba-Rhythmen schwingen selbst Tanzmuffel die Hüften. Dass die mit dem brasilianischen Straßenkarneval populär gewordene Musik mit ihren eingängigen Trommelklängen bei vielen Freude, Bewegungsdrang und Gefühle der Verbundenheit auslöst, ist kein Zufall. Der Takt und das synchrone Zusammenspiel der verschiedenen Schlaginstrumente aktivieren Gehirnareale, die sowohl an Bewegung als auch an Vorhersagen beteiligt sind, wie Forschende des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) und des D’OR Instituts für Forschung und Lehre in Rio de Janeiro jetzt herausfanden.
„Je synchroner die Instrumente zusammenspielen, desto klarer kann der zugrunde liegende Takt erfasst werden. Das vereinfacht vermutlich die Vorhersageprozesse“, erklärt Annerose Engel, Neurowissenschaftlerin und Neuropsychologin am MPI CBS und dem Universitätsklinikum Leipzig. Für ihre Studie spielten Engel und ihr Team Studienteilnehmenden Samba-Musik im Original sowie in leicht verzerrtem Takt vor, befragten sie zu ihrem Empfinden und maßen ihre Gehirnaktivität mithilfe funktioneller Magnetresonanztomografie.
Zudem könne die Wahrnehmung von Synchronie zwischen den Instrumenten auch eine soziale Verbundenheit erzeugen, schreibt das Team im Fachmagazin „Frontiers of Neuroscience“. So regten sich bei Studienteilnehmenden, die beim Zuhören besonders intensive Gefühle empfanden, auch Hirnregionen, die an sozialer Bindung und prosozialem Verhalten beteiligt sind. „Die Erkenntnisse könnten uns auch in der Neurorehabilitation helfen“, sagt Engel. Etwa bei der Behandlung eines Schlaganfalls werde Musik gezielt eingesetzt, um durch rhythmische Stimulation Bewegungsabläufe, aber auch Aufmerksamkeit und andere kognitive Fähigkeiten zu trainieren.
Alina Reichardt, Wissen & Gesundheit |