Liebe Leserinnen und Leser,
 

zum Glück purzeln nun allerorten die Inzidenzen. Das ist nicht nur gut für den Gesundheitsstandort Deutschland; es hilft am Ende auch der Kulturnation. Denn noch ein paar mehr Wochen Lockdown, und wir hätten am Ende selbst unsere größten Theaterklassiker nicht mehr recht verstanden. Denken Sie nur mal an die berühmte Studierszene aus Goethes Faust: „Hab nun, ach! Philosophie, / Juristerei und Medizin, und leider auch Theologie / Durchaus studiert, mit heißem Bemühn. / Da steh ich nun, ich armer Tor! / Und bin so klug als wie zuvor; / Heiße Magister, heiße Doktor gar …“
 

Den Text kriegt man ja vielleicht noch runtergeleiert. Aber was verbirgt sich eigentlich hinter all den kruden Worten: Theologie? Bemühen? Doktor? Klar, Medizin, das kennt man jetzt. Das ist das mit den weißen Kitteln und den unzähligen Virus-Mutationen. Alles Weitere aber klingt nach all der Zeit doch mittlerweile furchtbar veraltet: Magister, Doktor, Juristerei? Moderne Studienabschlüsse heißen „Bachelor of Laws“ oder „Master of Science“. Man frage nur mal Annalena Baerbock. Die ist „Master of Laws“ mit Spezialisierung in „Public International Law“. Ein Fach, das sie übrigens „with distinction“ abgeschlossen hat.

Wer da den Überblick verliert, dem sei das Cicero-Interview mit Plagiatsjäger Gerhart Dannemann von der Humboldt Universität zu Berlin empfohlen. Da lernt man alles, was Goethe noch nicht wusste und Annalena Baerbock bis dato nicht erklären konnte.
 

Apropos Doktor: Den Titel, den Faust einst mit einer Mischung aus Stolz und Verzweiflung trug, will Franziska Giffey fortan nicht mehr in ihrem Namen tragen. Nach einem neuerlichen Gutachten zu ihrer Doktorarbeit aus dem Jahr 2010 erklärte Giffey heute, dass sie den Titel nicht mehr führen werde. Doch damit nicht genug: Sie wolle ab sofort auch nicht mehr „Frau Bundesfamilienministerin“ genannt werden. Und diese Entscheidung hat nichts damit zu tun, dass das Amt im Zuge des Bologna-Prozesses jetzt vielleicht „Federal Minister of Family Affairs“ heißen könnte. Nein, Giffey schmeißt hin. Wie das Ministerium mitteilte, hat Franziska Giffey heute Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) um Entlassung gebeten. Die genaueren Hintergründe lesen Sie in einem Text von Moritz Gathmann, Leiter des Ressorts Berliner Republik.
 

Gut also, dass bald die Schauspielhäuser wieder öffnen. Dann kommt das Drama zurück auf die große Bühne, und die alten Worte und Bezeichnungen leben zumindest im Theater weiter fort.
 

Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur

 
 
 
 
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Pläne der SPD-Spitzenkandidatin
Giffeys Bezirk als Beute
VON JOCHEN ZENTHÖFER
 
Franziska Giffey ist als Bundesministerin zurückgetreten, will aber SPD-Spitzenkandidatin für die Berliner Abgeordnetenhauswahl bleiben. Das geht so nicht. Ihre Doktorarbeit über Neukölln disqualifiziert sie für künftige Ämter.
 
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Plagiatsvorwürfe gegen SPD-Politikerin
Giffeys halber Rücktritt
VON MORITZ GATHMANN UND PASCALE ANJA DANNENBERG
 
Weil sich abzeichnet, dass die Freie Universität Berlin ihren Doktortitel aberkennt, hat Familienministerin Franziska Giffey heute ihren Rücktritt eingereicht. Für die Landtagswahl in Berlin will sie aber Spitzenkandidatin bleiben.
 
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Debatte um akademischen Grad
„Völkerrechtlerin ist keine geschützte Berufsbezeichnung“
INTERVIEW MIT GERHARD DANNEMANN
 
Viel Wirbel um Annalena Baerbock: Sie hat keinen Bachelor, allerdings einen britischen Master im Völkerrecht. Darf sie sich also als Völkerrechtlerin bezeichnen? Plagiatsjäger Gerhard Dannemann erläutert die Unterschiede akademischer Abschlüsse an deutschen und britischen Universitäten.
 
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Russlands Zurückhaltung im Gaza-Konflikt
Moskaus Angst vor Destabilisierung
VON EKATERINA ZOLOTOVA
 
Normalerweise ist Russland ein wichtiger Akteur im Nahost-Konflikt. Doch bei der aktuellen Eskalation zwischen Israel und den Palästinensern hält sich Moskau auffällig zurück. Denn der Kreml befürchtet einen Aufruhr der muslimischen Bevölkerung im eigenen Land und an dessen südlichen Grenzen.
 
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Deutschland, nicht Nahost
 
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